Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Gott, wie viele andere es erwischt hat. Konnten sich die Delegierten retten, Fug?«
»Alle bis auf Sir Charles Pennyworth. Der arme Kerl brach sich das Genick, als er auf einen Sampan aufschlug. Irgendwann waren auch noch zwei andere Delegierte in meiner Nähe. Dieser verdammte Radikalinski, wie hieß er doch gleich? Grey, ja, ja, Grey. Und auch dieser Broadhurst. Betrugen sich beide recht anständig, muß ich sagen.«
»Wie ich höre, konnte sich auch Ihr Superfood-Mann retten, Pug. War unser ›Nennen-Sie-mich-Chuck‹ nicht als erster vom Schiff runter?«
Verlegen zog Pugmire die Schultern hoch. »Ich weiß es wirklich nicht. Aber wie ich höre, haben sich Bartlett und die Tcholok bravourös hervorgetan. Vielleicht sollte man sie mit einer Medaille auszeichnen?«
»Warum schlagen Sie es nicht vor?« sagte Dunross, der schon gehen wollte. »Wenn sonst nichts vorliegt …«
»An Ihrer Stelle würde ich mir eine Spritze geben lassen«, sagte Crosse. »In dem Wasser muß es Bazillen geben, die man noch gar nicht erfunden hat.«
Alle lachten.
»Ich habe mehr als das getan«, schmunzelte Dunross. »Als wir aus dem Wasser waren, schnappte ich mir Bartlett und Casey und fuhr mit ihnen zu Dr. Tooley.« Dunross lächelte. »Es hätte ihn bald der Schlag getroffen, als wir ihm erzählten, daß wir im Hafen von Aberdeen geschwommen waren. ›Trinken Sie das‹, sagte er, und wie brave Lämmchen taten wir, wie uns geheißen. Bevor wir noch wußten, wie uns geschah, kotzten wir wie die Reiher. Wenn ich nicht so schwach gewesen wäre, ich hätte ihm eine verpaßt, aber wir dachten nur daran, möglichst schnell das Klo zu erreichen. Und dann stopfte uns der alte Pflasterkasten pfundweise Pillen in den Rachen, und Bartlett sagte: ›He, Doktor, warum geben Sie uns nicht auch noch Zäpfchen, damit die Viren auch ’ne kleine Freude haben?‹«
Wieder lachten alle.
»Doc Tooley sagte, das mindeste, was uns blüht, ist ein Magen-Darm-Katarrh, die Ruhr oder die Pest. Na ja, heute rot, morgen tot. Sonst noch was?«
»Tai-Pan«, sagte Shiteh, »ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, aber ich … ich möchte eine Sammlung für die Familien der Opfer …«
»Eine ausgezeichnete Idee! Der Jockey-Club sollte sich daran beteiligen. McBride, wären Sie wohl so freundlich, sich bei den anderen Stewards umzuhören, ob sie einverstanden sind? Wie wäre es mit 100.000?«
»Ist das nicht ein bißchen sehr großzügig?« wandte Pugmire ein.
Dunross reckte das Kinn hoch. »Sagen wir lieber 150.000.«
Pugmire errötete. Keiner sagte etwas. »Sitzung geschlossen? Fein. Guten Morgen!«
Höflich lüftete Dunross den Hut und entfernte sich.
»Entschuldigen Sie mich bitte!« Crosse bedeutete Brian Kwok, ihm zu folgen. »Mr. Dunross!«
»Ja, Oberinspektor?«
»Mr. Dunross«, sagte Crosse leise, nachdem er ihn eingeholt hatte, »Sinders kommt morgen mit der BOAC. Wenn es Ihnen recht ist, fahren wir vom Flughafen gleich zur Bank.«
»Kommt auch der Gouverneur?«
»Ich werde ihn darum ersuchen. Wir sollten gegen sechs Uhr da sein.«
»Wenn die Maschine pünktlich ist.« Dunross lächelte.
»Haben Sie schon die offizielle Mitteilung über die Freigabe der Eastern Cloud erhalten?«
»Ja, danke. Wir bekamen gestern ein Telex aus Delhi. Ich habe sie sofort zurückbeordert, und sie ist mit der Flut ausgelaufen. He, Brian, erinnern Sie sich, daß Sie wetten wollten in bezug auf Caseys Paradiesäpfel? Fünfzig Dollar zu einem Kupferkäsch, daß sie die tollsten in ganz Hongkong hat?«
Brian Kwok errötete. »Äh, ja. Wieso?«
»Ich weiß nicht, ob sie die tollsten hat, aber wie weiland Paris würden Sie es verdammt schwer haben, wenn Sie ein Urteil abgeben müßten.« Er nickte beiden freundlich zu. »Bis morgen dann«, sagte er und ging. Sie sahen ihm nach. Beim Ausgang wartete ein Beamter des SI, um ihn zu begleiten.
»Er hält mit was hinterm Busch«, knurrte Crosse.
»Das scheint mir auch so, Sir.«
Crosse fixierte seinen Untergebenen. »Zählt es zu Ihren Gewohnheiten, Wetten über die Milchdrüsen von Damen abzuschließen?«
»Nein, Sir, tut mir leid, Sir.«
»Gut. Frauen sind ja glücklicherweise nicht die einzige Quelle der Schönheit, nicht wahr? Bitte warten Sie hier!« Crosse begab sich zu den anderen Stewards zurück.
Brian Kwok war hundemüde. Die Froschmänner hatten ihn in Aberdeen erwartet.
Dunross war schon nach Hause gegangen, aber Kwok hatte noch stundenlang mithelfen müssen, die Suche nach den Opfern zu
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