Hongkong 02 - Noble House Hongkong
geht. Aber solange man nicht gewonnen hat, kann man seiner Sache nicht sicher sein. Ich stimme da mit Mr. Dunross überein: Man kann sich die Finger verbrennen.« Er zwinkerte mit den Augen. »Ich stimme auch Mr. Gornt zu: Man kann dabei hohe Gewinne erzielen.«
Schallendes Gelächter erhob sich. Dunross machte es sich zunutze, um sich einen Weg zum Ausgang zu bahnen. Bartlett und Casey folgten ihm. Der Chauffeur wartete neben dem Rolls. »Kommen Sie, steigen Sie ein! Tut mir leid, ich bin ein bißchen in Eile, aber ich bringe Sie nach Hause.«
»Nein, nein, lassen Sie nur, wir nehmen ein Taxi …«
»Aber ich bitte Sie! In diesem Regen müssen Sie eine halbe Stunde auf ein Taxi warten.«
»Wenn Sie uns zur Fähre bringen, sind wir schon sehr zufrieden«, sagte Casey. Sie stiegen ein und fuhren los.
»Was werden Sie gegen Gornt unternehmen?« fragte Bartlett.
Dunross lachte, und Bartlett und Casey versuchten, sich einen Reim darauf zu machen. »Ich werde warten«, antwortete er. »Geduld ist eine alte chinesische Gewohnheit. Dem Wartenden fällt alles zu. Ich danke Ihnen, daß Sie über unser Deal nichts verlauten ließen. Das haben Sie wirklich sehr geschickt gemacht. Könnten Sie es mir überlassen, die Zeit der Bekanntmachung festzusetzen? Ich benachrichtige Sie rechtzeitig, aber es wäre möglich, daß ich eine gewisse zeitliche Koordinierung brauche, um … besser manövrieren zu können.«
»Selbstverständlich.«
»Vielen Dank! Sollten wir bis dahin im Eimer sein, gibt es kein Deal. Das ist mir völlig klar.«
»Kann Gornt die Kontrolle übernehmen?« fragte Casey. Beide sahen die Veränderung in den Augen des Schotten. Das Lächeln war noch da, aber nur an der Oberfläche.
»Eigentlich nicht, aber mit genügend Anteilen kann er sich sofort den Weg in den Aufsichtsrat erzwingen und andere Vorstandsmitglieder berufen. Sitzt er einmal im Aufsichtsrat, wird ihm der größte Teil unserer Geschäftsgeheimnisse zugänglich sein, und er wird alles auseinanderreißen und zerstören.« Dunross streifte Casey mit einem Blick. »Zerstörung ist sein Ziel.«
»Wegen der Vergangenheit?«
»Zum Teil.« Wieder verzog Dunross den Mund zu einem Lächeln. »Der Einsatz ist hoch, es steht viel auf dem Spiel, und wir sind in Hongkong. Die Regierung bestiehlt dich nicht, aber sie schützt dich auch nicht. Wer nicht frei sein will, wem unsere Spielregeln – oder das Fehlen solcher – nicht gefallen, sollte nicht kommen. Sie sind gekommen, um Profit zu machen.« Er fixierte Bartlett. »Und Sie werden Profit erzielen, so oder so.«
Casey fragte sich abermals, wieviel Dunross von Bartletts Arrangement mit Gornt wußte. Der Gedanke beunruhigte sie.
»Wir sind auf Profit aus«, sagte sie, »aber nicht auf Zerstörung.«
»Das ist sehr weise«, gab er zurück. »Es ist besser, Bedeutendes zu schaffen als zu zerstören. Ach ja, Jacques läßt Sie fragen, ob Sie beide heute mit ihm zu Abend essen wollen. Ich kann leider nicht, ich bin offiziell beim Gouverneur eingeladen, aber wir könnten uns anschließend auf einen Drink treffen.«
»Vielen Dank, aber ich kann auch nicht«, antwortete Bartlett leichthin, obwohl ihn beim Gedanken an Orlanda leise Zweifel plagten. »Und du, Casey?«
»Nein, danke. Ich habe noch allerhand zu erledigen, Tai-Pan. Vielleicht könnten Sie uns die Einladung ›gutschreiben‹ lassen?« schlug sie fröhlich vor und dachte, wie klug es von ihm war, sich in seinen Äußerungen auf ein Minimum zu beschränken, und wie klug von Linc, das Verhältnis zu Struan’s für eine kleine Weile abkühlen zu lassen. Jawohl, dachte sie, und es wird schön sein, mit Linc zu Abend zu essen, nur wir beide, wie beim Lunch.
Dunross betrat sein Büro.
»Hallo, Tai-Pan«, begrüßte ihn Claudia. »Mr. und Mrs. Kirk warten im Empfangsraum im Erdgeschoß. Bill Fosters Abschiedsgesuch liegt auf Ihrem Schreibtisch.«
»Gut. Bitte kümmern Sie sich darum, daß ich mit Linbar spreche, bevor er abfliegt!«
Er fühlte ihre Besorgnis, so geschickt sie ihre Gefühle auch verbarg. Er spürte es im ganzen Haus. Keiner ließ sich etwas anmerken, aber das Vertrauen war erschüttert.
Voll Unbehagen überdachte Dunross noch einmal seinen Plan und seine Position. Er wußte, daß ihm nur wenige Möglichkeiten offenstanden und daß Angriff die einzige Verteidigung darstellte, aber ohne massiven finanziellen Rückhalt konnte er nicht angreifen. Bei seinem vormittägigen Gespräch mit Lando Mata hatte er sich mit einem
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