Hongkong 02 - Noble House Hongkong
ist unmöglich, kommt gar nicht in Frage!«
Den Alten juckte es zwischen den Beinen, und er kratzte sich. Er dachte an Venus Poon, die ihn heute nacht erwartete. »Vielleicht werde ich nur für das magische Auge zahlen.«
Paul Tschoy nahm all seinen Mut zusammen. »Ja, das kannst du tun, aber dann verlasse ich Hongkong.«
»Du gehst, wenn ich sage, daß du gehen sollst«, versetzte Wu boshaft.
»Aber wenn ich keinen Profit mache und meine gründliche Ausbildung nicht verwerte, wozu sollte ich bleiben? Hast du soviel Geld für mich ausgegeben, um einen Hurenwirt auf einem deiner Vergnügungsschiffe aus mir zu machen? Nein, da gehe ich lieber. Besser, ich bringe einem anderen Gewinn, so daß ich anfangen kann, dir deine Auslagen für mich zurückzuzahlen. Ich werde Schwarzbart zum nächsten Ersten kündigen, und dann gehe ich.«
»Du wirst gehen, wenn ich dir sage, daß du gehen sollst«, entgegnete Wu böse. »Du hast in gefährlichen Wassern gefischt.«
So wie du auch, hätte Paul Tschoy erwidern mögen. Wenn du glaubst, daß du mich erpressen kannst, daß du mich an der Angel hast – es ist gerade umgekehrt, und du hast mehr zu verlieren als ich. Hast du schon einmal davon gehört, daß man Straffreiheit zugesichert bekommt, wenn man als Kronzeuge gegen einen Mitschuldigen aussagt? Aber er behielt diese mögliche Taktik für sich und blieb liebenswürdig und höflich. »Alle Wasser sind gefährlich, wenn die Götter es so wollen«, erklärte er.
Wu tat einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. Er registrierte die Veränderung, die in dem jungen Mann vorgegangen war. Ich glaube, Gutwetter Poon hatte recht. Es war ein Fehler, Profitmacher Tschoy heute nacht an Bord zu nehmen. Jetzt weiß er zuviel von uns.
Ja. Richtig. Aber das ist leicht zu korrigieren, wenn es nötig werden sollte. Jederzeit.
15
22.03 Uhr:
»Was, zum Teufel, wollen Sie tun, Havergill?« fragte der Gouverneur den Bankdirektor. Zusammen mit Johnjohn standen sie nach dem Dinner auf der Terrasse des Government House. »Du lieber Himmel! Wenn jetzt auch noch der Victoria das Geld ausgeht, ist die ganze Insel im Eimer!«
Havergill blickte in die Runde, um sich zu vergewissern, daß kein Lauscher in der Nähe war, und senkte seine Stimme. »Wir halten Kontakt mit der Bank von England, Sir. Morgen um Mitternacht Londoner Zeit wird eine RAF-Maschine auf dem Flughafen Heathrow stehen, vollgestopft mit Fünf- und Zehnpfundnoten.« Sein gewohntes Selbstvertrauen kehrte zurück. »Wie ich schon sagte: Die Victoria ist völlig gesund, unsere Vermögenswerte sind mehr als ausreichend, um für alle, praktisch alle Eventualitäten gerüstet zu sein.«
»Aber es könnte sein, daß Sie nicht genügend Hongkong-Dollar haben, um dem Sturm zu trotzen?«
»Nur im Fall, daß … daß das Problem andauert, Sir.«
Sir Geoffrey fixierte ihn. »Wie, zum Teufel, sind wir in diesen Schlamassel geraten?«
»Joss«, antwortete Johnjohn müde. »Leider kann uns die Münzstätte nicht zeitgerecht genügend Hongkong-Dollar drucken. Es würde Wochen dauern, die Menge, die wir brauchten, zu drucken und uns zu schicken, und es würde unserer Wirtschaft auch gar nicht guttun, eine so große Menge Noten zusätzlich in Umlauf zu bringen.«
»Wieviel brauchen wir denn nun wirklich?« Der Gouverneur sah, wie Havergill und Johnjohn Blicke tauschten.
»Das wissen wir nicht«, antwortete Johnjohn. »So wie wir werden auch alle anderen Banken in der Kolonie der Bank von England vorübergehend ihre Sicherheiten verpfänden müssen, um das benötigte Bargeld zu bekommen. Wenn alle Bankkunden ihre Anlagen bis auf den letzten Dollar zurückhaben wollen …« Schweiß perlte auf Johnjohns Stirn.
»Wird ein Transportflugzeug der RAF reichen?« Sir Geoffrey bemühte sich, nicht sarkastisch zu klingen.
»Das wissen wir nicht, Sir«, antwortete Havergill, »aber sie haben uns fest zugesagt, daß eine erste Ladung spätestens Montag abend hier eintreffen wird.«
»Nicht früher?«
»Nein, Sir. Früher ist es unmöglich.«
»Und sonst können wir nichts tun?«
Johnjohn schluckte. »Wir haben daran gedacht, Sie zu ersuchen, einen Bankfeiertag vorzuschreiben, doch wir kamen zu dem Schluß – und die Bank von England pflichtete uns bei –, daß Sie, Sir, mehr Schaden als Nutzen anrichten könnten.«
»Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen, Sir«, hakte Havergill nach. »Ende nächster Woche ist alles vergessen.«
»Aber ich werde es nicht vergessen, und ich frage mich, ob China
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