Hongkong 02 - Noble House Hongkong
sondern auch Ihre Probleme zu berücksichtigen.«
Wieder trat Schweigen ein. Linbar Struan, vierunddreißig, rotblondes Haar, ein Schimmer von Leichtsinn in seinen blauen Augen, beharrte auf seinem Angebot.
»Wollen Sie wirklich keinen Kaffee?«
»Nein, danke. Dann akzeptieren Sie also unseren Vorschlag so, wie er steht?«
Philip Tschen räusperte sich. »Im Prinzip sind wir uns darüber einig, daß wir mit Par-Con in mehreren Bereichen in Geschäftsverbindung treten wollen. Das ergibt sich aus den vorläufigen Abmachungen. Was die Polyurethanfabriken angeht …«
Sie lauschte seinen Verallgemeinerungen und versuchte dann noch einmal, die Sprache auf das Eigentliche zu bringen – um sich darüber zu einigen, war diese Konferenz einberufen worden. Aber man kam nicht voran, und Casey fühlte, wie sich die Herren von Noble House krümmten und wanden.
»Habe ich vielleicht versäumt, einen wesentlichen Punkt zu erläutern?« fragte sie.
»Wenn Sie etwas nicht verstehen …«
»Wir verstehen sehr gut«, gab Gavallan zurück. »Aber die Zahlen, die Sie uns vorlegen, sind unrealistisch. Wir finanzieren den Bau der Fabriken. Sie stellen die Maschinen auf, aber Ihre Kosten amortisieren sich in drei Jahren, was jeden Cashflow auffrißt und auf mindestens fünf Jahre keinen Gewinn zuläßt.«
»Wie man mich unterrichtet hat, ist es hier in Hongkong üblich, die Gesamtkosten eines Baus in drei Jahren zu amortisieren«, konterte sie mit gleicher Entschiedenheit, froh, herausgefordert worden zu sein. »Wir haben nur die bei Ihnen üblichen Modalitäten auch für die Maschinen vorgeschlagen. Wenn Ihnen fünf Jahre – oder zehn Jahre – lieber sind, Sie können sie haben, vorausgesetzt, das gleiche gilt für die Baulichkeiten.«
»Sie zahlen doch nichts für die Maschinen – sie werden gemietet, und der monatliche Aufwand für das gemeinschaftliche Unternehmen ist hoch.«
»Wie hoch ist heute bei Ihnen der Leitzins, Mr. Gavallan?«
Sie berieten sich und nannten ihr die Zahl. Ein paar Sekunden lang arbeitete sie mit ihrem Taschenrechner. »Beim heutigen Satz können Sie 17.000 Hongkong-Dollar die Woche pro Maschinensatz einsparen, wenn Sie unseren Vorschlag annehmen.
Auf die Zeitspanne bezogen, von der wir sprechen …«
Wieder eine rasche Rechenoperation.
»… würde Ihr anteiliger Gewinn um zweiunddreißig Prozent ansteigen – und wir sprechen von Millionen Dollar.«
Stumm starrten die Herren sie an.
Sie war ganz sicher, daß sie die Herren mit ihren Zahlen in Verlegenheit gebracht hatte. Was kann ich ihnen noch sagen, um sie zu überzeugen? fragte sie sich, während ihre Unruhe zunahm. Struan’s wird ein Vermögen verdienen, wenn sich diese Burschen am Riemen reißen, wir verdienen ebenfalls ein Vermögen, und ich komme endlich zu meinem Startgeld. Allein das Schaumstoffgeschäft wird Struan’s reich machen und Par-Con in den nächsten zehn Jahren 580.000 Dollar netto im Monat einbringen. Und Linc hat gesagt, ich könnte ein Stück von dem Kuchen haben.
Äußerlich ruhig wartete Casey. Als sie den Zeitpunkt für gekommen hielt, sagte sie unschuldig: »Sind wir uns also einig, daß unser Vorschlag so bleibt? Wir machen fünfzig zu fünfzig; gibt’s denn etwas Besseres?«
»Ich behaupte nach wie vor, daß Sie keine fünfzig Prozent zur Finanzierung des gemeinschaftlichen Projekts beitragen«, versetzte Andrew Gavallan in scharfem Ton.
»Sie können die von Ihnen gemieteten Maschinen ohne Verlust zurückgeben, und darum ist Ihr Risiko nicht annähernd so hoch wie das unsere.«
»Aber das tun wir aus rein steuerlichen Erwägungen, und um den Bareinsatz so gering wie möglich zu halten, meine Herren. Wir finanzieren aus dem Ertrag. Das Resultat ist das gleiche. Die Tatsache, daß wir eine Möglichkeit haben, steuerliche Verluste geltend zu machen, gehört nicht zur Sache. In den Staaten, wo wir uns auskennen, finanzieren wir«, legte sie mit noch unschuldigerer Miene ihren Köder aus.
»Sie finanzieren in Hongkong, wo Sie die Experten sind.«
Quillan Gornt trat von seinem Bürofenster zurück. »Ich wiederhole, Mr. Bartlett: Wir sind in der Lage, Ihnen zu jedem Abkommen bessere Konditionen zu bieten, als Struan’s das kann. Zu jedem Abkommen.«
»Auf den Dollar genau?«
»Auf den Dollar genau.« Der Engländer kehrte zu seinem leeren Schreibtisch zurück und setzte sich wieder Bartlett gegenüber. Sie befanden sich im obersten Stockwerk des Rothwell-Gornt-Hauses, das ebenfalls nach der
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