Hongkong 02 - Noble House Hongkong
er seit der Zeit, da sie ihm untreu gewesen war, nicht mehr mit ihr geschlafen hatte.
»Quillan …« setzte sie an, denn seine Hand hatte auch sie erregt.
»Nein.«
Ihre Augen glitten zur Tür. »Bitte! Drei Jahre sind es jetzt her, und es hat keinen Mann gegeben …«
»Nein, danke.« Seine Hände jetzt sanft, aber fest auf ihre Arme legend, löste er sich von ihr. »Das Beste hatten wir schon«, sagte er nach der Art eines Connaisseurs, »ich mag nichts Zweitbestes.«
Verdrießlich sah sie ihn an. »Du gewinnst immer, nicht wahr?«
»An dem Tag, an dem Bartlett dich zu seiner Geliebten macht, bekommst du ein Geschenk von mir«, sagte er ruhig. »Wenn er mit dir nach Macao fährt und du dort in aller Öffentlichkeit drei Tage mit ihm verbringst, schenke ich dir einen neuen Jaguar. Wenn er dich bittet, ihn zu heiraten, bekommst du die Wohnung mit allem, was drin ist, und ein Haus in Kalifornien als Hochzeitsgeschenk.«
Sie sperrte den Mund auf, dann breitete sich ein strahlendes Lächeln über ihre Züge.
»Einen XKE, einen schwarzen, Quillan, oh, das wäre herrlich!« Doch bald verflog ihre Freude. »Warum ist er für dich so wichtig?«
Er starrte sie an und blieb stumm.
»Entschuldige«, sagte sie, »ich hätte nicht fragen sollen.« Aufmerksam nahm sie eine Zigarette aus der Dose, zündete sie an, beugte sich über den Tisch und reichte sie ihm.
»Danke«, sagte er, sah die Wölbung ihrer Brust, genoß den Anblick und bedauerte gleichzeitig, daß solche Schönheit so vergänglich war. »Übrigens möchte ich nicht, daß Bartlett von unserer Abmachung etwas erfährt.«
»Ich auch nicht.« Sie seufzte und zwang sich zu einem Lächeln. Dann stand sie auf und zuckte die Achseln. » Ayeeyah, es wäre mit uns nicht immer so weitergegangen. Du hättest dich geändert – ich wäre dir lästig geworden.«
Sie überprüfte ihr Make-up, zupfte ihre Bluse zurecht, warf ihm eine Kußhand zu und ging. Er starrte auf die geschlossene Tür, lächelte und drückte die Zigarette aus, die sie ihm gegeben und er noch nicht an die Lippen geführt hatte. Dann zündete er sich eine frische an.
Ausgezeichnet! dachte er. Jetzt werden wir sehen, wie du mit dem Messer umgehen kannst, mein selbstsicherer, eingebildeter frecher Yankee. Pasta mit Bier, ist das zu glauben? Er griff nach dem Telefon und wählte eine Geheimnummer. Er war froh, daß Orlanda mehr Chinesin als Europäerin war. Chinesen waren so praktisch denkende Leute.
Das Amtszeichen brach ab, und er hörte Paul Havergills frische Stimme. »Ja?«
»Quillan. Wie steht’s?«
»Hallo, Quillan – Sie wissen wohl schon, daß Johnjohn im November die Bank übernimmt?«
»Ja. Tut mir leid.«
»Verflucht. Ich hoffte, sie würden mich bestätigen, aber statt dessen entschied sich der Vorstand für Johnjohn. Gestern abend war es schon offiziell. Es ist wieder Dunross und seine Clique und ihre Aktienmehrheit. Wie ist Ihre Besprechung gelaufen?«
»Unser Amerikaner kann es schon gar nicht mehr erwarten – wie ich es Ihnen prophezeit habe.« Gornt zog an seiner Zigarette und versuchte, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen. »Hätten Sie etwas gegen eine kleine Sonderaktion, bevor Sie in den Ruhestand treten?«
»An was für eine Aktion dachten Sie?«
»Erinnern Sie sich an eines meiner Sandkastenspiele, dem ich den Namen ›Wettkampf‹ gab?«
Havergill dachte einen Augenblick nach. »Es ging dabei darum, eine Bank zu übernehmen oder auszuschalten, nicht wahr? Warum?«
»Nehmen wir einmal an, jemand hätte das Spiel neu überdacht, ein paar Änderungen vorgenommen und den ›Ein‹-Knopf gedrückt – vor zwei Tagen. Nehmen wir an, jemand hätte gewußt, daß Dunross und die anderen Sie hinauswählen würden, und er hätte sich dafür rächen wollen. ›Wettkampf‹ würde sich vorzüglich dafür eignen.«
»Das verstehe ich nicht. Welchen Zweck hätte es, die Blacs anzugreifen?« Die Bank of London, Canton und Schanghai war die große Konkurrenz der Victoria. »Das ergibt keinen Sinn.«
»Aber nehmen wir an, jemand hätte das Ziel ausgewechselt.«
»Und durch wen ersetzt?«
»Richard.« Richard Kwang kontrollierte die Ho-Pak Bank – eine der größten der vielen chinesischen Banken in Hongkong.
»Du lieber Himmel! Aber das ist …« Es entstand eine lange Pause. »Haben Sie ›Wettkampf‹ wirklich anlaufen … in Kraft treten lassen?«
»Jawohl, und außer Ihnen und mir weiß es niemand.«
»Aber wie soll sich das gegen Dunross
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