Hongkong 02 - Noble House Hongkong
wolltest, waren schon fort.«
»Verflixt!« Dunross überlegte kurz, entschuldigte sich und verließ mit Gavallan die Loge. »Wir sehen uns doch bei der Cocktail-Party?«
»Ja, wenn du mich dabei haben willst – ich fürchte nur, ich werde kein sehr guter Gesellschafter sein.«
»Komm mal mit!« Dunross ging in das Zimmer neben der Küche voran. Tee war angerichtet, und in einem Eiskübel wartete eine Flasche Dom Pérignon, wie Gavallan schmunzelnd feststellte. »Gibt es was zu feiern?«
»Ja, drei Dinge: die Übernahme von General Stores, die Ho-Pak-Fusion und die Morgenröte einer neuen Ära.«
»Ach ja?«
»Ja.« Dunross begann die Flasche zu öffnen. »Konkret: Ich möchte, daß du Montag abend mit den Kindern nach London fliegst.« Gavallans Augen weiteten sich, aber er blieb stumm. »Ich möchte, daß du nach Kathy siehst, mit ihrem Spezialisten sprichst und dann mit ihr und den Kindern nach Schloß Avisyard fährst. Ich möchte, daß du auf sechs Monate, vielleicht auf ein oder zwei Jahre, dort deinen Wohnsitz nimmst. Du wirst eine neue Konzerntochter aufbauen. Unter strengster Geheimhaltung – vor Alastair, vor meinem Vater, vor David, vor allen außer mir.«
»Um was handelt es sich?« Gavallans freudige Erregung war nicht zu übersehen.
»Heute abend kommt auch ein Mann namens Kirk, Jamie Kirk. Ich möchte, daß du eine persönliche Beziehung zu ihm anknüpfst. Seine Frau ist eine Nervensäge, aber lade sie nach Avisyard ein! Ich möchte, daß du dich in Schottland, besonders in Aberdeen, umsiehst. Ich möchte, daß du Immobilien kaufst, aber ganz auf die Stille. Fabrikgelände, Kaianlagen, für Flugplätze geeignetes Baugelände, Hubschrauberlandeplätze in der Nähe von Schiffswerften. Gibt es dort Werften?«
»Mein Gott, Tai-Pan, ich habe keine Ahnung. Ich war nie dort.«
»Macht auch nichts. Für den Anfang beträgt dein Budget eine Million Pfund.«
»Wo, zum Teufel, willst du eine Million Pfund her …«
»Das soll nicht deine Sorge sein.« Dunross goß den hellen, trockenen Champagner ein. »In den nächsten sechs Monaten kannst du eine Million Pfund investieren. Weitere fünf Millionen in den folgenden zwei Jahren.«
Gavallan starrte ihn mit offenem Mund an.
»In dieser Zeit soll unser Noble House ein Machtfaktor in Aberdeen werden, ich will dich als Grundherrn von Aberdeen sehen – mit Land bis Inverness im Osten und bis Dundee im Süden. In zwei Jahren. Alles klar?«
»Ja, aber …« Gavallan war sprachlos. Sein Leben lang hatte er, so wie Kathy und die Kinder auch, Asien verlassen wollen, aber es war nie möglich gewesen oder auch nur in Erwägung gezogen worden. Jetzt hatte Dunross ihm sein Utopia geschenkt.
»Sprich mit Kirk, betöre seine Frau, und vergiß nicht, Junge, ein geschlossener Mund … na, du weißt schon!« Dunross gab ihm ein Glas und nahm eines für sich.
»Auf Schottland, auf die neue Ära und unser neues Lehen!« Und in seinem Innersten fügte er hinzu: Auf die Nordsee! Die Götter sind meine Zeugen: Noble House setzt Notplanung Eins in Gang.
6
17.50 Uhr:
Bis auf die Putzfrauen waren die Tribünen leer und die meisten Logen dunkel. Es regnete immer noch in Strömen. Die Dämmerung brach an. Rund um den Rennplatz stockte der Verkehr. Durchnäßt, aber guten Mutes, machten sich Tausende auf den Heimweg. Nächsten Sonnabend war wieder Renntag, und, oh, oh, oh, diesmal wird sicher der Tai-Pan Noble Star reiten, und Schwarzbart vielleicht Pilot Fish, und diese beiden quai-loh- Teufel werden sich gegenseitig umbringen.
Der Rolls, der aus der Einfahrt für Mitglieder kam, bespritzte einige Fußgänger. Sie reagierten mit einem Schwall von Flüchen, aber eigentlich machte es den Chinesen nichts aus. Eines Tages werde ich auch so einen haben, dachten sie alle. Nur ein bißchen Joss nächsten Sonnabend, und ich habe genug, um ein wenig Land zu kaufen oder eine Wohnung, die ich vermieten kann und dann gegen ein Geschoß in einem Hochhaus tauschen, Iiiiii, das wird schön sein, im eigenen Rolls zu fahren so wie der da! Hast du gesehen, wer das war? Taxifahrer Tok, der vor sieben Jahren noch ein bo-pi fuhr, ein illegales Taxi, eines Tages 10.000 HK auf dem Rücksitz fand, fünf Jahre wartete, bis die Fundunterschlagung verjährt war, das Geld dann in der Zeit der großen Hausse mit großem Gewinn in Aktien anlegte und schließlich Apartments kaufte. Tja, die Hausse! Hast du gelesen, was der alte blinde Tung in seiner Kolumne über die kommende Hausse geschrieben
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