Hongkong 02 - Noble House Hongkong
grundlegenden Entscheidungen mitreden. Wir meinen, daß mir ein Sitz im Aufsichtsrat zusteht. Auch im Finanzausschuß und im Ausschuß für Neuerwerbungen.«
Bartlett und Casey starrten ihn an. »Das war nie Teil unseres Aktiengeschäfts«, konterte Bartlett. »Du hast selbst gesagt, es sei nur eine Investition.«
»So ist es«, stieß Casey nach. »Sie haben uns geschrieben, Sie seien ein Kapitalanleger und …«
»Die Zeiten haben sich geändert, liebe Dame. Jetzt wollen wir mitreden. Kapiert?«
Banastasios Stimme klang rauh. »Nur einen Sitz, Linc! Mit soviel Aktien hätte ich bei General Motors zwei Sitze.«
»Wir sind nicht General Motors.«
»Ja, das wissen wir. Aber wir wollen auch nichts Unrechtes. Wir wollen nur, daß Par-Con schneller wächst. Vielleicht kann ich …«
»Par-Con wächst sehr schön. Wäre es nicht klüger …« Wieder richtete Banastasio seine kalten Augen auf Casey, und sie verstummte. Bartlett ballte die Faust in der Tasche.
»Es ist also abgemacht«, sagte Banastasio, und das Lächeln kam zurück. »Ab heute bin ich im Aufsichtsrat. Richtig?«
»Falsch. Aufsichtsräte werden bei der Jahresversammlung von den Aktionären gewählt«, widersprach ihm Bartlett in scharfem Ton. »Nicht früher. Und wir haben keinen freien Posten.«
Banastasio lachte. »Das könnte sich ändern.« Plötzlich wurde sein Gesicht ernst.
»Hör mal, Linc, das ist keine Drohung, nur eine Möglichkeit. Ich kann viel tun im Aufsichtsrat. Ich habe Verbindungen. Und ich möchte da und dort meinen Senf dazugeben.«
»In bezug auf was?«
»Geschäfte. Zum Beispiel: Par-Con schließt mit Gornt ab.«
»Und wenn ich dagegen bin?«
»Ein kleiner Schubs, und Dunross liegt auf der Straße. Gornt ist unser Mann, Linc. Wir haben das untersucht, und er ist besser für uns.«
Bartlett stand auf. Mit weichen Knien folgte Casey seinem Beispiel. Banastasio rührte sich nicht. »Ich werde über das alles nachdenken«, sagte Bartlett. »Wie die Dinge jetzt stehen, ist es noch völlig offen, ob wir mit einem von den beiden abschließen. Sie haben uns beide nicht restlos überzeugt.«
Banastasio kniff die Augen zusammen. »Ich stimme für Gornt. Ist das klar?«
»Rutsch mir den Buckel runter!« Bartlett wandte sich zum Gehen.
»Moment mal!« Banastasio stand auf und kam näher. »Wir wollen keinen Stunk. Ich nicht, die Jungs nicht.«
»Was für Jungs?«
Banastasio verzog den Mund. »Komm schon, Linc, du lebst nicht auf dem Mond! Bis heute ist alles prima gelaufen. Und wir wollen auch jetzt keinen Wind machen; wir wollen nur Geld verdienen.«
»Das haben wir miteinander gemeinsam. Wir werden deine Aktien zurückkaufen und …«
»Nein. Ich verkaufe nicht.« Er seufzte. »Wir haben uns eingekauft, als du Kapital brauchtest. Wir haben einen anständigen Preis gezahlt, und du hast mit unserem Geld expandiert. Und jetzt wollen wir auch mitreden, verstanden?«
»Bei der Jahresversammlung werde ich den Aktionären …«
»Jetzt, verdammt noch mal!«
»Nein, verdammt noch mal!« Mit gefährlich vorgewölbter Brust stand Bartlett da.
»Kapiert?«
Banastasio sah Casey an; seine Augen glitzerten. »Ist das auch Ihre Einstellung, Miss Vizepräsident und Schatzmeister?«
»Ja«, antwortete sie, überrascht, daß ihre Stimme so fest klang. »Kein Sitz im Aufsichtsrat, Mr. Banastasio. Und wenn es zu einer Abstimmung kommt, stehen meine Aktien gegen Sie und zu hundert Prozent gegen Gornt.«
»Wenn wir die Kontrolle übernehmen, sind Sie gefeuert.«
»Wenn Sie die Kontrolle übernehmen, bin ich schon längst nicht mehr da.« Überrascht, daß ihre Beine nichteinknickten, schritt Casey zur Tür.
Bartlett blieb vor Banastasio stehen. »Vielleicht sehen wir uns mal wieder«, sagte er.
»Du tätest gut daran, es dir noch einmal zu überlegen.«
»Du tätest gut daran, dich aus Par-Con herauszuhalten.« Bartlett machte kehrt und folgte Casey aus dem Zimmer.
»Jesus«, sagte er, als sie beim Aufzug standen. »Wir … wir müssen reden.«
»Unbedingt. Ich brauche einen Drink. Mein Gott, Linc, in meinem ganzen Leben hat mir noch nie ein Mensch derart angst gemacht.«
In der Bar im obersten Stockwerk bestellte sie einen Martini und er ein Bier, und als sie ihre Gläser schweigend geleert hatten, ließ er eine zweite Runde kommen. Casey fragte: »Willst du hören, was ich denke?«
»Natürlich, Casey. Sprich nur!«
»Es hat immer schon Gerüchte gegeben, wonach er ein Mafioso ist oder mit der Mafia in Verbindung steht,
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