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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sich nach General Marshall ausgesucht, der, wie alle wußten, Ende der Vierzigerjahre die sofortige und totale Beherrschung Europas durch die Sowjets zunichte gemacht hatte. Das ist unsere Rache, dachte er, unser Marshall-Plan.
    Er lachte laut heraus. Koronski, viel zu erfahren in diesem Geschäft, um zu fragen, was ihn so belustigte, wartete aufmerksam. Automatisch analysierte er das Lachen.
    Es verbarg Angst. Und Angst ist ansteckend. Ein Mensch, der Angst hat, macht Fehler. Ja, dieser Mann riecht nach Angst. Ich werde es in meinem Bericht erwähnen.
    Er blickte auf und sah, daß Suslew ihn beobachtete. Ob der Mann seine Gedanken lesen konnte?
    »Ja, Genosse Kapitän?«
    »Wie lange brauchst du, um mir die Prozedur aufzuschreiben?«
    »Ein paar Minuten. Ich kann es jetzt gleich machen, aber ich muß ins Hotel zurück, um die Präparate zu holen.«
    »Wie viele sind es?«
    »Drei. Ein Schlaf-, ein Weckmittel und das Pentothal-V6.«
    »Nur das Pentothal wird intravenös gegeben?«
    »Ja.«
    »Gut, dann schreib alles auf! Jetzt gleich. Hast du Papier?«
    Koronski nickte und zog ein kleines Notizbuch heraus. »Willst du es russisch oder englisch haben?«
    »Russisch. Die Wach-Schlaf-Wach-Methode brauchst du mir nicht zu erklären. Ich habe sie selbst schon oft angewendet. Nur die letzte Phase, und schreib nicht Pentothal – nenn es einfach Medizin. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Gut. Wenn du fertig bist, leg es dahin!« Er deutete auf einen kleinen Stoß alter Zeitungen auf dem mottenzerfressenen Sofa. »Leg es in die zweite von oben! Ich hole es mir später. Im Erdgeschoß des ›Neun-Drachen-Hotels‹ gibt es eine Herrentoilette. Klebe die Präparate auf die Unterseite der Klosettbrille der letzten Kabine rechts! Und für den Fall, daß ich noch eine Auskunft brauche, sei bitte heute abend um neun in deinem Zimmer! Alles klar?«
    »Alles klar.«
    Suslew erhob sich. Koronski folgte seinem Beispiel und streckte ihm die Hand entgegen. »Viel Glück, Genosse Kapitän!«
    Suslew nickte höflich wie zu einem Untergebenen und verließ die Wohnung. Er ging den Korridor hinunter und durch eine Tür über eine eiserne Wendeltreppe auf das Dach hinauf. In der frischen Luft fühlte er sich wohler. Der Muff im Zimmer und Koronskis Ausdünstung waren ihm zuwider gewesen.
    Wie die meisten Dächer Hongkongs war auch dieses von einem bunten Gemisch roh zusammengezimmerter Wohnstätten bedeckt – die einzige Alternative zu den gedrängt vollen Siedlungen an den Hängen der New Territories oder auf den Bergen von Kowloon und Hongkong. Längst schon hatte die gewaltige Flut der Einwanderer die Stadt selbst bis auf den letzten Zollbreit in Besitz genommen. Die meisten Siedlungen waren illegal, insbesondere auch die Wohnstätten auf den Dächern, aber die Behörden griffen nicht ein, denn wohin hätten diese Unglücklichen gehen sollen? Es gab kein Wasser, keine sanitären Einrichtungen, aber es war immer noch besser, als unter freiem Himmel zu hausen. Auf den Dächern wurde der Abfall beseitigt, indem man ihn auf die Straße warf. Hongkongyan gingen immer auf der Mitte der Straße, nie auf dem Gehsteig, selbst wenn es einen gab.
    Suslew tauchte unter Wäscheleinen durch und stieg über Strand- und Treibgut menschlichen Lebens hinweg. Er überhörte die Schmutzworte, die ihm nachgerufen wurden, und lachte mit den Gassenjungen, die vor ihm herliefen und ihm die offene Hand hinstreckten. Er war zu sehr quai loh, um ihnen Geld zu geben, aber er war gerührt von ihrer Armut und ihrer guten Laune, und so fand er sie mit ein paar freundlichen Worten ab und strich über ein paar struppige Köpfe. Am anderen Ende des Daches führte eine andere Treppe zu Ginny Fus Wohnung hinunter. Die Tür stand offen. Er trat ein.
    »Hallo, Gregy«, begrüßte sie ihn atemlos. Wie er ihr aufgetragen hatte, trug sie farblose Kulikleidung. Ein großer runder Strohhut hing ihr über den Rücken, und ihr Gesicht und ihre Hände waren schmutzig. »Wie ich ausschau? Wie Filmstar, heya? «
    »Greta Garbo persönlich«, antwortete er lachend, als sie auf ihn zulief und ihn stürmisch umarmte. »Du wollen ficki-ficki, bevor wir gehen, heya ?«
    » Njet . Dazu haben wir noch reichlich Zeit in den nächsten Wochen.« Er hatte heute nacht mit ihr geschlafen, mehr um seine Männlichkeit zu beweisen als aus Verlangen. Das ist das Problem, dachte er. Kein Verlangen. Sie langweilt mich. »Also hast du alles verstanden?«
    »O ja«, antwortete sie großspurig, »ich gehen zu

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