Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Lagerhaus 7 zu Kulis, trage Packen auf Schiff, übergebe Papier.« Sie zog es aus der Tasche, um es ihm zu zeigen. Auf dem Papier stand auf Russisch: Kabine 3. Boradinow würde sie erwarten. »In Kabine 3 ich kann benützen Bad; dann ich anziehen das Kleid, das du hast gekauft mir, und warte.« Wieder ein seliges Lächeln. » Heya? «
»Ausgezeichnet.«
»Sicher ich nichts mitnehmen, Gregy?« fragte sie besorgt.
»Nein, nur Toilettartikel, Frauensachen und so. Alles in den Taschen, verstanden?«
»Natürlich«, antwortete sie stolz. »Ich kein Dummkopf!«
»Gut. Ab mit dir!«
Wieder umarmte sie ihn. »Danke für Ferien, Gregy! Ich werde sein prima.« Sie ging.
Das Gespräch mit Koronski hatte ihn hungrig gemacht. Er zündete den Gasherd an und schlug sich ein paar Eier in die Pfanne. Wieder überkam ihn ein Gefühl der Beklemmung. Mach dir keine Sorgen! ermahnte er sich. Der Plan wird gelingen, du wirst den Tai-Pan in deine Gewalt bekommen, und auf dem Polizeipräsidium wird alles nur Routine sein.
Denk nicht an diese Dinge! Denk an Ginny! Auf See wird sie vielleicht nicht so langweilig sein, sie wird dir die Nächte verkürzen, einige Nächte, und der Tai-Pan die Tage, bis wir anlegen. Dann wird er leergepumpt sein, und sie wird aus deinem Leben verschwinden, diese Gefahr wird für immer gebannt sein, und ich fahre auf meine Datscha, wo diese Hexe von Sergejew schon auf mich wartet. Sie wird mich so lange beschimpfen, bis ich die Geduld verliere und ihr die Kleider vom Leib reiße, ihr vielleicht auch wieder die Peitsche gebe, und sie wird sich wehren und kämpfen, und ich werde kämpfen, bis ich in sie eingedrungen bin und mich entladen habe.
Dann schlafen wir, und ich weiß nie, ob sie mir nicht im Schlaf die Kehle durchschneiden wird. Aber man hat sie gewarnt. Wenn mir etwas zustößt, schaffen meine Männer sie zu den Aussätzigen im Osten von Wladiwostok.
Das Radio brachte die Nachrichten in englischer Sprache. »Hier ist Radio Hongkong. Weitere schwere Regenfälle sind zu erwarten.
Die Victoria Bank hat offiziell mitgeteilt, daß sie alle Verpflichtungen der Ho-Pak Bank erfüllen wird, und ersucht alle Einleger, die Montag ihr Geld brauchen, sich friedlich vor den Schaltern in Reihen anzustellen.
In der Nacht waren in der Kolonie zahlreiche Erdrutsche zu verzeichnen. Am ärgsten betroffen war das Siedlungsgebiet oberhalb von Aberdeen, Sau Ming Ping und Sui Fai in Wanchai, wo sechs größere Hangrutsche auch Häuser in Mitleidenschaft gezogen haben. Insgesamt hat das Unglück 33 Tote gefordert, doch fürchtet man, daß noch weitere Opfer unter den Erdmassen begraben liegen.
Ein Bericht aus London bestätigt, daß in der Sowjetunion auch in diesem Jahr starke Ernteausfälle zu beklagen sein werden …«
Den Rest der Nachrichten hörte Suslew nicht mehr. Er wußte, daß der Bericht aus London wahr war. Streng geheime Vorhersagen des KGB hatten prognostiziert, daß die Ernte auch diesmal katastrophal ausfallen werde.
Kristos, warum zum Teufel können wir uns nicht ernähren! hätte er hinausschreien mögen, denn er hatte den Hunger, die monströsen Aufschwellungen und Körperschäden, die der Hunger hervorbrachte, miterlebt.
Also kommt wieder eine Hungersnot, heißt es wieder den Gürtel enger schnallen und Weizen aus dem Ausland kaufen, unsere schwerverdienten Devisen verbrauchen. Unsere Zukunft ist in großer Gefahr. Nahrung ist unsere Achillesferse. Nie gibt es genug. Nie genug Fachkenntnis, Traktoren, Düngemittel oder Volksvermögen, denn unser ganzes Vermögen geht für Waffen, Armeen, Flugzeuge und Schiffe drauf, das ist wichtiger! Wir müssen stark werden und in der Lage sein, uns vor den kapitalistischen Verbrechern und den revisionistischen Chinesenschweinen zu schützen, den Krieg in ihr Land zu tragen, um sie zu zerschmettern, bevor sie uns zerschmettern. Aber wir haben nie genug Nahrung für uns und unsere Pufferstaaten – den Balkan, Ungarn, die Tschechoslowakei, Polen, Ostdeutschland, das Baltikum. Wie kommt es, daß diese Saukerle sich früher selbst ernähren konnten? Warum fälschen sie ihre Ernteerträge, belügen, betrügen und bestehlen uns? Wir beschützen sie, und was tun sie? Sie brüten Verrat, sie hassen uns, und sie würden – wie die Ostdeutschen und die Ungarn es getan haben – sich gegen uns erheben, wenn es unsere Armeen nicht gäbe und das KGB, das dieses dreckige Revisionistengesindel in Zaum hält.
Aber Hunger gebiert Revolution. Immer. Immer wird der
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