Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Niemals. Alles andere dürfe ich Ihnen sagen, nicht aber den Namen. Tut mir leid, bitte verzeihen Sie mir!«
Dunross legte die Stirn in Falten. »Sie sollten ihm den Umschlag einfach übergeben?«
»Ihm oder ihr. Ja, wenn ich darum gebeten werde. Nicht früher. Mr. Gresserhoff sagte, diese Person würde dann eine Schuld begleichen. Danke für das Geschenk, Tai-Pansan. Ich werde es in Ehren halten.«
Der Kellner kam und schenkte den Rest des Champagners ein. »Wie erreiche ich Sie in Zukunft, Rikosan?«
»Ich werde Ihnen drei Adressen und drei Telefonnummern geben, wo Sie mich erreichen können. Eine in der Schweiz, zwei in Japan.«
Nach einer Pause fragte er: »Werden Sie übernächste Woche in Japan sein?«
Riko blickte zu ihm auf, und ihre Schönheit verwirrte ihn. »Ja, wenn Sie es wünschen«, antwortete sie.
»Ich wünsche es.«
5
14.30 Uhr:
Die Sea Witch lag in einiger Entfernung von der Küste neben dem Bootshafen von Sha Tin, wo sie zum Lunch festgemacht hatten. Gleich nach ihrer Ankunft waren der Koch, Casey, Gornt und Peter Marlowe an Land gegangen, um Garnelen, Krebse und Fische auszusuchen, die noch in Fischbehältern schwammen, und dann weiter auf den belebten Markt, um morgenfrisches Gemüse einzukaufen. Zum Lunch hatte es gegrillte Garnelen mit Spargelkohl und in der Pfanne gebratenen, mit Knoblauch gewürzten Fisch mit gemischtem chinesischem Blattgemüse gegeben.
Es war viel gelacht worden während des Essens, die Chinesinnen waren unterhaltsam und fröhlich, Dunstan Barre war übermütig und ungeheuer spaßig, die anderen lustig. Wie anders sich hier die Männer benehmen, dachte Casey. Dann wurde über Geschäfte gesprochen, und in den wenigen Stunden erfuhr Casey mehr über Hongkong, als sie in Büchern gelesen hatte. Immer mehr wurde ihr klar, daß man hier Insider sein mußte, wenn man zu Macht und Reichtum kommen wollte.
»Oh, Sie werden hier sehr erfolgreich sein, Casey, Sie und Bartlett«, hatte Barre gesagt. »Vorausgesetzt, Sie halten sich an unsere Spielregeln, nützen unser Steuersystem, vergessen, was Sie in den Staaten gelernt haben. Stimmt’s, Quillan?«
»Bis zu einem gewissen Grad. Wenn Sie mit Dunross und Struan’s zusammengehen – sofern Struan’s in seiner jetzigen Form nächsten Freitag noch existiert –, werden Sie etwas Milch bekommen, aber keine Sahne.«
»Würde es uns mit Ihnen besser ergehen?«
Barre hatte gelacht. »Sehr viel besser, aber auch nur Milch und sehr wenig Sahne!«
»Ich will es so formulieren«, hatte Gornt liebenswürdig eingeworfen, »von uns werden Sie homogenisierte Milch bekommen.«
Jetzt kam das köstliche Aroma von frisch geröstetem, frisch gemahlenem Kaffee von der Kombüse herauf. Die Unterhaltung, die vornehmlich mit Rücksicht auf Casey geführt wurde, war angenehm und anregend. Man sprach über Handel und Wandel in Asien, über Angebot und Nachfrage und die Einstellung der Asiaten zu Schmuggel und Bannware. Die Chinesinnen plapperten untereinander.
Abrupt erhob Grey seine schnarrende Stimme. »Diese Frage sollten Sie lieber Marlowe stellen, Mr. Gornt. Seit der Zeit in Changi ist er Fachmann für Schmuggel und Erpressung.«
»Ach, kommen Sie, Grey«, sagte Peter Marlowe in der plötzlichen Stille. »Hören Sie auf!«
»Ich dachte, Sie wären stolz darauf?«
»Lassen Sie das, Grey«, entgegnete Marlowe mit steinernem Gesicht.
»Wenn Sie so wollen, alter Freund!« Grey wandte sich an Casey. »Fragen Sie ihn doch!«
»Jetzt ist nicht die richtige Zeit, alte Geschichten aufzuwärmen«, wies Gornt ihn zurecht. Er sprach ruhig und ließ sich seine Belustigung nicht anmerken.
»Das war nicht meine Absicht, Mr. Gornt. Sie sprachen über Schmuggel und Schwarzmarktgeschäfte. Marlowe ist ein Fachmann auf diesem Gebiet, mehr wollte ich nicht sagen.«
»Wollen wir den Kaffee auf Deck einnehmen?« Gornt blickte in die Runde.
»Gute Idee. Kaffee ist immer gut nach der Menage.« Grey gebrauchte das Wort bewußt; er wollte sie alle beleidigen, er machte sich nichts aus ihnen, er war des Geplänkels müde, er haßte sie und das, was sie verkörperten, seine Außenseiterrolle lag ihm im Magen, ihn lüstete nach einem Mädchen, ganz gleich welcher.
»Marlowe und sein Yankee-Kumpel rösteten Kaffee im Lager, und die anderen hatten nichts zu fressen«, quengelte er. »Das hat uns wahnsinnig gemacht.« Seinen Haß offen zugebend, fixierte er Peter Marlowe. »Stimmt’s etwa nicht?« Und zu Casey:
»Sie hatten jeden Tag Kaffee, er und
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