Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Gornt sind gute Freunde. Quillan ist immer noch Eigentümer von dem Penthouse, obwohl er es weitervermietet hat, als wir Schluß machten.«
Bartlett legte einen Arm um ihre Schulter. »Ich bin froh, daß du Schluß gemacht hast.«
»Ich auch«, erwiderte sie mit zartem Lächeln, und ihr unschuldsvoller Blick griff ihm ans Herz.
Sie erreichten den achten Stock, und als sie den Schlüssel ins Schloß steckte, bemerkte er, daß ihre Finger ein wenig zitterten. »Komm rein, Linc! Tee, Kaffee, Bier oder ein Cocktail?« Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und sah ihn an. Sein Herz klopfte, und seine Sinne versuchten zu ergründen, ob die Wohnung leer war. »Wir sind allein«, sagte sie einfach.
»Woher weißt du, was ich denke?«
Sie zuckte die Achseln. »Nur dies und das.«
Er legte die Hand um ihre Mitte. »Orlanda …«
»Ich weiß, Liebster.«
Der heisere Klang ihrer Stimme ließ ihn erbeben. Als er sie küßte, hießen ihn ihre Lippen willkommen. Seine Hände zeichneten die Konturen ihrer Gestalt nach. Er spürte, wie ihre Brustwarzen sich aufrichteten, und der Schlag ihres Herzens war im Gleichklang mit dem seinen. Dann verließen ihre Hände seinen Hals und preßten gegen seine Brust, aber diesmal hielt er sie fest, und sein Kuß wurde fordernder. Der Druck ihrer Hände ließ nach, und abermals schlangen sie sich um seinen Hals.
»Ich liebe dich, Linc.«
»Ich liebe dich auch, Orlanda«, antwortete er, und die Wahrheit seiner Worte verzehrte ihn. Wieder küßten sie einander. Feuer loderte auf in ihm und in ihr. Immer stärker lastete ihr Gewicht auf seinen Armen, und als sie in den Knien einzuknicken drohte, hob er sie mühelos hoch und trug sie durch die offene Tür ins Schlafzimmer.
Die zarten Vorhänge, die rund um das Himmelbett von der Decke hingen, bewegten sich sanft in der kühlen Brise, die durch die offenen Fenster hereinwehte.
»Sei gut zu mir, Liebling«, flüsterte sie mit rauher Stimme. »O wie liebe ich dich!«
Vom Heck der Sea Witch winkte Casey zum Abschied Dunstan Barre, Plumm und Pugmire zu, die auf der Hongkongseite am Pier standen, wo sie soeben abgesetzt worden waren. Die Jacht durchquerte abermals den Hafen – Peter Marlowe und die Mädchen waren schon in Kowloon an Land gegangen – Gornt hatte Casey dazu überredet, an Bord zu bleiben. »Ich muß sowieso nach Kowloon zurück«, hatte er ihr erklärt. »Ich habe eine Verabredung im ›Neun Drachen‹. Leisten Sie mir Gesellschaft?«
»Warum nicht?« Freudig hatte sie zugestimmt. Es blieb ihr noch reichlich Zeit, um sich für die Cocktailparty umzuziehen, zu der Plumm sie eingeladen hatte. Ihr Dinner mit Lando Mata hatte sie verschoben.
In eine warme Decke gehüllt, um sich vor einer steifen Brise zu schützen, eingerollt auf den breiten, weichen Kissen, die das Heck säumten, war sie auf der Rückfahrt von Sha Tin wiederholt eingedöst. Die anderen Gäste hatten sich über das Schiff verstreut, hin und wieder stand Gornt am Ruder, und Peter Marlowe lag schlafend in einem Liegestuhl am Bug. Später hatten er, Casey und Barre zusammen Tee getrunken. Noch während des Tees waren Pugmire und Plumm, zerzaust und in bester Laune, ihre Mädchen im Schlepptau, auf Deck gekommen.
»Gut geschlafen?« hatte Gornt lächelnd gefragt.
»Ausgezeichnet«, hatte Plumm geantwortet.
Kann ich mir vorstellen, hatte sie gedacht.
Als sie mit Gornt allein auf Deck gewesen war, hatte er ihr erklärt, daß diese Mädchen keine Eintagsfliegen, daß sie allesamt feste Freundinnen waren.
»Haben hier alle Männer eine Geliebte?«
»Du lieber Himmel, nein. Aber, na ja, verzeihen Sie, Männer und Frauen altern unterschiedlich. Grob gesagt, Sex, Liebe und Ehe, das sind verschiedene Dinge.«
»Und so etwas wie Treue gibt es hier wohl nicht?«
»Aber selbstverständlich! Nur: Für Frauen hat das Wort eine Bedeutung, für Männer eine andere.«
»Das ist sehr unfair. Denken Sie an die Millionen Frauen, die ihr Leben lang schuften, für den Mann sorgen, die Wohnung saubermachen und die Kinder großziehen – um dann zum alten Eisen geworfen zu werden, nur weil sie alt sind!«
»Dafür können Sie doch die Männer nicht verantwortlich machen! So ist nun mal die Gesellschaft.«
»Und wer ist die Gesellschaft? Die Männer! Mein Gott, Quillan, Sie müssen doch zugeben, daß die Männer verantwortlich sind.«
»Ich gebe gern zu, es ist unfair, aber auch für die Männer. Was ist mit den Millionen Männern, die sich zu Tode rackern, um das Geld zu
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