Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Neun-Uhr-Nachrichten hören.«
Jubel brandete auf, und Dunross sah Gornt, der ihn aus einiger Entfernung anstarrte. Sein Lächeln verhärtete sich, und er hob abermals sein Glas. »Auf Ihr Wohl, Quillan«, rief er spöttisch. Wieder erstarrten die Gespräche, und alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die beiden.
Gornt erwiderte den Toast ebenso spöttisch. »Auf Ihr Wohl, Ian! Sie werden das Geld tatsächlich bekommen?«
»Ja, und weil wir gerade davon reden: Ich habe soeben einen neuen Revolving Fonds in der Höhe von 50 Millionen amerikanischer Dollar erhalten. Jetzt ist Noble House die gesündeste hong in der Kolonie!«
»Womit sichergestellt?« wollte Gornt wissen.
»Das Ansehen des Noble House hat genügt!« Mit gespielter Nonchalance wandte sich Dunross an Johnjohn. »Den Kredit bekommen wir von der Royal Belgium, einer Tochter der First Central in New York.« Ganz bewußt sah er Gornt nicht mehr an, während er genüßlich wiederholte. »50 Millionen US-Dollar. Übrigens, Bruce: Morgen zahle ich euren Kredit auf unsere beiden Schiffe zurück. Ich brauche die Vic nicht mehr – Royal Belgium bietet mir günstigere Konditionen.«
Johnjohn starrte ihn an. »Sie scherzen?«
»Nein. Ich habe eben mit Havergill gesprochen.« Dunross sah Plumm kurz an. »Das war der Grund für meine Verspätung. Ich mußte es ihm natürlich sagen. Bitte verzeihen Sie mir! Bruce, altes Haus, Havergill ist bereits in der Bank und trifft die nötigen Vorbereitungen für den reibungslosen Ablauf des morgigen Transfers. Er läßt Sie bitten, gleich zu ihm zu kommen.«
»Jetzt gleich?«
»Ja. Tut mir leid.«
Johnjohn starrte ihn an, wollte etwas sagen, überlegte es sich und eilte hinaus.
Dunross sah, daß Sir Luis, Joseph Stern und Philip Tschen die Köpfe zusammensteckten. Wie versteinert stand Gornt immer noch auf der gleichen Stelle. Dann fiel Dunross’ Blick auf Casey, die ihm so vergnügt zulächelte, daß er sein Glas hob, um ihr zuzutrinken. Sie erwiderte die Geste. Gornt sah es. Er ging auf sie zu, und alle, die in ihrer Nähe standen, schauten und verstummten. »Die First Central ist auch Ihre Bank, nicht wahr?«
»Ja, das stimmt«, antwortete sie.
»Sie und Bartlett haben das arrangiert, nicht wahr?« Groß und breit stand Gornt vor ihr.
»Ich pflege mich selbst um unsere Kredite zu kümmern«, warf Dunross rasch ein.
Gornt achtete nicht auf ihn. Sein Blick blieb auf ihr haften. »Sie und Bartlett. Sie haben ihm geholfen.«
Sie erwiderte seinen Blick. »Ich habe keinen Einfluß auf diese Bank«, antwortete sie mit klopfendem Herzen.
»Aber irgendwie hatten Sie Ihre Hände im Spiel«, entgegnete Gornt kühl. »Oder etwa nicht?«
»Mr. Murdagh hat mich gefragt, ob ich Struan’s für kreditwürdig halte«, sagte sie mit beherrschter Stimme. »Und meine Antwort lautete: Ja, Struan’s ist bewundernswert kreditwürdig.«
»Struan’s sitzt auf dem Trockenen«, erklärte Gornt.
Dunross trat an sie heran. »Das ist Ihr großer Irrtum, Quillan, das tun wir nicht. Übrigens hat sich Sir Luis bereit erklärt, die Notierungen für Struan’s bis Mittag auszusetzen.«
»Warum? Wozu?«
»Um dem Markt Zeit zu geben, sich auf die Hausse einzustellen.«
»Welche Hausse?«
»Die Hausse, die wir alle verdienen. Die Hausse, die der alte blinde Tung prophezeit hat. Und auch, um uns Gelegenheit zu geben, unseren Aktienwert anzupassen«, schnarrte Dunross. »Wir eröffnen mit dreißig.«
»Unmöglich!« rief einer, und Gornt fauchte: »Das können Sie nicht! Sie haben mit 9,50 geschlossen! Ihr letzter Kurs war 9,50!«
»Und bei Gott, wir eröffnen mit 30!«
Gornt schwenkte zu Sir Luis herum. »Sie wollen solch einem Straßenraub Vorschub leisten?«
»Es ist kein Straßenraub«, widersprach Sir Luis. »Der Börsenvorstand ist zu dem Schluß gekommen, daß eine kurze Ruhepause allen guttut und der Sicherheit aller Anleger dient – so daß sich jeder auf die Hausse vorbereiten kann. Zwei Stunden bis Mittag erschienen uns angemessen.«
»So, so, angemessen«, knurrte Gornt. »Sie besitzen haufenweise Aktien, die ich leer verkauft habe. Jetzt kaufe ich sie alle zurück. Zu welchem Kurs?«
Sir Luis zuckte die Achseln. »Ich stehe morgen zu Mittag im Börsensaal zur Verfügung, nicht in einer Privatwohnung.«
»Ich stehe Ihnen jetzt gleich zur Verfügung, Quillan«, sagte Dunross in scharfem Ton. »Wie viele Aktien haben Sie leer verkauft? 700.000? 800.000? Sie können sie um 18 zurückkaufen, wenn Sie mir die
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