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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sagen.«
    »Ja, ich glaube, das könntest du.« Gavallan lachte. »Ich wäre gern dabeigewesen.«
    »Ich auch.« Dunross lachte mit; dann sah er Caseys Gesichtsausdruck. »Alles nur gespielte Tapferkeit, Casey. Wenn man auch nur die Hälfte der Geschichten glaubt, die von ihr erzählt werden, war sie ein Teufel in Menschengestalt. Sie war Culum Struans Frau – Culum war Dirk Struans Sohn – der Sohn unseres Gründers. Als Mädchen hieß sie Brock, Tess Brock, und sie war die Tochter von Dirks Todfeind Tyler Brock. Im Jahre 1841 brannten die beiden durch, heißt es. Sie war sechzehn und eine Schönheit, und er der Kronprinz von Noble House. Es war so ähnlich wie Romeo und Julia – nur daß sie am Leben blieben und daß ihre Verbindung an der Blutfehde zwischen Dirk und Tyler, beziehungsweise den Struans und Brocks, überhaupt nichts änderte. Sie wurde 1825 als Tess Brock geboren, und starb 1917, zweiundneunzigjährig, als Hag Struan – zahnlos, kahl, versoffen, bösartig und gemein – wie eben eine Hexe – bis zu ihrem letzten Tag. Das Leben spielt manchmal sonderbar, heya?«
    »Ja. Es ist geradezu unglaublich«, sagte Casey nachdenklich. »Warum ändern sich die Menschen, wenn sie alt werden – warum werden sie so unzufrieden und bitter, besonders die Frauen?«
    Weil Männer und Frauen auf verschiedene Weise altern, hätte Dunross ihr antworten können. Es ist unfair – aber eine unabänderliche Tatsache. Eine Frau sieht die ersten Fältchen und das Erschlaffen und die nicht mehr so frische und feste Haut, aber ihr Mann ist immer noch fit und vielbegehrt, und dann sieht sie die jungen Püppchen und ist starr vor Furcht, daß sie ihn verlieren könnte, und früher oder später wird sie ihn verlieren, weil ihn ihr ständiges Kritteln und die Selbstquälerei einer Gefühlsverstümmelung auf die Nerven gehen – und nicht zuletzt auch wegen seines unbezähmbaren Verlangens nach Jugend …
    ›Ayeeyah, es gibt auf der ganzen Welt kein stärkeres Aphrodisiakum als die Jugend‹, pflegte der alte Tschen-Tschen – Philip Tschens Vater und Ians Mentor – zu sagen.
    »Keines, mein kleiner Ian, keines, keines, keines. Hör mir gut zu! Das Yang bedarf der Säfte des Yin, junger Säfte, o ja, sie müssen jung sein, jung, damit sie sein Leben verlängern und das Yang nähren! Denk immer daran: Je älter dein Stiel wird, desto mehr Jugend und Abwechslung und jugendliche Begeisterung braucht er, um seine Pflicht zu tun und mehr als das! Denk aber auch daran, daß die Honigblüte zwischen ihren Schenkeln, so unvergleichlich sie auch sein mag, so ergötzlich, so köstlich, so überirdisch und oh, so süß und alle Wünsche erfüllend, daß sie auch eine Falle ist, ein Hinterhalt, eine Folterkammer und ein Sarg. Sei auf der Hut.« Und dann lachte der Greis, sein Bauch hüpfte auf und nieder, und Tränen liefen ihm über die Wangen. »Was für erstaunliche Wesen sind doch die Götter! Sie schenken uns den Himmel auf Erden, aber es ist die reine Hölle, wenn man seinen einäugigen Mönch nicht mehr dazu bringen kann, den Kopf zu heben!«
    Es muß sehr schwer sein für die Frauen, besonders für die Amerikanerinnen, dachte Dunross, dieses Trauma des Altwerdens, das unvermeidlich so bald eintritt. Warum sollte ich dir eine Wahrheit erzählen, die du schon in deinen Knochen spürst, oder dich darauf hinweisen, daß es die amerikanische Mode von dir verlangt, dich an eine ewige Jugend zu klammern, die weder Gott noch Teufel noch ein Chirurg dir geben kann?
    Ayeeyah, dachte er inbrünstig, ich danke Gott – wenn es einen gibt –, ich danke allen großen und kleinen Göttern, daß ich ein Mann bin und keine Frau. Ich bedaure dich, amerikanische Dame mit den wunderschönen Namen.
    Aber Dunross antwortete nur einfach: »Das kommt wahrscheinlich daher, daß das Leben ein Schmerzenslager ist und daß man uns als Kinder mit dummem Geschwafel füttert, uns falsche Wertvorstellungen einimpft – nicht so wie die vernünftigen Chinesen es tun. Bei der ›Hexe‹ war es vielleicht das verderbte Blut der Brocks. Ich glaube, es war eher Joss – ihr Glück oder Unglück oder Schicksal. Sie hatte sieben Kinder mit Culum, vier Söhne und drei Töchter. Alle Söhne starben eines gewaltsamen Todes: zwei hier in Hongkong an der Roten Ruhr, einer wurde ermordet, in Schanghai erdolcht und der letzte ertrank vor Ayr in Schottland, wo unsere Familie Ländereien besitzt. Das würde genügen, um jede Mutter in den Wahnsinn zu treiben,

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