Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Polizeipräsident, ein Mann Mitte Fünfzig mit energischen Zügen. »Ich fürchte, wir sind überbeansprucht. Wir haben den großen Rutsch drüben in Kowloon, einen anderen bei Kwun Tong – achtzig Hütten wurden weggerissen, allein dort haben wir vierundvierzig Tote, davon zwanzig Kinder.«
»Mein Gott«, murmelte der Gouverneur. »Als ich von Dunross erfuhr, daß er Tiptop dazu gebracht hat, uns auszuhelfen, dachte ich schon, wir hätten das Ärgste hinter uns.«
Der Branddirektor schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, wir haben es noch vor uns, Sir. Nach unseren Schätzungen könnten hier noch hundert Menschen oder mehr verschüttet sein. Wir werden Wochen brauchen, bis wir das ganze Gelände durchgekämmt haben.«
»Anzunehmen.« Und nach einigem Zögern fuhr der Gouverneur mit fester Stimme fort: »Ich fahre in die Kotewall Road hinauf. Sie können mich über Kanal 5 erreichen.« Er ging auf seinen Wagen zu und verhielt den Schritt. Crosse und Sinders kamen aus dem großen Graben herausgeklettert, der sich quer über die Sinclair Road zog; hier hatte sich die überwölbte Wasserableitung befunden, deren Dach von der Mure weggerissen worden war. »Was gefunden?«
»Nein, Sir. Fünfzig Meter von hier ist der Graben eingestürzt. Auf diesem Weg kann man unmöglich ins Hausinnere von Rose Court gelangen.«
Als Rose Court von der Steinlawine zerstört worden war und die Seiten der obersten vier Stockwerke der Sinclair Towers weggerissen hatten, befand sich Crosse keine siebzig Meter von seinem eigenen Wohnhaus entfernt. Nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hatte, dachte er sofort an Plumm und Suslew, vor allem an Suslew. Als er die dunkle Eingangshalle der Sinclair Towers erreicht hatte, strömten verängstigte Mieter bereits ins Freie. Mit Hilfe einer Stablampe war er ins oberste Geschoß hinaufgeklettert. Wohnung 32 war so gut wie verschwunden, die Hintertreppe bis hinunter zum achten Stockwerk weggerissen. Es stand für Crosse fest, daß Suslew, wenn er sich hier oder bei Clinker aufgehalten hatte, tot war – der einzig mögliche Fluchtweg wäre der Abflußgraben gewesen.
Ins Erdgeschoß zurückgekehrt, war er um das Haus zurückgegangen und in den geheimen Tunnel eingestiegen. Das Wasser war ein reißender Strom. Mit der Gewißheit, daß Suslew tot war, hatte er von der nächsten Telefonzelle aus Sinders angerufen.
»Hallo, Mr. Crosse!«
Er hatte Sinders berichtet, was geschehen war, und hinzugefügt: »Suslew war bei Clinker. Von meinen Leuten wurde festgestellt, daß er das Haus nicht verlassen hat, also muß er verschüttet worden sein. Er und Clinker.«
»Verdammt!« Eine lange Pause. »Ich komme gleich.«
Crosse hatte begonnen, die Räumung der Sinclair Towers und Rettungsversuche zu organisieren. Als ein Teil der oberen Geschosse in die Tiefe gerissen worden war, hatten drei Familien nicht überlebt. Als dann Polizei und Feuerwehr eintrafen, hatte man bereits sieben Tote, einschließlich zwei Kinder, gefunden. Vier Personen lagen im Sterben. Kurz nachdem der Gouverneur und Sinders gekommen waren, hatten sie den offenen Teil des Abflußgrabens auf die Möglichkeit untersucht, ins Innere des zerstörten Hauses vorzudringen.
»Nein, nein, völlig unmöglich, Sir Geoffrey! Die ganze Rohrleitung ist eingebrochen. Da ist nichts mehr zu wollen, Sir«, erklärte Crosse mit geziemend ernstem Gesicht. Innerlich war er entzückt von der Art, wie sich die Dinge gefügt hatten.
Sinders zeigte sich verärgert. »Sehr schade! Wir haben ein wertvolles Tauschobjekt verloren.«
Sir Geoffrey seufzte. »Es wird auch auf diplomatischer Ebene scheußlich unangenehm werden, wenn er nicht auf die Iwanow zurückkommt.«
»Das ist doch nicht unsere Schuld, Sir«, wandte Sinders ein. »Das ist eindeutig höhere Gewalt.«
»Sie haben völlig recht, aber Sie wissen ja so gut wie ich, wie mißtrauisch die Sowjets sind. Wetten, die werden glauben, wir hätten ihn eingelocht? Wir sollten möglichst bald in der Lage sein, seine Leiche vorzeigen zu können.«
»Ja, Sir.« Sinders stellte den Kragen seines Mantels auf. »Was machen wir mit der Iwanow ?«
»Was schlagen Sie vor?«
»Oberinspektor?«
»Ich schlage vor, daß wir Boradinow sofort informieren und es ihm freistellen, seine Abfahrt zu verschieben. Er kann sich ebenfalls an der Suche beteiligen.«
»Ausgezeichnet. Ich fahre jetzt in die Kotewall Road hinauf.«
Sie folgten Sir Geoffrey mit den Blicken. Sinders beobachtete das Chaos. »Sie sehen keine
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