Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Ende, und dann sagte Brian Kwok: »Ich bin gleich da. Rühren Sie nichts an und lassen Sie Philip mit niemandem reden!«
»In Ordnung.«
Dunross legte auf. »Jetzt gib mir den Brief, Philip!«
Er ging sorgfältig damit um und hielt das Papier nur an den Rändern. Die chinesischen Zeichen waren sauber, aber offensichtlich nicht von einer gebildeten Person geschrieben.
»Mr. Philip Tschen, ich erlaube mir, Ihnen mitzuteilen, daß ich dringend 500.000 Dollar Hongkonger Währung benötige und mich daher an Sie wende. Sie sind so reich, daß es ist, als zupfe man einem Ochsen ein einziges Haar aus. Da ich fürchte, Sie könnten sich weigern, bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihren Sohn als Geisel zu nehmen. Ich schicke Ihnen gleichzeitig einige Dinge des täglichen Gebrauchs Ihres Sohnes als Beweis für die Lage, in der er sich befindet. Ein kleines Stück vom Ohr Ihres Sohnes ist auch dabei. Sie sollten sich über die Bedenkenlosigkeit meiner Handlungen im klaren sein. Wenn Sie das Geld anstandslos bezahlen, ist die Sicherheit Ihres Sohnes gewährleistet. Geschrieben vom Werwolf.«
Dunross deutete auf die Schachtel. »Entschuldige, aber kannst du das … eh … wiedererkennen?«
Philip Tschen lachte nervös, und seine Frau tat es ihm gleich. »Kannst du es, Ian? Du kennst John so gut wie ich. Das … wie soll man so was wiedererkennen, heya? «
»Weiß sonst jemand davon?«
»Nein, ausgenommen die Dienerschaft natürlich und Shiteh Ttschung und ein paar Freunde, die hier mit uns gegessen haben. Sie … sie waren hier, als das Paket kam. Sie … Ja, sie waren hier. Sie sind eben erst gegangen.«
Dianne Tschen sprach aus, was Dunross dachte: »Also wird es schon am Abend ganz Hongkong wissen.«
Dunross bemühte sich, Ordnung zu bringen in die Vielfalt von Fragen und Antworten, die wie eine Flutwelle über ihn hereinbrachen. »Es wird ein richtiger Festtag für die Zeitungen sein.«
»Ja, das stimmt.« Philip Tschen erinnerte sich an Shiteh Ttschungs Worte, nachdem alle den Brief gelesen hatten: »Zahl das Lösegeld frühestens in einer Woche, Philip, alter Freund, und du wirst weltberühmt sein! Ayeeyah! Stell dir das vor, ein Stück von seinem Ohr und der Werwolf!«
»Vielleicht ist es gar nicht sein Ohr und das Ganze nur ein Trick«, sagte Philip Tschen mit einer leisen Hoffnung.
»Ja.« Wenn es Johns Ohr ist, dachte Dunross außerordentlich beunruhigt, und wenn sie es schon am ersten Tag schicken, dann ist der arme Kerl wahrscheinlich schon tot.
»Es war doch sinnlos, ihn so zu quälen«, versetzte Dunross. »Natürlich wirst zu zahlen.«
»Selbstverständlich. Möchtest du Tee oder einen Drink?«
»Nein, danke. Ich warte nur auf Brian Kwok und fahre dann wieder zurück.« Dunross betrachtete die Schlüssel. Er hatte sie oft gesehen. »Der Safeschlüssel fehlt«, sagte er.
»Welcher Schlüssel?« fragte Dianne Tschen.
»John hatte immer einen Safeschlüssel an seinem Schlüsselring.«
Sie rührte sich nicht aus ihrem Sessel. »Und jetzt ist er nicht da?«
»Nein.«
»Vielleicht irrst du dich darin, daß er ihn immer am Schlüsselring hatte.«
Dunross sah sie an und dann Philip Tschen. Nun, dachte er, wenn die Verbrecher ihn nicht geschnappt haben, ist er jetzt bei Philip oder Dianne, und an eurer Stelle hätte ich das gleiche getan. Weiß Gott, was in so einem Safe liegen kann.
»Tee, Tai-Pan?« fragte sie, und in ihren Augen sah er den Schatten eines Lächelns.
»Ja, bitte«, antwortete er. Jetzt wußte er, daß sie den Schlüssel hatten.
Sie erhob sich, bestellte mit lauter Stimme den Tee und setzte sich wieder. »Iiiiii, ich wünschte, sie würden sich beeilen … die Polizei.«
Philip blickte durch das Fenster auf den verdorrten Garten hinaus. »Wir brauchen dringend Regen.«
»Ich frage mich, was es uns kosten wird, John zurückzubekommen«, murmelte sie.
Nach einer Pause stellte Dunross die Frage: »Spielt das eine Rolle?«
»Natürlich spielt es eine Rolle«, gab Dianne zurück. »Also wirklich, Tai-Pan!«
»O ja«, betete Philip Tschen ihr nach. »500.000 Dollar! Ayeeyah, 500.000 Dollar – das ist ein Vermögen! Diese verdammten Triaden!« Seine Augenbrauen schnellten nach oben, und sein Gesicht wurde noch grauer. » Dew neh loh moh auf alle Kidnapper! Man sollte sie köpfen, alle miteinander!«
»Ja«, stimmte Dianne ihm zu. »Diese dreckigen Triaden. Die Polizei sollte schlauer sein! Tüchtiger und schlauer und uns besser schützen.«
»Also das ist nicht fair«,
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