Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
und als ihre Lippen schließlich wieder ganz auf seinen lagen, stöhnten sie beide. Dann löste er sich von ihr. Sein Gesicht zeigte Entschlossenheit und sie sah, dass er es sich verbot, seinen Blick erneut zu ihren Lippen wandern zu lassen.
"Du kannst mir helfen", sagt er. Jeanne verstand nicht. Er griff unter ihre Achseln und hob sie von ihrem Höckerchen herunter.
"Ich will ein paar Bücher hier aus der Bibliothek gegen eine paar aus dem großen Wohnzimmer austuaschen." Er ging zu einem der Regale an der linken Wand und drehte sich dann zu ihr. Jeanne sah die übergroße Beule in seiner Hose, seine immer noch sinnlich geröteten Lippen und die etwas glasigen Augen.
"Diese Bücher kommen in das Wohnzimmer", sagte er, deutet auf die vielen Fächer und ohne sie weiter zu beachten, griff er sich einen ziemlich großen Stapel und trug sie scheinbar mühelos vor sich her. Jeanne stürzte zu dem Regal, griff so viele Bücher, wie sie nur eben tragen konnte und bemühte sich, ihm zu folgen. Es ging in das Zimmer direkt nebenan, in dem Couchen um einen großen Kamin standen. An der anderen Kopfseite befand sich eine Wand, die wieder bis zur Decke mit Bücherregalen bestückt war.
"Diese hier kommen dann in die Bibliothek", erklärte er und deutet auf den Stapel vor dem Regal
"Alle?", keuchte Jeanne. Er warf ihr vielsagenden Blick zu, zog ein ganzes Bataillon Bücher mühelos auf seinen Arm und machte sich wieder auf den Weg nach. Jeanne setzte den Stapel Bücher vor dem Regal ab, griff nach ein paar Exemplaren aus dem Regal und folgte ihm.
Leider hatte sie nicht damit gerechnet wie lange es dauern würde. Und wie schwer die Bücher wurden, je mehr von ihnen sie geschleppt hatte. Der Nachmittag verstrich, es wurde Abend und Jeanne wurde so müde, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Ihre Arme waren fast taub und ihr ganzer Körper schmerzte. Auf ein Mal stolperte sie auf dem kurzen Stück Flur, dass die Zimmer verband und ließ die Bücher fallen. Mit einem lauten Poltern landeten sie auf dem Fußboden. Jeanne verfluchte leise den zu langen, störenden Saum ihres Kleides. Sofort erschien seine große Gestalt im Türrahmen des Wohnzimmers. Sie hatte es noch geschafft, ihr Gleichgewicht zu halten und nicht zu stürzen, doch ihre Knie zitterten vor Schreck so stark, dass sie sich kaum zu bewegen traute.
"Komm her", sagte er. Sie wollte sich bücken, um die Bücher aufzusammeln.
"Nein", hörte sie seine Stimme. Unsicher, was sie nun erwartetete, ging sie auf wackligen Beinen bis zu ihm herüber. Er bedeutete ihr, ihm in das Wohnzimmer zu folgen. Dann ging er hinüber bis zu dem breiten steinernen Kamin, dessen fratzenartige Figuren über dem Sims sie im Schein des flackernden Feuers wie lebendig anzustarren schienen. Er deutete auf eine breite Couch, auf der ein paar kleine Kissen dekoriert waren.
"Du kannst dich dort hinsetzen." Sie ging auf ihn zu, während er immer noch auf die Couch deutete. Würde er sie nicht zurück in dieses grässliche Gefängnis bringen? Oder sollte sie vielleicht nur einfach hier warten, damit er seine Arbeit beenden und sie danach zurück in ihre Zelle schleppen konnte? Langsam nahm sie darauf Platz. Die Kissen waren herrlich weich und das Möbelstück einladend gepolstert. Ohne ein weiteres Wort machte er sich wieder an die Arbeit. Zuerst sah sie ihm dabei zu, dann wurde ihr Kopf immer schwerer und sie rutschte tiefer in die Kissen, rollte sich im Halbschlaf zusammen und ehe sie sich versah, war sie eingeschlafen.
Das knisternde Prasseln eines Holzscheits weckte sie. Sie öffnete die Augen nur einen Spalt breit, sah in das große Feuer im Kamin und sofort spürte sie die Wärme an ihrem Gesicht. Sie lag immer noch zusammengerollt auf der Couch und musste ganz offensichtlich eingeschlafen sein. Dann spürte sie die Berührung an ihrem Kopf, eine Hand, die durch ihr Haar strich, immer und immer wieder und doch so sanft, dass sie davon nicht aufgewacht war. Ein großer Schatten ragte neben ihr auf. Hatte er seine Arbeit beendet und sich dann einfach neben sie gesetzt?
Sie blinzelte zu ihm hoch und sah, dass er ein Buch las. Er hatte es locker auf seinen Knien abgelegt, blätterte die Seiten mit seiner linken Hand, während seine Rechte an ihrem Kopf lag. Sein Streicheln war beruhigend und zart und es wunderte sie nicht, dass sie so lange geschlafen hatte. Es mussten einige Stunden gewesen sein, denn als sie sich gesetzt hatte, war es noch hell gewesen und nun erhellte
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