Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
suchend über seine Haut wanderten. Jeanne beugte sich vor, um noch tiefer zu tasten, doch die Aprikose blieb verschwunden.
"Wo ist es hin?", kicherte sie. "Du hast sie weggezaubert, du Schuft."
Er lachte laut, griff in ihre Haare und küsste sie überschwänglich auf beide Wangen. "Ich bin ein Schuft, jawohl!"
"Wo...?", begann sie erneut.
"Vielleicht ist sie etwas tiefer gerutscht?" Luciens Augen glitten zu dem Bund seiner Hose.
"Meinst du?", fragte Jeanne, dank des Alkohols in ihrem Blut ehrlich überrascht.
Lucien lachte schon wieder und zuckte dann die Schultern. "Vielleicht ?"
Jeanne schaute auf seine Hose, dann öffnete sie sie erstaunlich zielstrebig. Ihre Hand griff in den aufstehenden Schlitz und während sie sich ganz auf die Suche konzentrierte, überhörte sie die Schritte auf der Treppe. Lucien keuchte vor Wohlgefallen, als ihre Finger tastend seinen Schwanz berührten. Jeanne kicherte, als sie es bemerkte und sah mit glasigen Augen zu ihm hoch.
Lucien wollte gerade den Kopf senken, um sie auf diesen verführerischen kleinen Mund zu küssen, da flog die Tür auf. Balthasars große Gestalt erschien im Türrahmen. Er musste ihr Kichern gehört haben und die Art, wie Jeanne zu Lucien hochsah und er den Kopf in Richtung ihrer Lippen gesenkt hatte, sprach wohl Bände. Sein Blick verweilte schließlich auf der Hand, die Jeanne in Luciens Hose geschoben hatte.
"Sieh an, der große Bruder ist wieder da", sagte Lucien.
"Ihr amüsiert euch, wie ich sehe", erwiderte Balthasar seltsam tonlos und seine Augen wanderten zu Jeannes Gesicht.
"Sie sucht eine Trockenaprikose", erklärte Lucien.
In Balthasar Gesicht rührte sich kein Muskel. "Verstehe."
"Möchtest du auch eine?"
"Ich gedenke nicht, kichernd in deiner Hose herum zu fischen und dabei auf einen Kuss zu hoffen, wie eine billige, kleine..."
"Nicht doch", unterbrach Lucien ihn. "Hier, nimm eine von denen." Er hielt Balthasar die Kiste entgegen.
Es dauerte einen Moment, bis der betäubende Rausch dem Schreck gewichen war, der Jeanne auf einen Schlag nüchterner werden ließ. Sie zog die Hand aus Luciens Hose, als habe sie sich verbrannt. Dann sah sie zu Balthasar herüber. Als er es bemerkte, nahm er seinen Blick von ihr und wandte sich fast angewidert ab.
"Ist alles in Ordnung, Bruder?", fragte Lucien.
Balthasar sah aus, als wäre er kurz vor einem Wutanfall und könne sich nur noch mit allergrößter Disziplin beherrschen, ruhig zu bleiben. Er warf einen letzten Blick auf Jeanne und glühender Zorn loderte in seinen Augen.
"Ich bin in meinen Gemächern", zischte er dann. Die hölzerne Tür ächzte gequält, als er sie so heftig hinter sich zuschlug, dass sie fast aus den Angeln geborsten wäre. Dann erklang das Geräusch hastig stampfender Stiefel auf der Treppe.
"Oh nein", flüsterte Jeanne. "Oh nein, oh nein....bitte..." Tränen stiegen in ihre Augen.
Lucien legte eine Hand an ihre Wange. "Was hast du, Honigkäfer?"
"Er wird mich hassen", flüsterte sie. "Er denkt, dass ich...." Ihre Augen liefen über und ihre Stimme wurde brüchig. "Er wird denken, dass ich dich..." Sie begann hemmungslos zu schluchzen.
"Aber, aber...", murmelte Lucien sanft. "Er wird gar nichts denken. Du bist unser gemeinsamer Käfer, erinnerst du dich?"
"Nein....", wisperte sie. "Nein, so ist es nicht. Du irrst dich." Sie sah mit tränenverhangenen Augen zu ihm hinauf. "So ist es nicht!"
Lucien schien sie nicht zu verstehen. Ihr Schluchzen wurde noch lauter, also zog er sie in seine Arme und streichelte beruhigend ihren bebenden Rücken. "Honigkäfer, jetzt wein doch nicht...."
Statt sich zu beruhigen, wurde sie noch lauter. Sie hatte Balthasars Wut gesehen und den tief sitzenden Schmerz, den ihr Anblick ausgelöst hatte. Was schämte sie sich! Die Hand in Luciens Hose, kichernd und den Kopf ihm kokett entgegen gereckt. Wie musste es für Balthasar ausgesehen haben. Hätte er sie überrascht, während Lucien sie umarmt hätte, wäre es etwas anderes gewesen. Aber so musste es ausgesehen habe, als wäre die die treibende Kraft gewesen. Als wäre sie diejenige gewesen, die verführt hätte. Diejenige, die einen anderen küssen wollte! Sie wusste, er würde sie dafür hassen. Dafür, dass er es so weit zwischen ihnen kommen lassen hatte, so zärtlich, so intensiv und mit diesen tiefen Küssen, die vermuten ließen, sie wären für einander in inniger Leidenschaft entbrannt. Doch nun würde er seine Meinung vermutlich ändern, denken, sie wäre zu jedem Mann so
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