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Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Titel: Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélie Engel
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trat neben Victor in die Mitte der Halle.
    "Hier", erwiderte Jeanne und beugte sich über die Brüstung der Galerie.
    "Was machst das Reh in der Küche?"
    "Wollten wir es nicht essen?", fragte sie ratlos und sah selbst aus dieser Entfernung, wie Victor die Augen verdrehte.
    "Klar doch. Roh und mit Fell und sämtlichen Innereien", sagte er dann.
    "Das wusste ich nicht!", verteidigte sie sich.
    "Ist sie eine verdammte Prinzessin oder so etwas?", fragte Victor zu Balthasar hinüber. Der zuckte mit den Schultern. Lucien kam zu Jeanne herüber und lehnte sich nah an ihre Schulter.
    "Was wollt ihr eigentlich von ihr?", rief er dann nach unten.
    "Und er ist ihr Kindermädchen?", fragte Victor ungerührt zu Balthasar. Der zog ein Gesicht.
    "Bonjour, Fräulein Gouvernante", rief Victor nach oben zu Lucien. "Wo haben wir denn unsere Röcke heute vergessen?"
    "Da, wo du auch dein Oberhemd liegen gelassen hast, nachdem du an meinem ausladenden Brüsten gesaugt hast wie ein Baby, du böser kleiner Junge!", schoss Lucien ziemlich schlagfertig zurück.
    Als Victor wutschnaubend und wie aus dem Nichts ein Wurfmesser hervorzauberte, griff Balthasar ein.
    "Genug jetzt, Vic. Erklär ihr die Sache mit dem Reh."
    Victor feuerte einen funkensprühenden Blick zu Lucien hinauf, dann ließ er das Messer wieder verschwinden. "Ich muss das Vieh zuerst ausnehmen, ihm die Haut abziehen und es ausbluten lassen", erklärte er. "Dafür haben wir einen Schuppen neben dem Stall, weil das Blut Ratten und anderes Getier anlockt. Außerdem kann ich dort den Boden einfach mit einem Eimer voll Wasser säubern." Er grinste zu ihr hoch. "Während du mit dem Wischen der Treppe und des Küchenfußbodens wesentlich mehr Arbeit haben wirst."
    "Und woher sollte ich das wissen?", murmelte Jeanne verdrießlich.
    Lucien stupste sie aufmunternd in die Seite. "Lass dich von ihm nicht ärgern."
    "Honigkäfer, du hast ihn gehört", rief Balthasar. "Schwing deine Röcke hier herunter und mach dich an die Arbeit."
    Jeanne seufzte und nickte.
    "Ich sehe nachher mal nach dir", versprach Lucien. Er wollte sie küssen, doch Jeanne wich ihm geschickt aus, sodass seine Lippen nur ihr Haar streiften. Balthasar sah ungeduldig zu ihr hoch.
    Sie ging die Treppe herunter und wieder spürte sie Augen, die sie intensiv musterten. Victor hatte wieder sein spöttisches Lächeln aufgesetzt und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Balthasar sah auf die Kratzer an ihrem Dekolletee. Sie ignorierte seinen fragenden Blick, denn sie war immer noch böse, dass er sie gestern Abend so erregt und dann seinem Plan zufolge ganz bewusst unbefriedigt in die kalte Zelle abgeschoben hatte. Sein Blick glitt zu Victor, doch der hatte ihnen bereits den Rücken zugedreht. Jeanne ließ Balthasar ebenfalls wortlos stehen und folgte Lucien in Richtung Küche.
    Dort sah sie dann erst, was ihre unbedachte Handlung angerichtet hatte. Das Reh lag in einer großen dunkelroten Blutlache. Fliegen hatten sich bereits eingefunden und als Jeannes Röcke beim Näherkommen raschelten, rannten zwei dicke schwarze Käfer unter den nächsten Schrank.
    "Oh", stieß Jeanne betroffen hervor. "Wie dumm von mir!"
    Victor sah sie an, betrachtete sie eine Weile, dann lächelte er. Die spöttisch hochgezogenen Augenbrauen fehlten dieses Mal. "Aus Fehlern lernt man", sagte er dann ruhig.
    "Ich bringe es nach oben." Sie sah auf das tote Tier und es grauste ihr davor, es aus dieser Blutlache ziehen zu müssen.
    Victor schüttelte den Kopf. "Ich mache das. Du würdest nur noch mehr Blut verteilen, wenn du es hinter dir herziehst." Er hob das Reh hoch, als wöge es gerade so viel wie ein Kätzchen.
    "Komm mit, ich zeige dir den Schuppen." Er ging voraus und sie sah auf seinen nackten Rücken. Jeder Zentimeter unter der goldig gebräunten Haut schien mit feinen Muskelsträngen durchzogen, die hervortraten, wenn er sich bewegte. Die ehemals weiße Reithose saß tief und Jeanne sah auf seinen kleinen harten Hintern, während er vor ihr herging. Dann glitt ihr Blick wieder die schmalen Hüften hinauf bis zu den breiten Schultern, die vom Blut des Rehs dunkel verfärbt waren. Sie sah auf die angespannten Muskeln, die an der Rückseite seiner Oberarme deutlich zu sehen waren, weil das Gewicht des Rehs auf ihnen lastete. Victor war auf eine brutal körperliche Art attraktiv, die Jeanne beunruhigte, weil sie spürte, wie der rudimentäre, rein weibliche Teil ihres Körpers instinktiv darauf reagierte. Er war extrem männlich und Jeanne, mit ihrer

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