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Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Titel: Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélie Engel
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stattdessen arbeitete er daran, seine Miene möglichst finster werden zu lassen.
    "Hallo, ihr zwei Engelchen", sagt Lucien und unter seinem Arm klemmte ein Korb, aus dem ein großer Laib Weißbrot und ein Schneidebrett heraus schauten.
    Victor wechselte mit Jeanne einen Blick, dann reckte er angriffslustig den Kopf.
    "Schimpf mich noch mal einen Engel und du und das Reh wechseln die Positionen."
    "Oh ich bin mir sicher, ich schmecke ganz fürchterlich", erwiderte Lucien unbekümmert. "Egal ob roh oder gebraten." Er stellte den Korb auf ihrer Decke ab und lächelte dann zu Jeanne herüber. "Ich habe euch frisches Brot mitgebracht. Unten im Korb liegen noch ein paar Teller für uns alle. Und Balthasar sollte einen Krug Wein und Becher dabei haben." Er sah suchend zu seinem Bruder. "Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob er sie nicht absichtlich vergessen hat."
    Victor grinste breit, dann trat Balthasar in den Feuerschein und stellte wortlos einen Krug und zwei Becher auf ihre Wolldecke.
    "Tja, das Reh ist fertig", sagte Victor. "Wer möchte etwas haben?"
    "Reichst du mir mal zwei Teller aus dem Korb, Honigkäfer?", bat Lucien, liebenswürdig wie immer.
    "Natürlich." Sie reichte Lucien das Gewünschte an und der gab einen Teller an Balthasar weiter. Victor schnappte sich ein ziemlich großes, sehr scharf aussehendes Messer und marschierte nicht ohne Stolz zur Feuerstelle. Seine beiden Brüder folgten ihm sichtlich hungrig.
    Jeanne beobachtete die drei unterschiedlichen Männer, hörte ihre leise Unterhaltung und wieder blieb ihr Blick an Balthasar hängen. Sein ernstes Gesicht schien noch abweisender als sonst. Es zischte, als Victor das Messer ansetzte und Bratensaft in die Glut tropfte.
    Lucien klopfte Victor anerkennend auf die Schulter, Balthasar sah zu Jeanne. Sie zuckte, als sein Blick sie traf, schaute kurz weg, doch dann wandte sie die Augen wieder zu ihm. Wieder Mal verstummten die Geräusche um sie herum. Sein Blick war hungrig. Jeanne schüttelte den Gedanken von sich, bevor sie ihn zu Ende denken konnte. Balthasar hatte vermutlich den ganzen Tag nichts Richtiges gegessen und nun freute er sich auf ein Stück gebratenes Reh. Ganz bestimmt nicht hatte sein hungriger Blick ihrer Person gegolten.
    Victor sprach Balthasar an und er antwortete etwas fahrig. Dann sah sie, wie ein ziemlich großes Stück Fleisch auf seinem Teller landete. Die drei kamen zurück und Jeanne vermied einen zweiten Blick zu Balthasar.
    "Wir werden drinnen essen", sagte Lucien. "Dann seid ihr wieder ungestört."
    "Danke", murmelte Jeanne.
    Sie sah den beiden nach, wie sie über den dunklen Hof davon gingen.
    "Engel! Der spinnt ja wohl!", blaffte Victor, kaum dass Lucien außer Hörweite war.
    "Ich glaube, er meint es einfach nur nett", sagte Jeanne.
    Victor schnaubte, aber dann hellte sich seine Miene wieder auf und geschickt ließ er das lange Messer durch seine Finger tanzen.
    "Ein Stückchen saftige Rehkeule, Prinzessin?"
    "Sehr gerne, Maître de Cuisine", erwiderte Jeanne und hielt ihm die verbliebenen zwei Teller entgegen.
    Victor wurde noch einen halben Zentimeter größer vor Stolz, dann verbeugte er sich kurz. "Kommt sofort, Madame."
    Jeanne lachte, während er davonspazierte. Sie schnitt das Brot auf, goss etwas Wein in die Becher und wartete dann sehnsüchtig. Kaum dass Victor ihr den Teller gereicht hatte, probierte sie und es war wirklich ganz ausgezeichnet. Sie lobte ihn in Grund und Boden, verlangte zwei Mal Nachschlag und auch Lucien tauchte noch Mal mit ihren Tellern auf, um eine zweite Portion für Balthasar und sich zu holen. Victor schien Spaß daran zu haben, zuzusehen, mit wie viel gesundem Appetit Jeanne sein Reh verspeiste. Nach der dritten Portion musste sie aufgeben.
    Sie streckte sich lang auf der Decke aus und Victor bugsierte ihren Kopf in seinen Schoß und erklärte ihr noch ein paar weitere seiner Spezialgerichte. Jeanne stellte Fragen und wieder zog er sie damit auf, dass sie so wenig übers kochen zu wissen schien. Der Abend ging in eine schwarze Nacht über und Jeanne wollte auf gar keinen Fall zurück in den Kerker. Der Himmel über ihnen war wolkenlos und klar, es würde also gewiss keinen Regen geben. Und die Luft war immer noch warm. Im Freien zu schlafen müsste herrlich sein!
    Sie fragte Victor danach und er schien sofort einverstanden. "Ich hole uns noch zwei Decken aus dem Haus, dann haben wir es gemütlicher", sagte er und stand auf.
    "Gut." Jeanne kam ebenfalls auf die Füße. "Ich werde ein Mal

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