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Honigmilch

Honigmilch

Titel: Honigmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Svetla im Höllbach entdeckt, sagtest du?«
    Sprudel nickte. »Auf dem Nachhauseweg quasi. Es war reiner Zufall, dass der Ranger übers Höllbachgspreng abstieg. Er wollte eigentlich den Weg über die Steinbachfälle nehmen, der ja viel kürzer ist. Aber einer der Gäste in der Falkenstein-Schutzhütte hatte am Sonntag beim Aufstieg seine Kamera nach einer Rast am Höllbach vergessen. Der Ranger versprach, danach zu suchen, und nahm deshalb diese Route. Jener Hüttengast gehörte übrigens zu einer Gruppe aus Passau, die auf dem Falkenstein Geburtstag gefeiert hat und einige Nächte dageblieben ist. Der Ranger sagt, er hätte Irina nur entdeckt, weil er in der Nähe der Stelle, an der sie lag, nach der Kamera Ausschau hielt.«
    »Hat er sie denn gefunden?«, fragte Fanni.
    »Davon rede ich doch die ganze Zeit«, antwortete Sprudel konsterniert.
    »Ich meine die Kamera«, sagte Fanni.
    Sprudel musste lachen, wurde aber schnell wieder ernst. »Komisch«, meinte er. »Die Kamera ist nicht aufgetaucht. Niemand hat sich mehr darum gekümmert.«
    »Orks und Riesenkäfer klauen keine Kameras«, murmelte Fanni. Sprudel hörte es nicht, weil welke Buchenblätter unter seinen Füßen raschelten.
    »Wann genau hat der Ranger Irina gefunden?«, fragte Fanni.
    »Am Montag gegen achtzehn Uhr«, antwortete Sprudel. »Ertrunken ist sie bereits am Sonntagabend, sagt die Gerichtsmedizin.«
    »Dann ist wohl den ganzen Montag über niemand hier vorbeigekommen«, folgerte Fanni.
    »Vom Weg aus«, klärte sie Sprudel auf, »war Irina nicht zu sehen. Wer weiß, wann sie entdeckt worden wäre, hätte der Nationalparkranger nicht nach dieser Kamera gesucht.«
    »Wieso hat sich der Gast nicht selbst um den Verbleib seiner Kamera gekümmert?«, fragte Fanni. »Er hätte doch tagsüber Zeit gehabt.«
    Sprudel schüttelte den Kopf. »Er hat sie bis Montag spätnachmittags nicht vermisst. Und der Ranger hat sich nur deshalb bereit erklärt, sich danach umzusehen, weil er mitten in den Aufruhr um die fehlende Kamera geraten ist. Der Gast wollte vor der Schutzhütte ein Gruppenfoto mit Max und Heide aufnehmen, lief in die Schlafkammer, um seinen Fotoapparat zu holen, und fand ihn nicht.«
    Fanni fragte sich, ob die Hüttengäste aus Passau zu den Todesfällen vernommen worden waren, und wollte sich eben danach erkundigen, als Sprudel sagte:
    »Der Nationalparkranger hat mir erzählt, dass er trotz sorgfältigen Spähens Irina vermutlich nicht entdeckt hätte, wenn seine Aufmerksamkeit nicht auf einen blauen Schultergurt gerichtet gewesen wäre, an dem die Kamera angeblich befestigt war. Er nahm an, der Gurt müsse sichtbar vom grünbraunen Erdboden abstechen. Und wirklich hat er einen blauen Fleck bemerkt. Es war aber Irinas Jacke.«
     
    Fanni und Sprudel waren bei der Falkenstein-Schutzhütte angekommen. Sie kratzten auf dem Rost vor dem Eingang Erdklumpen und festgebackene Blätter von ihren Wanderschuhen, nahmen die Rucksäcke ab und traten ein.
    »Sapperlot, der Kriminaler«, grölte ihnen Bergwacht-Rudi vom Stammtisch aus entgegen. »Verstärkung hat er auch mitbracht, und was für eine fesche. Da schaust, Krautdoktor, gell«, wandte er sich an seinen Nachbarn.
    Doc Haller sprang auf wie ein Gummiball, als Sprudel Fanni vorstellte, reichte ihr galant die Hand und rückte einen Stuhl für sie zurecht.
    Fanni sah blinzelnde wässrig-blaue Augen und ein Netz von winzigen roten Äderchen, das beide Wangen überzog.
    Doc Haller setzte sich neben sie und tätschelte ihren Arm. »Ein beschwerlicher Anstieg, herauf zu uns Waldschrate auf dem Falkenstein«, sagte er, »der macht ganz schön durstig.«
    Im selben Moment trat Heide an den Tisch. »Und, was magst trinken?«, fragte sie Fanni.
    »Zuerst gibt’s einen Schnaps, und der geht aufs Haus«, rief Max der Wirt, bevor Fanni den Mund aufbrachte.
    »So gehört sich das«, lobte Bergwacht-Sepp.
    Die anderen Stammtischbrüder nickten beipflichtend.
    Sämtliche Stühle um den Stammtisch herum waren nun besetzt. Vis-à-vis von Fanni, Sprudel und dem Kräuterdoktor saß eingeklemmt zwischen Bergwacht-Rudi und Bergwacht-Sepp ein Nationalparkranger, die Stirnseite des Tisches teilten sich zwei Zollfahnder, Max der Wirt nahm die gesamte andere Stirnseite ein. Ab und zu, wenn alle Gäste in der Hütte versorgt waren, setzte sich Heide für ein paar Minuten neben ihn.
    »Unser Krautdoktor hätt heut beinah einen Wolpertinger erwischt«, johlte Bergwacht-Rudi, nachdem er seinen Obstler gekippt hatte. »Und am

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