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Honigmilch

Honigmilch

Titel: Honigmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Kräutersammeln gewesen bin; obwohl ich Bergwacht-Rudi und Bergwacht-Sepp mit Bärwurzschnaps versorgt habe, um ihre Zungen zu lockern; obwohl ich mir geduldig die Kümmernisse eines Nationalparkrangers aus dem Bayerwald angehört habe, trete ich auf der Stelle.«
    »Lag wohl am Bärwurz«, feixte Fanni. »Hans Rot schwört auf die Schlosskellerei Ramelsberg. Da wird noch darauf geachtet, dass die Wurzel aus den Hochlagen des Bayerischen Waldes stammt und der Schnaps sechs Jahre lang reift, sagt Hans.«
    Sprudel schmunzelte. »Hast du das Gesöff selbst schon mal probiert?«, fragte er.
    »Sowieso«, antwortete Fanni, »es wäre ein Fehler, guten Bärwurzschnaps zu verschmähen. Er wirkt wie Medizin, schmeckt wie Heimaterde und brennt alle Sorgen weg.«
    Sie folgten dem schwarzen Auerhahn über eine Lichtung, und Sprudel sagte: »Severin Ruckerbauer muss Annabel getötet haben. Es gibt keinen anderen Tatverdächtigen. Die Kripobeamten haben haufenweise Alibis überprüft und intensiv nach Motiven gefahndet – nichts. Und Irina, sagen sie, kam aus eigener Schuld zu Tode.«
    »Wie sonst«, brummte Fanni.
    »Ich habe auch mit Max gesprochen«, fuhr Sprudel fort, »und ihn gefragt, ob es ihn nicht gewundert hat, dass Annabel an dem Sonntag, an dem sie starb, während des Mittagsbetriebes einfach aus der Gaststube gelaufen ist. Er hat sich halb tot gelacht. Annabel, sagte er, ist ständig hierhin und dorthin gerannt, ohne ihn oder Heide um Erlaubnis zu bitten.«
    »Heide hat also die Wahrheit gesagt«, überlegte Fanni. »Sie war nicht draußen, als Annabel getötet wurde. Sie war zusammen mit Max in der Gaststube.«
    Sprudel schüttelte den Kopf. »Max hat an dem kleinen Tisch in der Küche die Einkaufsliste für die kommende Woche geschrieben. Durchs Fenster hat er Annabel an der Kapelle vorbeilaufen sehen. Er nimmt natürlich an, dass Heide die Gaststube nicht verlassen hat, aber beschwören könnte er es wohl nicht.«
    »Max hat Annabel an der Kapelle gesehen«, wiederholte Fanni. »Keine fünf Meter davon entfernt liegt die Dienststelle der Bergwacht.«
    Sprudel hob die Augenbrauen. »Du willst auf Rudi hinaus«.
    »Rudi, Sepp, vielleicht sogar Heide«, zählte Fanni auf, »jeder von ihnen hätte Annabel draußen abfangen, sie auf den Gipfel und hinter die Planke locken und dort erschlagen können.«
    Sprudel nickte. »Annabel hat sie alle provoziert. Max sagte, so tüchtig das Mädel auch war, er hätte sich über kurz oder lang eine neue Aushilfsbedienung gesucht, weil Annabel für die Hütte allmählich zu einem Ärgernis wurde. Ständig hat sie Rudi als Vollidioten hingestellt, hat Sepp wegen seiner Vorliebe für gefälschte Marken-T-Shirts aus Tschechien lächerlich gemacht. Sie hatte vor nichts und niemandem Respekt. Und sie war drauf und dran, Heide in die Ecke zu drängen. Besonders dann, wenn junge Leute auf der Hütte eingekehrt sind, sagt Max, gefiel sich Annabel in der Starrolle, und Heide fand sich auf dem Abstellgleis – da nutzte das schönste Dirndl nichts. Annabel hat Heide das deutlich spüren lassen. Max gestand mir, er hätte schon Angst gehabt, dass ihm Heide kündigen würde. Aber ohne Heide, meinte er, kann er die Hütte zusperren.«
    »Und da behauptest du, die Kripobeamten konnten außer bei Severin nirgends Motive entdecken«, rief Fanni.
    Sprudel schwieg. Der Auerhahn führte sie in einen Buchenwald.
    »Sprudel«, sagte Fanni, »der junge Severin wird von der Polizei noch übler verwurstet als der alte Klein nach dem Mord an Mirza. Gegen Klein gab es wenigstens Beweise, und außerdem konnte er nicht mit einem Alibi aufwarten.«
    »Severins Alibi«, begann Sprudel, doch Fanni unterbrach ihn: »Severins Alibi bescheinigt uns, dass er Annabel nicht getötet hat. Schau dir doch die Unstimmigkeit an«, fuhr sie fort, »die sich ergibt, wenn Severins Alibi getürkt wäre.«
    Sprudel nickte. »Severin hätte die Tat von langer Hand vorbereiten müssen. Er hätte dafür sorgen müssen, dass sich ein Komplize an seinem Computer zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt bei World of Warcraft einloggt.«
    »Sehr richtig«, lobte Fanni. »Severin plant also, seine Freundin umzubringen. Er bastelt sich ein ausgefeiltes Alibi, und dann fährt er Annabel zu dem Ort, an dem er die Tat begehen will. Plausibel so weit.«
    Sie blieb einen Moment stehen und sah Sprudel an, bevor sie weitersprach: »Aber auf dem Weg dorthin beginnt Severin mit Annabel zu streiten. Vor Zeugen. Severin, der Stratege, lenkt damit

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