Honigtot (German Edition)
Herz daran verbrennt und nichts zurückbleibt als kalte Asche. Dann ist Liebe Schmerz. Doch Liebe ist vor allem unvergänglich, sie überdauert alles und kann die Herzen selbst noch Jahrzehnte später berühren und heilen. So wie sie mein Herz berührt hat.
Plötzlich gab es kein Zögern mehr. Ich griff zum Telefon.
Richard nahm sofort ab, als hätte er auf meinen Anruf gewartet. „Felicity, wie schön! Bist du schon aufgestanden? Es muss noch sehr früh in Rom sein. Dein Vater hat mir bereits erzählt, dass du deine Mutter gefunden hast. Wie geht es dir, mein Lieb…?“ Ich konnte förmlich durch das Telefon spüren, wie sich Richard heftig auf die Zunge biss, um das Kosewort zu unterdrücken. Vermutlich dachte er gerade, dass er sich erst daran gewöhnen musste, dass ich ihn verlassen hatte ...
„Mir geht es ausgezeichnet“, antwortete ich ihm. „Mutter und ich haben beschlossen, noch bis Sonntag in Rom zu bleiben. Dann kommen wir nach Hause. Es gibt viel zu erzählen. Vater hat mir übrigens gesagt, dass du schon zweimal nach ihm gesehen hast. Ich danke dir sehr dafür, Richard.“
„Du musst mir nicht danken. Du weißt, wie sehr ich deinen Vater schätze.“
Eine kurze Pause entstand, dann sagte ich fast zaghaft: „Gilt dein Angebot noch?“
„Welches meinst du? Als Ärztin im Children´s Hospital zu arbeiten oder mich zu heiraten?“ Selbst durch das Telefon glaubte ich spüren zu können, dass sich Richards Herzschlag beschleunigt hatte. Wieder zögerte ich, bevor ich antwortete: „Sagen wir, dass ich mir beides überlege?“
„Was ist mit Kabul und Doctors of the world? “ Ich hörte die Atemlosigkeit in seiner Stimme.
„Ich werde die Stelle nicht antreten. Soll jemand anders vorerst die Welt retten. Mein Platz ist zuhause. Bei dir.“
„Oh, mein Liebling, ich kann es kaum erwarten, dass du nach Hause kommst. Ich liebe dich.“
„Und ich liebe dich.“
Wir sprachen noch eine ganze Weile, bis wir uns endlich voneinander verabschiedeten. Ich legte den Hörer auf und plötzlich fühlte ich mich frei, als wäre eine Last von mir abgefallen. Was für ein wunderbarer Mann Richard doch war.
Zum ersten Mal fühlte ich, was Glück ist.
Es ist das, was mein Name bedeutet. Felicity, Glück.
Nachbemerkung
Albrecht Brunnmann ist eine fiktive Gestalt. Sein Vorbild, Adolf Eichmann, war es nicht. Dessen engster Mitarbeiter hieß Alois Brunner. Der Name `Brunnmann´ ist eine Kompositum aus beiden Namen. Dito Kaltenbrunners Adjutant. Sein eigentlicher Name lautete Arthur Scheidler. Daraus habe ich „Schitler“ gemacht - die phonetische Steilvorlage war einfach zu gut und ich konnte und wollte ihr nicht ausweichen.
Eichmann gilt heute als Architekt des Holocaust, der Logistikchef, der die Zahlen der zu Deportierenden berechnete und die Auslastung der Eisenbahnwaggons kalkulierte. Er war auch der Protokollant der Wannsee-Konferenz, mit der der Massenmord an sechs Millionen Juden europaweit beschlossen wurde.
Brunnmann und seine Helfer scheuten sich nicht, es mit dem Wahnsinn dieser Logistik aufzunehmen. Eiskalt und perfide stellten sie sich der Frage: Wie bringt man sechs Millionen Menschen um? Welche Tötungsart ist am ökonomischsten? Gute Munition war schließlich teuer! Und wie löst man das Problem mit der Entsorgung der Leichen? Wer soll sie begraben? Kann man mögliche „Reste“ verwerten? Die Haare dienten bekanntlich als Füllung für Matratzen. Mehr muss ich dazu nicht anführen, jeder weiß, wie es geendet hat.
Adolf Eichmann ist darüber hinaus der einzige Naziverbrecher, dem je vor einem ordentlichen Gericht in Israel der Prozess gemacht werden konnte, und der einzige, an dem die israelische Justiz je das Todesurteil vollstreckt hat. 1960 von Mossad-Agenten aus Argentinien entführt, wurde er 1962 hingerichtet.
Fritz Gerlich ist eine historische Figur. Er steht stellvertretend für all jene mutigen Journalisten, die sich täglich dem diktatorischen Wahnsinn in der Welt entgegenstellen, der die Stimme der Wahrheit zum Schweigen bringen will - denn Diktatoren fürchten nichts mehr als die Wahrheit. Fritz Gerlich fungierte als Redakteur der `Neuesten Münchner Nachrichten´. Aus ihr ging später die renommierte `Süddeutsche Zeitung´ hervor. Gerlich selbst gründete die Zeitung „Der gerade Weg“ am 03. Januar 1932.
Fritz Gerlich ist seinen Weg gegangen, unerschütterlich und aufrecht bis in den Tod. Er wurde sechzehn lange Monate wegen seiner Überzeugung
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