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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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unvorstellbare Art vernarbt und verunstaltet hatte. Und weil er so lachte, verlor Will den letzten Rest seiner Angst. Nein, er verlor nicht nur die Angst. Es schien, als gewänne er einen Freund, einen Verbündeten und Vertrauten. Und während sie die Kisten leerten, damit diese sie tragen konnten, wusste Will plötzlich, dass ihm nichts mehr passieren konnte. Hier war er so sicher aufgehoben wie nirgendwo sonst auf der Welt und darüber musste er noch mehr und lauter lachen. So glücklich war er. Denn dieser sicherste Ort auf der Welt war eine kaum mannslange Kiste mitten im atlantischen Ozean.
    Nur Gagga hockte miesepetrig auf seiner Truhe.
    »Und jetzt?«, motzte er. »Wie geht es jetzt weiter? Wo paddeln wir hin, wenn uns die Haie nicht vorher die Griffel abknabbern.«
    »Oh!«, lachte Will. »Wir paddeln gar nicht. Wir werden reiten.« Er zog sein Laken aus dem Wasser. »Sobald die Sonne die Tücher getrocknet hat, lassen wir diese wie Drachen steigen, und die ziehen uns dahin, wohin Talleyrand uns führt. Zum Ort, der dem Himmel am nächsten ist.«
    »Und dort, meinst du, Tally, sind wir willkommen?« Gagga runzelte seine Stirn, sodass seine Glatze bis hinunter zum wulstigen Nacken Falten schlug. »Wir sind nicht gerade im Himmel zu Hause.«
    »Nun, das kommt auf den Himmel an«, sagte der Schwarze Baron. »Es gibt nämlich viel mehr davon, als du denkst, und kaum einer ist so, wie du ihn dir vorstellst. Denk an die Sterne und versuch dir dann auszumalen, was hinter ihnen im Nachtschwarz liegt. In der Tiefe des Alls, in der jede Sonne irgendwann ihre Wärme verliert.«
    Er musterte Will und der spürte die Gänsehaut am ganzen Körper. Wovon sprach Talleyrand? »Wohin fahren wir?«, entfuhr es ihm sprachlos.
    »Oh, wir reiten nach Westen. So hast du es doch gerade eben genannt. Wir reiten auf unseren Kisten über das Meer«, sagte Talleyrand lächelnd, und es war wieder dieses vor Freude berstende Lächeln eines 10jährigen Jungen, der der Baron einmal gewesen war, bevor dieser traumhafte Sommer kam, der sich so plötzlich und unerwartet in einen Albtraum verwandelt hatte. »Wir reiten nach Westen und dann nach Süden, wir besteigen ein hohes Gebirge, und dort holen wir dir eine Crew und ein Schiff.«
    Will öffnete verblüfft und sprachlos den Mund.
    »Das brauchst du doch, oder, um Käpten zu werden? Und das hast du dir gerade mehr als verdient. Du hast die dritte Aufgabe der Hexe gelöst. Du warst im Herzen des Ozeans und weißt jetzt endlich, wer du bist.«
    Will strahlte ihn an.
    »Ja, so ist es gut!«, strahlte der Schwarze Baron zurück, als wäre er niemals böse gewesen. »Und jetzt bring uns endlich das Reiten bei.«

Im Paradies

    er Tatonka zog den Rochen nach Süden an der südamerikanischen Küste entlang. Und als die Notmasten endlich standen und die neuen Segel auf Hannahs Schiff sich im immer kräftiger werdenden Wind blähten, nahmen beide Piratenschiffe Kurs nach Osten zur Südspitze Afrikas. Doch Nats Ziel lag woanders:
    Ungefähr auf halber Strecke, in der Mitte des Ozeans, im Nirgendwo des Meeres lagen drei kleine Inseln, als hätte sie ein Gott dort für die Piraten versteckt. Die größte von ihnen war beinahe kreisrund. Es war die Spitze eines alten Vulkans, der sich aus der Tiefe vom Meeresgrund zum Himmel streckte, und genau diese Insel hatte Nat für seine Freunde erwählt.
    »Zwischen den Welten«, nannte er sie, wenn er an den Abenden ihrer friedlichen und von nichts und niemandem gestörten Fahrt Hannah auf dem Rochen besuchte und ihr von seiner Insel erzählte.
    »Sie liegt zwischen Afrika, wo die Geschichte der Menschheit begann, und Amerika, der neuen Welt, in der unsere mögliche Zukunft liegt. Ja, und weit weg von Europa, wo alles in sinnlosen Kriegen erstickt«, begann er zu schwärmen. »Die Insel ist wie ein Nugget, ein Goldstück, wenn die Sonne aufgeht. Tagsüber leuchtet sie wie ein Smaragd, und nachts schluckt sie das Licht wie ein pechschwarzer Diamant, sodass niemand sie findet und jeder, der auf ihr lebt, sicher ist.«
    Das gefiel Jo besonders. Endlich war er am Ziel. Endlich befanden sich er und alle, die ihm etwas bedeuteten, in Frieden und Sicherheit. Zusammen mit Rachel und Sarah und den Roten Korsaren begann er sich ihre neue Welt auszumalen. Er erzählte ihnen vom Dorf des Vergessenen Volkes. Das hatte auch auf genauso einer Insel gelegen. Im schützenden Krater eines alten Vulkans, und die Häuser hatten wie die Blüten riesiger Blumen in einer Felswand

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