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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Zombiesoldaten!« Will zitterte, doch er konnte nicht anders. Er sah den Schwarzen Baron an.
    »Ich bringe dich an den Ort, an dem Verrat nicht existiert. Da gibt es keine Menschen, Will, die so sind wie Hannah oder dein angeblich bester Freund Nat.«
    »Ich verstehe.« Will holte tief Luft. »Und was ist der Preis? Sind das die Narben auf deinem Rücken?«, fragte er nach.
    »Narben auf dem Rücken sind keine Narben auf der Seele«, erwiderte Talleyrand und bot Will das von ihm liebevoll bestrichene letzte Stück Brot an. »Weißt du, sie schützen dich davor, böse zu werden.«
    Will runzelte die Stirn. »Aber das bist du doch. Du bist der Anführer der Bösen.«
    »Findest du wirklich?« Der Baron lächelte freundlich. »Ich halte mich eigentlich für einen Guten. Einen, der die Welt retten will und der ihr das geben möchte, wonach sie sich sehnt.«
    »Vertrauen«, raunte Will, und Talleyrand nickte.
    »Jetzt musst du uns nur noch hier rausholen, Will. Dann bringe ich dich zu dem Ort, der dem Himmel am nächsten ist. Es ist nicht der Himmel, wie du ihn dir vorgestellt hast. Es ist der Himmel, wie er in Wirklichkeit ist, und ich verspreche es dir: Wir beide holen diesen Himmel auf die Erde herab.«
    Er lächelte noch einmal und Will aß das Brot.

Sonne, wir kommen!

    wei Stunden später saß Will immer noch an dem Tisch zwischen den pilzartig in die Höhe wachsenden Kristallleuchtern und blickte in Talleyrands gelbe Augen. Er erinnerte sich noch immer an den köstlichen Geschmack des Brotes und des Weins auf seiner Zunge, und durch seine Gedanken wehten die Worte: Vertrauen, Versprechen und Himmel auf Erden.
    Verflucht, und diese Worte gewannen an Kraft. Da konnte sich Will zum Schutz gegen sie alle Erinnerungen an den Schwarzen Baron vor Augen rufen: die grausame Schlacht vor den Toren Berlins. Wie Talleyrand Jo den Haien vorwarf. Der tote, vermummte Soldat auf Aweikus Insel, der nicht von dieser Welt stammen konnte. Die Zerstörung der Drachenburg und die Schwestern von Valas, in dessen Milbenhelm sie jetzt festsaßen. Ja, sie saßen hier fest und würden sicher ersticken, wenn ihm nichts einfiel, um sie zu retten.
    Doch wie konnte er das? Nein, durfte er das? Durfte er Talleyrand und Gagga retten? Oder musste er nicht mit ihnen sterben und seine Freunde vor ihnen beschützen? Musste er sic h für seinen Traum opfern, damit ihn andere träumen konnten? Damit Hannah und Moses und Jo Libertaria gründen konnten?
    Doch war das richtig? Konnten die das? Oder war das seine Aufgabe? Aweiku hatte es ihm doch selbst gesagt. Beim Tanz mit dem Teufel auf Rum Bottle Bottom, als er den größten Schatz finden sollte: »Der Schatz bist du selbst. Du bist der Traum, den alle träumen. Traue dich endlich, ihn wahr werden zu lassen.«
    Doch was hatte sie damit nur gemeint? War es ein Opfer? Sollte er sterben, so wie die Insel des Vergessenen Volks, die mit ihr verschwunden war, um die Träume der Menschen für immer zu retten. Oder sollte er kämpfen? Doch für wen und wofür? Wer waren seine Freunde und wer seine Feinde? War Nats Verrat nicht tausendmal schlimmer als alles, was Talleyrand je getan hatte? Und was war mit Hannah? War die überhaupt in der Lage, ihm zu vertrauen, oder war sie es wert, dass er ihr vertraute? Hielt sie das aus? Nein, sicherlich nicht. Hannah war nicht bereit für eine Verpflichtung. Das war ihr zu eng. Das war noch schlimmer als Gefühle, und deshalb gab es nur eine Antwort: Will wollte leben. Nein, er musste leben. Und das war ein Anfang. Der Anfang, der notwendig war, um sich und seine neuen Freunde zu retten. Doch wie sollte das gehen?
    »Woher«, fragte er den Schwarzen Baron, »willst du wissen, ob ich das kann? Ich meine, euch retten. Wieso sollte ich etwas können, wozu ihr nicht in der Lage seid?«
    »Weil unser Geschäft das Zerstören ist«, meldete sich Gagga zu Wort. Er war ganz offensichtlich gerade erst aufgewacht. Der Abdruck des Kopfkissens zierte noch Nase und Wange, als er Talleyrands Zimmer betrat. »Wir sind nicht so gut in den anderen Sachen. Im Retten und Heilemachen. Und du kennst den Erfinder, den Kerl, der im Regen steht, selbst wenn die Sonne scheint, und der es geschafft hat, Menschen auf Kanonenkugeln reiten zu lassen. Ich rede von Jo. Mit dem hast du Jahre zusammengelebt. Da färbt doch was ab. So wie dieser kleine miese Kerl plötzlich den Mumm dazu hatte, gegen die Schwestern von Valas zu kämpfen, musst du doch von ihm gelernt haben, Ideen zu haben, die sonst keiner

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