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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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gehangen.
    »Morgens, wenn die Sonne aufging, haben sie sich geöffnet und du konntest direkt in den Himmel sehen. Ja, und abends schlossen sie sich ganz zärtlich und sanft und wiegten dich in den Schlaf.«
    Die abstehenden Ohren der rothaarigen Mädchen begannen zu leuchten und die Straßenkinder Berlins strahlten sich an. Sie hatten sich alle auf dem Deck des Rochens zusammengedrängt. Andere, die dort keinen Platz fanden, standen neben den Triple Twins in den Masten und Rahen, und ihre Blicke hingen an Nat, der mit Moses, Jo, und Honky Tonk Hannah, so wie sonst früher Will, in der riesigen Hängematte lag.
    »Komm schon!«, rief Rachel, »verrat es uns, Nat. Wird es auf deiner Insel auch ein solches Blumendorf geben?«
    »Ja«, lachte Nat. »Aber es ist nicht meine Insel. Sie gehört uns und auf ihr gibt es auch einen Krater. Einen Vulkankrater mit See, den man vom Meer aus nicht sieht, und in diesem Krater werden wir Libertaria bauen.«
    Die Kinder klatschten begeisterten Beifall. Jo und Moses schauten sich an. Wie lange hatten die beiden davon geträumt? Jo, der elternlose Afrikaner, und Moses, der Freidenker aus Paris, den jeder europäische König nur für seine Gedanken foltern, vierteilen und aufhängen würde.
    Nur Hannah blieb skeptisch. Sie erinnerte sich zu gut an Aweikus Insel und wie sie dort beinah gestorben war: Denn Hannah hasste nicht nur Vertrauen. Sie konnte nicht nur keine Gefühle ertragen. Sie ertrug keine Nähe und enge Räume waren für sie ein unerträgliches Graus. Klaustrophobie war die Krankheit, an der sie litt, seitdem Blind Black Soul Whistle sie als sehr junges Mädchen lebendig in einen Sarg gesteckt und auf dem Atlantik ausgesetzt hatte. Deshalb schlief sie in keiner Kajüte. Deshalb schlief sie oben am Mast in einem luftigen Kokon. Und Hannah war schlichtweg durchgedreht, als man ihr auf der Insel des Vergessenen Volkes erklärt hatte, dass sie ab jetzt für immer und ewig dort leben müsste.
    Nein, Hannah, brauchte den Horizont, und es reichte ihr nicht aus, ihn nur zu sehen. Sie musste ihn jagen und einreißen, ja verflixt, einreißen, damit diese Welt endlich groß genug wurde. Groß genug für sie.
    »Und was machen wir dann?«, fragte sie skeptisch und rutschte nervös in der Hängematte herum. »Stecken wir unseren Kopf in den Sand, unseren Po in die Höhe und pupsen dann Häschen in der Grube ? Das halt ich nicht aus. Da will ich nicht hin.«
    Sie sprang aus der Hängematte mitten hinein zwischen die am Boden hockenden Kinder und stolperte wütend durch sie hindurch.
    »Das könnt ihr machen, hört ihr: Furz. So könnt ihr, puhps, leben, aber mir stinkt das zu sehr. Ich krieg da Migräne. Meine Zunge schwillt an, meine Augen treten aus den Höhlen und meine Ohren stülpen sich nach innen.«
    Sie drehte sich um und starrte Nat an.
    »Nein. Deshalb hättest du mich nicht retten und dann auch noch ungefragt küssen müssen. Da spring ich lieber wieder ins Meer.«
    Sie stapfte zur Reling und schwang sich über sie auf die Schwinge des Mantas, die den Rochen umfing.
    »Ich springe, hört ihr, wenn ihr nicht sofort schwört, dass wir da nicht hinfahren werden.«
    Sie starrte die fassungslosen Kinder an und deren Blicke wanderten jetzt langsam von ihr zu Nat. Der musterte Hannah. Er rümpfte die Nase. Er hob eine Braue und runzelte dann die Stirn.
    »Ich springe, kein Witz!«, drohte Hannah noch einmal, und dann explodierte sie, als sie in den kleinen Fältchen um Nats Augen den Anflug eines Lächelns sah.
    »Aber vorher töte ich dich!«
    Sie kletterte wieder aufs Schiff zurück und stapfte auf Nat zu.
    »Lach mich nicht aus!«, fauchte sie zornig, und Nat gab sich Mühe, ihr zu gehorchen. Doch er konnte es nicht. Das Lachen platzte aus ihm heraus.
    »Okay, okay, tu, was du willst. Aber hör mir vorher noch einmal zu. Ich hab euch unsere Insel beschrieben. Ein Nugget am Morgen, am Tag ein Smaragd und nachts ein schwarzer Diamant. Doch ich hab euch noch nicht gesagt, wie sie abends aussieht, wenn sich die Wolken an der Spitze des Berges verfangen und die untergehende Sonne sie rosa färbt.«
    »Rosa?«, schnaufte Hannah. »Ist das dein Ernst? Und häkeln wir noch ein paar Rüschen drum herum, mit Spitzen und Schleifchen?«
    »Nein!«, lachte Nat und wurde dann ernst. »Wir beschützen die Welt. Kennst du denn nicht die Geschichte vom Rosa König, dem allmächtigen Pink, und seiner Tochter, der Prinzessin Schnuckel-die-O-so-süß?«
    »Willst du mich hochnehmen?«, zischte

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