Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)
große Prüfung bestanden.
»Ist das ein Schiff?«, wiederholte Talleyrand seine Frage. »Und ob es das ist«, gab er sich selbst eine Antwort. »Es ist das beste Schiff der Welt. Ja, und es hat einen Käpten, den es verdient.« Er schlug Will anerkennend auf die Schulter: »Jetzt braucht es nur noch einen Kurs.«
Regentropfentränentrauer
annah und Nat waren vor zwei Wochen zusammen mit den Triple Twins Richtung Afrika gesegelt und seit ihrer Abwesenheit hatte sich ihr neues Zuhause schon sehr stark verändert. Mit vereinten Kräften hatten alle auf Befehl von Jo zunächst den Tatonka an Land und auf den Kraterrand des Vulkans gezogen. Sie hatten ihn dort mit Schnee und Felsen bedeckt, damit er vom Wasser aus nicht mehr als Schiff zu erkennen war, sie nicht mehr verraten und im Falle eines Angriffs als Festung dienen konnte. In ihr saßen seitdem Jo, Cutter, Ratten-Eis-Fuß und die beiden Anführerinnen der Roten Korsaren, Finns Töchter, Rachel und Sarah, und überlegten, wie man ihr Libertaria in Zukunft am besten verteidigen konnte.
Moses ging mit einem guten Viertel der fast vierhundert Kinder in den Drachenbooten auf Fischfang. Weitere hundert halfen Salome und Ophelia. Die hatten noch ein paar Säcke Getreide und Kartoffeln auf dem Tatonka gefunden und säten diese jetzt in drei vom Wind geschützten Kratern im Nordwesten der Insel aus. An den sonnenbeschienenen Hängen über den kleinen Seen bestand große Wahrscheinlichkeit, noch vor dem Winter ernten zu können. Die anderen etwa zweihundert Roten Korsaren und alle Indianer aus der Crew des Tatonka halfen Finn und dem alten O’Brian dabei, das Holz aus dem Bison in den Krater am Gipfel zu schaffen und dort mit dem Bau der Baumhäuser zu beginnen.
»Nein, keine Häuser«, sagte Finn immer wieder. »Es werden Baumschiffe. Sie werden wie auf Wellen auf den Baumkronen reiten und uns Piraten immer daran erinnern, wo unsere Wurzeln sind.«
»So wie die Drachenburg wie ein Schiff aussah, das mit dem Bug aus dem Wasser ragte?«, fragten die Kinder.
»Nein!«, widersprach Finn. »Sie ragte nicht aus dem Wasser. Sie setzte gerade dazu an, mit einem mächtigen Sprung in den Himmel zu fliegen. Und so werden es unsere Baumschiffe tun. Sie werden in den Bäumen fliegen, damit wir niemals vergessen, warum wir hier sind und was wir hier leben: den Traum von der Freiheit, den alle Menschen träumen.«
»Und wir werden ihn für euch beschützen!«, erklärte Jo strahlend, als sie drei weitere Wochen später zwischen den fertigen Baumhäusern um ihre Feuer saßen.
»Der Tatonka ist Festung und Wachturm zugleich. Von ihm aus sehen wir jedes Schiff und seine Kanonen empfangen unsere Feinde am Strand. Aber sie schießen nicht mehr mit tödlichen Kugeln. Die würden bis weit aufs Meer hinausreichen. Sie schießen als Erstes die Bumerangs ab, die wir schon aus der Drachenburg kennen. Mit ihnen haben wir die Mohawks geärgert. Sie wirbeln in Schwärmen um unsere Feinde herum, um dann hinter ihnen zu wenden und sie von dort aus auszuknocken. Die zweite Angriffswelle besteht aus riesigen Netzen. Die haben wir aus dem Garn des Segels gewebt. Sie fliegen an Speeren zum Strand hinab, fächern sich auf, und während sich die Speere in den Boden graben, fesseln die Netze die, die von den Bumerangs verschont wurden, in kleinen Päckchen auf den Boden.«
Jo sah das Vergnügen in den Gesichtern der Kinder.
»Ja, ihr habt recht. Es wird keiner getötet. Und falls die Angreifer doch zahlreicher sind und die Netze und Bumerangs nicht ausreichen sollten, erledigt ihr alle, ihr Kinder, den Rest. Ja, hört zu, wir haben Löcher entdeckt. Löcher im Felsen, die durch Tunnel verbunden sind. Zweihundert Löcher, in drei Dutzend Tunneln. Ich weiß nicht, wer die gegraben hat. Nein, geschmolzen wäre wohl besser gesagt. Sie sind glatter als Glas, als hätte sie jemand mit unvorstellbarer Hitze in den Berg gebrannt. Doch das ist bestimmt schon ganz lange her. Jetzt sind sie sicher, verlassen und leer. Durch sie könnt ihr Kinder mühelos robben, kriechen und rutschen und aus den Löchern, den Ausgängen, schießt ihr dann mit dem da auf die, die noch übrig sind.«
Jo hob eine Art Schleuder hoch, die sehr viel Ähnlichkeit mit einer Armbrust hatte, zielte auf Cutter und demonstrierte dann seine neueste Erfindung. Ein brauner matschig-nasser Klumpen flog durch die Luft, fächerte sich dabei auf und wurde zu einem armlangen und genauso breiten Segel. Das umschlang den Kopf des armen Piraten
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