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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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das ist sein Titel: Vater der Freiheit. Und diese Freiheit beschützt er mit seinen Indianern vor jedem, von dem er sich bedroht fühlt.«
    »Barmherziger Jesus.« Jo sank zu Boden. Er schloss seine Augen und dachte an Will. Er fühlte den Flügelschlag der Engel, die ihn gerettet hatten, und für einen kurzen Augenblick erinnerte er sich an ihre Gesichter. Gesichter von Kindern, die der Regen wie Säure verbrannte, und als sie ihn anschauten, blickte er in ihre Augen: die Augen von Haien.
    »Barmherziger Jesus.« Das waren keine Engel. Nein, das waren Teufel, und die hatten ihm auch nicht das Leben gerettet, weil sie es gut mit ihm meinten, sondern weil sie ihm folgten. Ja, er war der, der sie hierherführen sollte. Das wurde Jo jetzt blitzartig klar.
    »Was ist dir passiert? Was hast du erlebt? Lebt Will? Wird er kommen?«
    Er hörte die Fragen der Triple Twins, doch er gab keine Antwort. Nein, es gab keine Antwort. Es war alles sinnlos. Deshalb beschloss Jo zu schweigen. Er schlief sogar ein. Es war ein traumloser Schlaf. Er fiel wie ein Stein in eine unendliche Tiefe, und als er irgendwann Panik bekam, als er schreiend erwachte, zerrten ihn Wolfsherz und Nats Indianer aus dem Loch in der Erde. Dem Loch, das Nats Gefängnis war, und brachten ihn zu den Galgen.
    Die hatte man auf einem Floß errichtet. Das schwamm in der Mitte des herzförmigen Sees, und während sich Salome und Ophelia, Rachel und Sarah, ihr Vater Finn, der alte O’Brian, Ratten-Eis-Fuß und der Windschiefe Cutter zusammen mit den vierhundert Kindern der Roten Korsaren am Ufer versammelten, brachte man die sechs Mädchen, Moses und Jo in vier Kanus dorthin, wo Hannah und Nat schon auf sie warteten.
    Die Stimmung war düster. Obwohl es sehr warm war und die Sonne ihren Zenit gerade erreichte, spürte jeder das Unheil, das Jos Flucht ausgelöst hatte und das jetzt noch schlimmer wurde, wenn er dafür starb. Er und jeder seiner sieben Helfer. Denn die Unschuld ihres neuen Zuhauses war danach für immer zerstört. Das Glück war vorbei.
    Jo kletterte auf den Schemel unter dem Galgen, und während Wolfsherz, der Henker, ihm, den sechs Mädchen aus Hannahs Crew und Moses die Schlingen um die Hälse legte, erinnerte sich Jo an den Tag ihrer Ankunft. Noch einmal sprang er mit den Kindern in den herzförmigen See. Das Wasser spritzte um sie herum. Es leuchtete golden in der Sonne und bei dem Gedanken an dieses Leuchten hatte der kleine geniale Erfinder plötzlich eine Idee. Eine Idee, die riskant war. Ein Drahtseilakt, ja. Doch der konnte nicht nur sein Leben oder das Leben von Moses und den Triple Twins retten, sondern das Leben von allen. Das Leben von allen und das Glück dieser Insel.
    »Ein Herz aus Gold«, sagte er leise zu Hannah, die in seiner Nähe stand. »Ein Herz, wie Will es in sich trägt. O ja, erinnerst du dich an unsere Ankunft? Du warst zornig und wütend und wolltest nicht bleiben. Doch dann hast du gesehen, wie das Wasser dieses Sees um die Kinder und mich herumgespritzt ist. Es schien, als badeten wir in flüssigem Gold.«
    Er fixierte jetzt Nat.
    »Ein Herz aus Gold. Das hast du uns damals allen versprochen und du hast dein Wort gehalten, Nat. Doch was war der Preis, und wie hoch war das Opfer, das du und wir dafür bringen mussten? Ja, und auch Hannah? Was war der Preis?«
    Nat wich vor Schreck zwei Schritte zurück. Jo schaute zu Hannah und die wurde bleich.
    »Habt ihr mich gehört?« Und obwohl sein vom Tomahawkschlag immer noch dröhnender Kopf dabei zu zerspringen drohte, hob Jo jetzt die Stimme. »Ich meine euch alle da drüben am Ufer. Will war nicht tot, so wie es Nat uns erzählt hat. Ich hab ihn getroffen. In Berlin, auf dem Dom, in unserem Turm!«
    Er hörte das Raunen der vierhundert Kinder. Er sah Hannah, die noch blasser wurde. Er musterte Nat. Der spannte die Muskeln bedrohlich an, und Jo bemerkte, dass die Indianer sich um ihn herum positionierten. Er durfte jetzt keinen Fehler machen.
    »Bitte hört mir zu. Gebt mir einen Augenblick Zeit. Denn was ich euch zu erzählen habe, ist nicht nur ungeheuerlich. Es entscheidet auch über euer Schicksal.« Er wandte sich direkt an Nat. »Es entscheidet über das Schicksal der Insel, die du uns geschenkt hast, Nat, und die ich so wie du vor allem Unheil beschützen will. Nur deshalb hab ich den Schwur gebrochen und euer Vertrauen so missbraucht.«
    Er machte eine Pause. Er holte tief Luft.
    »Doch es gab einen Grund. Einen schrecklichen Grund und den hab ich bei der Hexe

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