Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber

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Raumlandeübung teilgenommen hatten, noch immer seinem Befehl unterstanden. Wenn sie sich an Captain Tammerlane gewandt hätte, so hätte der Kommandant dem Herrn Baron vermutlich einen weiteren Dämpfer verpasst – aber sicher sein konnte sie sich dessen nicht. Novaya Tyumen war und blieb der ranghöchste Offizier im Katastrophengebiet. Unter den gegebenen Umständen war es nur vernünftig, ihn agieren zu lassen, solange er seine Aufgabe erfüllte. Dabei spielte es keine Rolle, ob sich Honor Harrington darüber ärgerte, wie er sie und ihre Untergebenen behandelte. Außerdem merkte sich die Admiralität genau, welcher Offizier es sich zur Angewohnheit machte, Vorgesetzte zu umgehen. Ein Offizier, der einmal in diesem Ruf stand, zahlte irgendwann später einen hohen Preis dafür, ganz gleich, wie gerechtfertigt sein oder ihr Verhalten erschien. Davon hätte sich Honor nicht abhalten lassen – das sagte sie sich zumindest. Aber es widerstrebte ihr nur vollends, Tammerlane ein weiteres Mal mit diesem Zwist zu behelligen. Sie war nicht auf Ruhm aus, und auf keinen Fall wollte sie einem Unternehmen dadurch schaden, dass sie in einem Augenblick wie diesem einen Revierkampf ausfocht.
    Besser, es führt jemand eindeutig den Befehl, auch wenn er dazu nicht der beste Mann ist, als wenn wir uns bekämpfen und dadurch überhaupt nichts geschafft bekommen , dachte sie verbittert. Aber …
    »Verzeihen Sie bitte, Commander.«
    Die Stimme kam aus Honors Rücken, und sie drehte sich um.
    Vor ihr stand eine Frau mit dunkelkastanienbraunem Haar, das sie nur wenig länger trug als Honor. Sie hatte graue Augen, und ihre hohen Wangenknochen verrieten einen mehr als nur leichten Einschlag altirdisch-slawischen Erbguts. Ihre linke Gesichtshälfte war von blauen Flecken bedeckt, das linke Auge beinah ganz zugeschwollen, und sie hielt sich schief – offenbar wollte sie die linke Hüfte entlasten. Die unverletzte Hälfte ihres Gesichts zeigte einen angespannten, fast verzweifelten Ausdruck, und Honor hörte, wie Nimitz einen leisen Knurrlaut von sich gab, als die Emotionen der Fremden auf ihn eindrangen.
    »Ja?«, antwortete Honor vorsichtig.
    »Sind Sie Commander Harrington?«, fragte die Frau.
    »Jawohl. Ja, das bin ich.« Honor wusste, wie überrascht sie klang, doch sie war tatsächlich über die Frage erstaunt. Die Fremde nickte, als empfände sie grimmige Zufriedenheit, und streckte die rechte Hand vor.
    »Berczi«, sagte sie, als Honor die Hand ergriff. »Csilla Berczi, Major Ihrer Majestät Marines außer Dienst.«
    »Aha.« Honor erwiderte den festen Händedruck und neigte den Kopf. »Was kann ich für Sie tun, Major?«
    »Am liebsten wäre mir ja, Sie würden mir einen Pulser leihen und mich drei Sekunden mit diesem arroganten, pompösen, manipulativen Hundesohn da drüben allein lassen«, antwortete Berczi und wies mit einem verächtlichen Zucken ihres Kopfes auf Novaya Tyumen, der in einem fort Befehle erteilte. Der giftige Blick, den sie dem Commander einen ausgedehnten Moment lang zuwarf, hätte Honor nicht gern gegen sich selbst gerichtet gesehen, doch dann riss die andere Frau sich zusammen und zwang sich zu einem freudlosen Lächeln. »Außer Ihrem Beistand beim Verbessern des menschlichen Erbgutes brauche ich jedoch Ihre Hilfe, dieses Arschloch zu umgehen, Commander.«
    » Meine Hilfe, ihn zu umgehen?« Honor blickte ihr fragend in die Augen.
    »Ja«, stieß Berczi hervor und errötete im nächsten Moment, als schämte sie sich, ihren Zorn so deutlich zu zeigen. Sie atmete tief durch. »Frank Stimson war als frischgebackener Lieutenant einer meiner Zugführer, Commander«, sagte sie und deutete mit dem Kinn – diesmal erheblich weniger heftig – auf den Chef des Marineinfanteriekontingents der Broadsword , der einen eigenen Befehlsstand errichtet hatte und Novaya Tyumens Anweisungen weiterleitete. »Als ich ihn fragte, ob irgendjemand mit Verstand an der Leitung dieses gigantischen Bockmists beteiligt sei, da meinte er, ich solle mich an Sie wenden.«
    »Weswegen?«, fragte Honor kühl. Sie hütete sich, auf Berczis unverhohlene Geringschätzung Novaya Tyumens einzugehen – offen jedenfalls.
    »Die Anfängerhügel«, sagte Berczi, und diesmal verriet ihre Stimme ungezügelte Eile. »Sie sind dahinten« – sie wies in die Richtung, in der die Lawine die schlimmste Vernichtung angerichtet hatte –, »und ich kann diesen Mistkerl einfach nicht dazu bewegen, dass er einen Suchtrupp bewilligt! « – ihre Wut erreichte