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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sah er, wie durch das kaputte Fenster noch mehr Schnee auf den Kabinenboden fiel. Zuerst fiel er schnell, dann langsamer, und schließlich versiegte der Strom, denn was Susan weiter oben wegscharrte, während sie in den Unterleib der Lawine vordrang, sammelte sich nun hinter ihr im Tunnel. Er stellte sich vor, dass sie sich nun ganz allein in einem winzigen Luftloch durch die Schneemassen grub, allein in der furchterregenden Kälte und Dunkelheit. Wie ein kleines, blindes Tier wühlte sie sich der Sonne entgegen, und Ranjit schloss die Augen und betete, wie er in seinem Leben noch nicht gebetet hatte.
     
    »Seien Sie doch nicht albern, Ms. Harrington!«, fauchte Novaya Tyumen. »Da hinten kann auf keinen Fall jemand überlebt haben!« Ärgerlich schlug er mit dem Arm in Richtung des abgebrochenen Liftturms. »Wenn wir überhaupt noch Überlebende finden, dann hier!« Er deutete mit dem Finger auf die Gegend, auf die er seine Suche konzentrierte.
    »Bei allem schuldigen Respekt, Sir, aber da muss ich Ihnen widersprechen«, sagte Honor. Niemand außer ihr brauchte zu erfahren, wie schwer es ihr fiel, leidenschaftslos und gleichmütig zu sprechen. Sie blickte Novaya Tyumen eindringlich an. »Wir haben bereits eine Liftkabine gefunden, die in der fraglichen Gegend von der Lawine getroffen wurde, und der Großteil der Menschen darin ist noch am Leben. Aufgrund dessen dürfen wir meiner Meinung nach keinesfalls die Möglichkeit außer Acht lassen, dass auch andere dort die Katastrophe lebend überstanden haben. Und –«
    »Ihrer Meinung nach? Ihrer Meinung nach? « Novaya Tyumen funkelte sie an. »Nun, zum Glück ist Ihre Meinung hier keinen Pfifferling wert, Ms. Harrington, denn hier habe ich das Kommando!«
    »Ich beabsichtige keineswegs, Ihre Befehlsgewalt oder die Befehlskette infrage zu stellen«, sagte Honor und dachte: Nun, das ist wenigstens die halbe Wahrheit. »Mir geht es ausschließlich darum, darauf hinzuweisen, dass im fraglichen Gebiet sehr wohl noch Menschen am Leben sein könnten und dass sie nicht mehr lange leben werden, wenn nicht schleunig jemand nach ihnen sucht und sie ausgräbt.«
    »Aber das Gleiche gilt für hier!«, entgegnete Novaya Tyumen und wies einmal mehr auf sein erwähltes Suchgebiet.
    »Ohne Zweifel, Sir, aber Sie haben hier so viele Leute, dass sie sich schon ins Gehege kommen«, entgegnete Honor und wies auf zwei Trupps Marines, die sich an einem der zerstörten Gebäude so dicht drängten, dass sie sich gegenseitig beim Graben behinderten. Nur Schaufeln und leichte Traktor- und Pressstrahler standen den Rettern zur Verfügung, denn trotz der taktischen Ortungsgeräte in den Pinassen und den Raumanzügen der Marines konnte man nur wenige Meter tief in den Schnee ›blicken‹. Daher verbot es sich, wirksamere Grabungswerkzeuge zu benutzen, denn damit hätte man die Verschütteten eher verletzt als gerettet. »Unter den gegebenen Umständen könnten Sie erheblich mehr Leute zur Suche einteilen. Sobald die zivilen Rettern eintreffen, können die Suchtrupps ihnen dann unmittelbar sagen, wo sie graben sollen.«
    »Und wie stell’n Sie es sich vor, diese Zone dort abzusuchen?«, wollte Novaya Tyumen verächtlich wissen. Er schüttelte einen Ausdruckbogen vor ihrem Gesicht. »Hier ha’m Sie Ihre eigenen Ortungsergebnisse, Ms. Harrington. Da drüben liegt so viel Müll im Schnee – Felsen, Baumstämme, Gebäudeschutt und Gott allein weiß was noch –, dass selbst Tiefenradar nur noch Mist erkennt! Also, erklär’n Sie mir doch mal, wie wir da irgendwas finden soll’n, wenn wir’s versuchen!«
    »Wir beginnen, indem wir den Müll identifizieren, sodass wir ihn im Folgenden ignorieren und uns auf die übrigen möglichen Ziele konzentrieren können, Sir.« Honor sprach noch immer völlig beherrscht und doch völlig eisig. Nach Novaya Tyumens cholerischem Ausbruch erschien ihre Haltung gerade durch diese Beherrschtheit wie ein Schlag in sein Gesicht. »Gewiss liegt dort unter dem Schnee sehr viel Schutt, der den Tiefen-Abbildungsradar stört, aber wir können mit seiner Hilfe immerhin die größten Trümmerteile lokalisieren. Wir können anhand von Schneesonden Verschüttete finden und Mikrofone hinabsenken, um auf Laute von Überlebenden zu lauschen. Die Menschheit hatte schon jahrhundertelang Lawinenopfer gesucht und gefunden, bevor jemand Sonar und Tiefenradar erfand, Sir, und wenn wir nicht bald anfangen –«
    »Ich weigere mich, noch länger über dieses Thema zu diskutieren,

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