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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sich großartig. Das Wetter auf Gryphon war vielleicht unbeständiger und unberechenbarer als auf Sphinx, aber die sphinxianischen Winter waren viel kälter, und Nimitz verfügte über das lange, seidige Fell, das er brauchte, um sie zu überleben. Während das Wetter ihn also nicht im Geringsten störte, hatten die Emotionen der Menschen ringsum den empathischen Baumkater aufs Schwerste erschüttert. Die schlimmsten Sturzwellen der Panik waren vorüber, was schon sehr hilfreich war, doch andererseits hatten die Rettungsmannschaften bereits mehr als fünfzig Verletzte geborgen. Die Schmerzen, unter denen diese Opfer litten, vermischten sich mit der Anspannung der Retter, die verzweifelt versuchten, noch mehr Verschüttete auszugraben, bevor es zu spät war. Zusammengenommen reichten die Empfindungen mehr als aus, um Nimitz in einem gereizten emotionalen Schwebezustand zu halten. Ganz allmählich nur erlangte er seine Fassung zurück, und die Rüge in seinem Blieken galt Honor; er tadelte sie für ihre deutliche Selbstanklage und Selbstverurteilung.
    Honor hob die Hand und kraulte ihm die Ohren, ohne den Blick von Novaya Tyumen abzuwenden. Seit er gelandet war, hatten Herr Baron es noch nicht für nötig befunden, auch nur ein einziges anerkennendes Wort zu äußern. Immerhin handelte er zügig und vermittelte nach außen hin den Eindruck, nicht nur Herr der Lage, sondern auch seiner selbst zu sein. Rasch hatte er die Ortungsergebnisse an sich gerissen, die auf Honors Weisung beim Anflug auf das Skigebiet erlangt worden waren (und die sie in einem Plot mit den gespeicherten Sensordaten früherer Überflüge überlagert hatte), dann hatte er nach dem leitenden Angestellten von Athinai gebrüllt.
    Dabei brauchte er eigentlich nicht zu brüllen. Hätte er Honor gefragt, so hätte sie ihm besagten Mann vorgestellt, denn er stand gleich neben ihr. Gemeinsam hatten sie bereits einen Rettungsplan skizziert, der die Such- und Notrettungsarbeiten mit Hilfe des Navy-Datenmaterials steuerte und koordinierte. Sie überlegten gerade, wie man die Marines und Navygasten an Bord der Pinassen am effektivsten einsetzte, als Novaya Tyumen hereinplatzte.
    Den Baron interessierte nicht, was Honor ausgearbeitet hatte. Er fragte nicht einmal danach. Stattdessen erteilte er dem Manager eine Reihe von Befehlen, als wäre der Mann ein Raumfahrerrekrut beim ersten Einsatz oder ein Lakai der Familie Agursky auf Manticore. Trotz der verzweifelten Sorgen, die der Manager sich um die vielen vermissten Gäste und Angestellten machte, erkannte Honor die Wut in seinen Augen. Der Mann blickte sie kurz an. Seinem erstarrten Gesicht war anzusehen, dass er am liebsten an Honor appelliert hätte, doch sie schüttelte knapp und kaum merklich den Kopf. Sie war sich sicher, dass Novaya Tyumen die Gebärde nicht bemerkte – obwohl es ihr eigentlich egal war. Der Manager hingegen registrierte das Kopfschütteln und nickte ihr daraufhin ebenso unmerklich zu. Verschüttete aufzuspüren und zu bergen zählte mehr als die Frage, wer die Anerkennung dafür kassieren würde – zumindest für Honor und den Manager. Novaya Tyumen hingegen war es eindeutig zuzutrauen, jeden Rettungsversuch zu hintertreiben, den er nicht persönlich begutachtet und für ausführenswert erklärt hatte.
    Dadurch fand sich Honor auf dem Abstellgleis wieder. Als zweithöchster anwesender Navyoffizier wäre sie eigentlich Novaya Tyumens Stellvertreterin gewesen. Er aber war entschlossen, sie nicht nur völlig, sondern sogar demonstrativ zu ignorieren. Er schloss sie völlig aus der Verantwortung aus und zeigte unmissverständlich, dass er sich lieber die rechte Hand abgetrennt hätte, als ihr auch nur den kleinsten Anteil an dem ›Ruhm‹ zuzugestehen, der ihm aus dem Rettungsunternehmen erwachsen sollte. Honor fand es schlichtweg widerlich, dass jemand tatsächlich so kleinkariert sein konnte, an persönliche Fehden zu denken, wo das Leben Unschuldiger auf dem Spiel stand. Zumal die Unschuldigen wirklich in keiner Weise in diese Fehde verwickelt waren … Doch Novaya Tyumen tendierte ganz offensichtlich zu gerade dieser Engherzigkeit; trotz ihres Zorns über die kalkulierte Beleidigung versagte sie es sich, deswegen gegen ihn anzugehen. Als I. O. der Broadsword hätte sie ihn ignorieren können, soweit es ihre Leute betraf, doch nur ein Drittel der Pinassen und Besatzungen stammten von ihrem Schiff; Novaya Tyumen ging offensichtlich davon aus, dass alle Einheiten, die an der

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