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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kopf aus dem tiefen Wasser streckte. Sie blickte an ihm vorbei. »Ich glaube, Ensign Haverty bemüht sich um Ihre Aufmerksamkeit«, sagte sie.
    Novaya Tyumen funkelte sie an, und trotz seiner Wut war er über den Themensprung verblüfft. Fast gegen den eigenen Willen drehte er sich um und schaute in die Richtung, in die Honor blickte. Seine Verwirrung nahm zu, als er den Ensign durch den Schnee auf sich zustapfen sah.
    »Was zum Henker wollen Sie denn schon wieder?«, raunzte er Haverty an, als sie vor ihm stand.
    »Ich versuche es Ihnen schon die ganze Zeit zu sagen, Sir«, antwortete Haverty. »Am Gefechtsstand wartet ein Signal auf Sie.« Obwohl sie sich alle Mühe gab, die Augen auf Novaya Tyumen gerichtet zu halten, schweifte ihr Blick kurz zu Honor. »Signal von Captain Tammerlane, Sir. Sie haben sich unverzüglich an Bord zurückzumelden.«
    »Wie bitte?« Novaya Tyumen stierte sie an. »Aber … aber was ist mit dem Rettungsunternehmen?«, herrschte er sie an.
    »Ich weiß nur, was der Captain mir gesagt hat, Sir«, antwortete Haverty. »Als ich ihm sagte, dass Sie den Befehlsstand verlassen hätten, befahl er mir, Sie zu suchen. Ich soll Ihnen sagen, dass Sie sich unverzüglich an Bord der Broadsword zurückmelden möchten, und Sie informieren, dass Commander Harrington den Befehl über alle Rettungsoperationen übernimmt.«
    »Aber ich habe den Befehl über –«
    »Sie haben den Befehl über die Skyhawk-Erprobung«, erklärte Honor ihm rundheraus, »über sonst nichts. Das hier ist keine Erprobung mehr, und darum haben Sie hier nicht mehr den Befehl. Behindern Sie uns also bitte nicht noch länger, Commander. Gehen Sie.«
    Er blickte sie an, und an seinem elenden Gesichtsausdruck zeigte sich, dass er jetzt erst begriff, mit wem sie über das Ohrhörermikrofon gesprochen hatte: Harrington hatte nicht Major Stimson verständigt, sondern sich hinter seinem Rücken über das Signalnetz der Pinasse mit Tammerlane in Verbindung gesetzt, und dann …
    »Verzeihung, Sir?« Wie betäubt drehte er sich um und fand sich Chief Zariello gegenüber. »Lieutenant Hedges hat mich soeben abgestellt, Sie zurück an Bord zu bringen, Commander«, sagte der CPO. Novaya Tyumen starrte ihn fassungslos an, und Zariello zeigte mit einer Kopfbewegung respektvoll auf die wartende Pinasse. »Wenn Sie mitkommen würden, Sir, dann haben wir Sie im Nullkommanichts an Bord«, sagte er mit völlig ausdrucksloser Stimme.
     
    Susan kam es vor, als würde sie sich schon seit einer Ewigkeit durch eine ständig wandelnde Eiswelt scharren. Ihren Körper hielt der Skianzug warm, ihre Seele aber lag blank und ungeschützt. Die Dunkelheit, die Enge, die Furcht trieben ihr schreckliche Schauder bis ins Herz. Sie hatte keine Lampe und musste allein mithilfe ihres Gleichgewichtssinns das Unten vom Oben unterscheiden. So weit sie zurückdenken konnte, war sie niemals zuvor in einer Situation gewesen, in der sie sich lieber zusammengerollt und auf dem Fleck gewartet hätte, bis jemand kam und sie rettete. Aber das durfte sie nicht. Sie durfte nicht aufgeben. Ranjit war verletzt – und zwar schlimmer, als er ihr zeigen wollte; bemerkt hatte sie es dennoch –, und Andrea Manders saß fest, genauso wie die unbekannte Person, die sich an ihr Fußgelenk klammerte. Susan durfte nicht innehalten.
    Sie schloss die Augen und griff wieder nach oben. Auf den Wangen spürte sie das Eis, während sie wieder ihre handschuhlosen Finger in den Schnee vor sich trieb und sich weiterzog, als wäre sie ein augenloser Wurm. Den abgebrochenen Skistock hatte sie verloren, und ihre Hände fühlten sich an wie gefrorene, taube Eisenklauen, die an den Stümpfen ihrer Arme saßen. Sie fühlte sie so gut wie gar nicht mehr, wusste aber, dass sie sich die Finger schon längst blutig gescharrt hatte. Nicht dass sie irgendetwas hätte dagegen tun können. Sie versuchte, nicht an ihre Finger zu denken, genauso wie sie nicht darüber nachdachte, wie viel Luft ihr noch blieb und ob der Schnee überhaupt Luft durchließ. Sie hielt das für unwahrscheinlich, konnte es sich aber im Moment einfach nicht leisten, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Ihr Finger stießen gegen etwas Hartes, und zwar mit so viel Wucht, dass sie vor Schreck und Schmerz aufschrie. Sie riss die Hände zurück und barg sie wimmernd an ihrer Brust, während sie darauf wartete, dass der Schmerz wieder nachließ. Es schien ewig zu dauern, doch schließlich schob sie zaghaft eine Hand vor und betastete die Stelle

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