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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sich mit der Zone, die den Lift zum Anfängerhang umgab, und mit dem Gebiet rings um den Nachbarlift, der die Fortgeschrittenen zur Abfahrt transportiert hatte. Major Berczi unterstützte sie; sie hinkte schmerzvoll umher, und ihr Gesicht ließ an gehämmerten Stahl denken, während alle Helfer sich bis zur Erschöpfung antrieben. Unbedingt wollte sie die Kinder finden, die der weiße Tod ihnen entrissen hatte. Wenigstens waren nun genügend weitere Rettungsteams eingetroffen, dass sie sich auf diese selbstgestellte Aufgabe konzentrieren konnten, ohne andere Notwendigkeiten links liegen zu lassen. Honor bemühte sich, wenigstens dafür dankbar zu sein.
    Seit dem frühen Vormittag waren sie bei der Arbeit, und nun streckten sich schon die Schatten des nahenden Abends über den aufgewühlten Schnee. In den winterlichen Bergen dauert die Dämmerung nicht lange an, und auch die Temperatur fiel schon. Am Morgen würde der Schnee, der nun von der Sonne aufgeweicht worden war, steinhart gefroren sein und ihre Aufgabe noch weiter erschweren. Andererseits würde am Morgen jeder, der jetzt noch unter der feindselig weißen Wüste lebte, mit fast völliger Sicherheit gestorben sein.
    Nimitz auf Honors Schulter bliekte leise. Sie streichelte ihn tröstend. Einen Augenblick lang drückte er sich gegen ihre behandschuhte Hand, anschließend aber sprang er zu ihrer Überraschung leichtfüßig zu Boden. Er landete im Schnee und hockte sich dort eine Weile hin, die Ohren aufgestellt, die Schnurrhaare zitternd, dann entfernte er sich langsam von Honor. Sie starrte ihn an, ihr müder Verstand suchte zu ergründen, was er vorhatte, da sah er sie über die Schulter an. Er schlug mit dem Schwanz und bliekte wieder, dann schoss er in die Schatten davon.
     
    »Ranjit? Ranjit! «
    Die plötzliche Panik in Andreas Stimme riss Ranjit aus seinen benebelten Gedanken, und er schlug die Augen auf. Er musste blinzeln, dann rieb er sich matt über das Gesicht, als könnte er dadurch wacher werden. Sehr wirksam war der Versuch nicht, und Ranjit verzog den Mund zum Zerrbild eines Lächelns, als ihm klar wurde, warum: Nicht simple Erschöpfung oder Übermüdung hatten ihn übermannt; er litt an dem Blutverlust durch sein verletztes Bein und der Kälte, die ihn dort biss, wo sein Skianzug aufgerissen sein musste.
    »Ja?«, fragte er dann und bemerkte mit stumpfer Belustigung, wie rau seine Stimme klang.
    »Ich …« Andrea verstummte kurz. »Ich hatte Angst, du wärst ohnmächtig geworden«, sagte sie dann. Ranjit erstaunte sie beide damit, dass er trocken hustend auflachte.
    Ohnmächtig geworden? Das glaube ich dir nicht. Du hast gedacht, ich wär vor deiner Nase gestorben, Andrea. Aber das bin ich nicht. Noch nicht.
    »Sch-schon okay«, sagte er, nachdem das Lachen ihn etwas entspannt hatte. »Bin nur so müde, verstehst du? Schläfrig. Sprich einfach weiter. Hält mich wach.«
    »Bist du sicher?«, antwortete ihm das Mädchen. Ranjit konnte sich nicht erinnern, ob er sie überhaupt schon einmal gesehen hatte, und er nickte.
    »Bestimmt«, sagte er. In seinen Ohren klang er wie der Betrunkene, den er einmal hatte reden hören; er bemühte sich übertrieben um Präzision bei der Aussprache und hörte sich irgendwie merkwürdig an. Am liebsten hätte er über diesen Gedanken gekichert, aber das verkniff er sich.
    »Na gut«, sagte Andrea. »Weißt du, ich bin zum ersten Mal zum Skifahren in den Atticas. Wir sind sonst immer in die Black Mountains gefahren. Warum, das weiß ich nicht. Ich schätze, da haben wir es näher. Auf jeden Fall, …«
    Sie redete immer weiter und hörte selbst, dass nur eine dünne Tünche aus Ruhe ihre Worte zusammenhielt, während das bebende Entsetzen tief in ihr versuchte, sie zu zerreißen. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie so hohles, nutzloses Geschwätz von sich gebeben, überlegte sie. Doch so geistlos und albern es sein mochte, noch nie war es von solch überragender Wichtigkeit gewesen, dass sie jemandem etwas erzählte.
    Denn damit bewies sie, noch zu leben, so wie der allmählich erlahmende Griff um ihren Fußknöchel bewies, dass hinter der Barriere, unter der sie festgeklemmt lag, noch Leben in wenigstens einem anderen Menschen war. Und Ranjits gelegentliche Antworten zeigten ihr, dass auch er noch nicht gestorben war.
    Noch nicht.
     
    Susans Hände waren mittlerweile mehr als nur abgeschürft. Sie war gezwungen gewesen, sich blind und qualvoll einen Weg durch und um einen Wirrwarr abgebrochener Baumäste

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