Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
am ersten Stamm hinauf. Scott kam vorsichtiger hinterher und taumelte endlich in das freie Unterholz des sterbenden Waldes. Die Baumkatzen keckerten und strahlten Wut und Bestürzung zugleich aus. Scott probierte sein Armbandcom, aber es hatte keinen Sinn. Ubels Störsender war so stark, dass er jedes Comgerät in diesem Tal unbrauchbar machte.
    Unter den kahlen Ästen hielt er inne und lauschte aufmerksam, während er sich Luft in die Lungen pumpte, die nach verfaulendem Holz und verwesenden Blättern stank. Die befallenen Bäume waren braun und verdorrt, die Rinde schälte sich in langen, herunterhängenden Streifen ab. Scott zerrte versuchsweise an dem nächsten tiefen Ast, denn er fragte sich, ob es nicht klüger wäre, zu klettern anstatt zu rennen und seiner Feindin ein bewegtes Ziel zu bieten, das leichter zu entdecken wäre als ein Chamäleon, das auf der Stelle verharrte. Aber die Äste waren schwammig und verfärbt; selbst der stärkste brach unter seinem Gewicht.
    Scott lauschte auf näherkommende Flugwagenmotoren, hörte aber nur den Wind und das Mahlgeräusch der Erntemaschinen aus der Ferne. Er lief schräg auf den gesunden Wald zu. Das Krachen und Knistern des Reisigs unter seinen Stiefelsohlen verriet seine Position zwar jedem, der danach die Ohren spitzte, doch Scott hatte kaum Zeit, um einen Vorsprung aufzubauen, und dass er verfolgt wurde, stand eindeutig fest. Ubel konnte nicht zulassen, dass ein Augenzeuge dieses verseuchte kleine Tal lebend verließ.
    Scott hatte die Lücke zwischen den toten Bäumen und dem gesunden Wald fast erreicht, als er hörte, wie sich hinter ihm ein großes Tier krachend durch die verdorrten Pfostenbäume näherte – und genau auf ihn zu lief. Er schreckte auf, und gleichzeitig erreichten ihn die beiden Warnrufe der Baumkater. Scott zog die Pistole. Still verfluchte er Mariel Ubel und seine eigene Unvorsichtigkeit, sich von ihr abschießen zu lassen. Ist es vielleicht ein Hexapuma, der nach einer Woche Hungern zum ersten Mal wieder lebendige Beute wittert’? Einen Hexapuma kann ich ohne Schwierigkeiten töten, aber ich habe keine Zeit dazu!
    Endlich erreichte er die Lücke, wo das Pfostenholzsystem sich auf einem zwanzig Meter breiten Streifen rings um die erkrankten Bäume aufgelöst hatte. Er eilte vor, konnte an nichts anderes denken als an die Sicherheit der dicken Bäume jenseits des Streifens. Er warf einen raschen Blick über die Schulter zurück – und sah ein Pferd aus dem verdorrten Wald brechen. Es wieherte laut, als seine Reiterin es zügelte und sich zwischen Scott und die Sicherheit des dichten Unterholzes stellte. Er wich zur Seite aus und versuchte Haken zu schlagen, aber Ubel feuerte in das tote Holz unter seinen Füßen, und die Druckwelle riss ihn von den Beinen. Sein Sturz war schmerzhaft, und er lag unelegant zwischen fauligem Laub und schwammigen Ästen auf dem ehemaligen Waldboden. Mehrere Sekunden lang war er wie gelähmt, während der Schweiß ihm den Rücken hinunterlief und die Achseln seines Hemds durchnässte.
    Mariel Ubel war eine ausgezeichnete Reiterin. Sie lenkte ihr Pferd nur mit den Knien, sodass sie die Hände für das tödliche Gewehr frei hatte, das sie nun genau auf Scotts Brust richtete. Dem Pferd war anzusehen, dass es einen harten Galopp hinter sich hatte, und Scott verfluchte sich dafür, nicht früher an diese Möglichkeit gedacht zu haben. Warum sollte Ubel ihn auch aus der Luft jagen? Sie wusste doch selber zu gut, dass das völlig aussichtslos gewesen wäre, sobald er sich unter dem dichten grünen Blätterdach befand. Selbst ein Infrarot-Spürgerät hätte ihr nichts genutzt, denn das helle Licht, das die sonnenerwärmten dichtgepackten Blätter reflektierten, hätte jede Wärmespur verborgen, die er von sich gab – und am helllichten Tag war mit IR-Spürern ohnehin nicht viel anzufangen. Da verfolgte sie ihn doch lieber am Boden, wo sie ihn nicht nur sehen, sondern auch hören konnte.
    Für einen langen Moment lag er keuchend unter Mariel Ubels kaltem Blick und wusste, dass er die Pistole niemals schnell genug heben und feuern konnte, um dem tödlichen Schuss aus ihrem Gewehr zuvorzukommen. Er lag auf seinem Gewehr, das er umgehängt getragen hatte. Mit ihren harten, eisblauen blitzenden Augen begegnete sie seinem Blick.
    »Fallenlassen.«
    Der Wind zerrte an dem blonden Haar, das ihr schönes Gesicht umrahmte; Scott indes hatte für Ubels Schönheit augenblicklich keine Augen, da die Dame im Begriff stand, ihn

Weitere Kostenlose Bücher