Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
runzelte die Stirn. »Ich bitte um Verzeihung, Königliche Hoheit. Hat Lady Haroun Ihnen dieses Problem nicht vorgelegt?«
    »Frischen Sie doch mein Gedächtnis auf, Colonel Tudev«, bat sie.
    »Als Chef Ihrer Leibwache erhalte ich über Kanäle der Army Kopien aller Bittschreiben, Königliche Hoheit. Den Überschriften zufolge erhielten Lady Haroun und die Palast-PR Durchschläge. Ich hatte angenommen, man habe Sie informiert«, fügte er verbindlich hinzu, »und als Ihr oberster Leibwächter dachte ich, ich könnte mir ein wenig Zeit sparen, wenn ich Sie persönlich auf dieses letzte zu klärende Detail anspreche und die Entscheidung gleich von Ihnen höre. Je weiter im Voraus wir unseren Terminplan kennen, desto leichter lassen sich die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen rechtzeitig treffen.«
    »Ich verstehe.« Adrienne musterte ihn ernst, aber in ihren Augen begann es zu funkeln. Lady Nassouah Haroun, die für ihre Termine zuständig war, hatte die Anfrage aus Twin Forks nicht erwähnt, als die Planung des Staatsbesuchs auf Sphinx begann … und auch sonst niemand hatte den SFD mit nur einem Wort erwähnt. Zog man die Haltung ihres Vaters gegenüber dem Sphinxianischen Forstdienst und den Baumkatzen in Betracht, überraschte diese Unterlassungssünde nur wenig. Nicht nur Lady Haroun, fast jeder Palastangestellte wusste nur zu gut, wie Seine Majestät auf die Nachricht reagiert hätte, das seine Tochter sich auch nur in die Nähe des planetarischen Forstdienst-Hauptquartiers begeben habe, dieser Brutstätte der Baumkatzen-Sympathisanten. Indem Tudev das Bittschreiben erwähnte, ging er ein nicht unbeträchtliches Risiko ein. Adrienne musste ihrem Vater zwar lassen (auch wenn es ihr zunehmend schwerer fiel, etwas zu Gunsten ihres Vaters auszulegen), dass er zur Belohnung von Schranzen oder zur Bestrafung von Leuten, die Unabhängigkeit zeigten, niemals politisch Einfluss nahm. Wenn er entdeckte, wer Adrienne gegenüber Twin Forks erwähnt hatte, würde er von Tudev wohl nicht fordern, dass er den Dienst quittierte – aber allzu unwahrscheinlich war es nicht, dass er den Lieutenant Colonel von seinem gegenwärtigen Posten entfernen ließ. Die entsprechende Bitte an die Generalität würde zweifellos behutsam formuliert sein und nicht wie der Befehl klingen, jedes weitere Fortkommen des betreffenden Offiziers zu unterbinden, doch ungeachtet des Wortlauts würden Tudevs Vorgesetzte das königliche Ersuchen genau so verstehen. Gut möglich wäre sogar, dass die Army die subtilen Untertöne ganz ignorierte und man Tudev ›ermutigte‹, vorzeitig seinen Abschied zu nehmen und als Lieutenant Colonel in den Ruhestand zu gehen.
    Andererseits, wie soll irgendjemand entdecken, wie und von wem ich davon erfahren habe , sagte sie sich. Als Thronfolgerin genoss sie nur wenige Privilegien, darunter aber das Recht, bei offiziellen Besuchsreisen frei zwischen Veranstaltungen zu wählen, die einander ins Gehege kamen. Sehr oft kam dieses Vorrecht nicht zur Anwendung, denn normalerweise erfuhr sie gar nicht, wann solch ein Konflikt entstand. Niemand konnte alle Anfragen im Kopf behalten, die an den Palast gerichtet wurden – dafür hatte Adrienne eine Sekretärin, die sich nur um die Termine kümmerte, und Lady Haroun beschäftigte den fünftgrößten Stab im Mount Royal Palace. Außerdem befasste Adrienne sich nur sehr selten mit ihrem Terminplan. Lady Haroun die Einzelheiten ausarbeiten und bestimmen zu lassen, wohin man wann ging, war da weitaus einfacher.
    Doch Elisabeth I. hatte ihrem Sohn Michael als ihrem Erben ausdrücklich die Bestimmungsgewalt über seine Reiserouten zugesprochen und damit eine Tradition ins Leben gerufen, die innerhalb des Königshauses geachtet wurde. Nicht einmal Adriennes Vater hätte dieses Recht widerrufen, und trotzdem dachte sie gar nicht daran, ihm gegenüber zu erwähnen, dass sie sich für Twin Forks entschieden hatte – das würde sie erst tun, wenn es zu spät wäre, um noch etwas daran zu ändern. Tudev hatte die Information sehr behutsam formuliert; sie konnte unter Eid bezeugen, dass er ›nur beiläufig nachgefragt‹ habe. Sie kannte ihn sehr gut und wusste, er würde seine Vorgesetzten nicht belügen, wenn man ihn konkret fragte, was ihn zu dieser Bemerkung veranlasst habe. Doch wenn sie erst ihre Erklärung abgegeben hätte, würde niemand weitere Fragen stellen. Man zog nicht das Wort der Kronprinzessin von Manticore in Zweifel. Wenn sie behauptete, er habe es unbedacht erwähnt,

Weitere Kostenlose Bücher