Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
miteinander zu verständigen.«
»Das bezweifle ich nicht, Hoheit, und der telempathische Link zwischen Nimitz und Ihnen wird uns zweifellos sehr helfen.«
Honor nickte zustimmend. Eigentlich hatte sie Arif nicht auf ihre ganz besondere Verbindung hinweisen wollen. Doch es hatte nie infrage gestanden, ob die Spezialistin, deren Hilfe sie sich versichern wollten, darüber in Kenntnis gesetzt werden sollte oder nicht. Zum Glück brachte Arif ein hohes Berufsethos mit und hatte bereitwillig versprochen, das volle Ausmaß des Links zwischen Honor und Nimitz vertraulich zu behandeln.
»Trotz des ›Sonderkanals‹, über den Sie und Nimitz verfügen«, fuhr Arif fort, »stoßen wir vermutlich auf einige sehr schwer zu überwindende Hindernisse. Offen gestanden erscheinen sie mir umso bedrohlicher, weil ich im Zuge meiner Recherchen festgestellt habe, dass man bereits zwei Versuche unternommen hat, den Katzen eine Gebärdensprache beizubringen. Vielleicht hat es sogar noch mehr gegeben.«
»Tatsächlich?« Honor warf Miranda einen Seitenblick zu. »Davon habe ich gar nichts gewusst.«
»Es ist so gut wie unbekannt«, entgegnete Arif. »Den ersten Versuch stellte eine Xenobiologin namens Sanura Hobbard an. Sie war eine der ersten Spezialistinnen von außerhalb des Sternenkönigreichs, die sich im Einzelnen mit den Baumkatzen befasste. Sie hat fast fünfzehn T-Jahre erfolglos versucht, ihnen Gebärdensprache beizubringen. Der zweite Versuch erfolgte ungefähr hundert T-Jahre später und blieb ebenso fruchtlos. Ich habe nicht herausfinden können, welche Zeichen man den Katzen beibringen wollte, aber es würde mich nicht überraschen, wenn man ungefähr den gleichen Denkansatz benutzt hätte wie wir. Doch was nun auch immer versucht wurde, die Misserfolge hatten mich zunächst nicht gerade optimistisch gestimmt, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Zunächst, Dr. Arif?«, fragte Honor.
Arif nickte. »Ich bin noch immer nicht besonders zuversichtlich, Hoheit, aber ich glaube, es besteht eine Chance, dort Erfolg zu haben, wo die anderen scheiterten. Vorausgesetzt, wir überwinden die Hindernisse, die ich erwähnt habe.«
»Welche Hindernisse befürchten Sie denn im Einzelnen?«, fragte Honor.
Arif zuckte die Achseln. »Das größte Hindernis dürfte darin bestehen, dass Telepathen einfach keine gesprochene Sprache benutzen. Die Standardwerke über Katzen zeigen zwar, dass sie akustische Signale verwenden, aber es sind eben nur Signale. Anders ausgedrückt, handelt es sich dabei um Kommunikation, aber nicht um Sprache.«
»Verzeihen Sie?« Miranda LaFollet beugte sich vor. Eine Hand ruhte auf dem Baumkater in ihrem Schoß. »Ich war immer der Meinung, Sprache und Kommunikation wären zwei Wörter für das gleiche Ding.«
»Das glauben viele Menschen, aber es ist ein Irrtum«, erklärte Arif. »›Kommunikation‹ umschreibt sehr viele Vorgänge, angefangen bei der Verständigung unter Tieren über die elektronische Informationsübermittlung bis hin zu einer tiefgründigen philosophischen Diskussion über den Sinn des Lebens zwischen Menschen. All das ist Kommunikation in der einen oder anderen Form. Menschliche Kommunikation – Sprache – ist die Art und Weise, in der zwei vernunftbegabte Wesen mit Bedeutung beladene Laute oder Zeichen austauschen. Gefühle und Ideen besitzen keine physische Substanz, Ms. LaFollet. Wir können sie nicht vergeben oder uns zurückholen wie einen Apfel, eine Orange oder einen Ziegelstein, deshalb ersinnen wir Laut- oder Zeichenketten, die uns als Stellvertreter für Dinge dienen, und diese Stellvertreter nennen wir Wörter. Ein Kind, das in einer von Sprache geprägten Umgebung aufwächst, bekommt das Bedürfnis, seine Wünsche auszudrücken. Es erlernt bestimmte Lautmuster mit bestimmten Bedeutungen, aber das ist nur das Anfangsstadium. Sich eine Sprache wirklich anzueignen, ist viel komplizierter.
Beim Erlernen einer Sprache muss man aber nicht nur die Verbindungen zwischen Laut und Symbol erlernen, sondern auch die Regeln herausfinden, nach denen diese Laute aneinandergereiht werden. Ein Kind übernimmt sie natürlich seiner Sprachumgebung. Jeden Laut kann man sich als einzelnen Baustein denken, und die kleinsten Bausteine, durch die eine Bedeutung unterschieden werden kann, nennen wir ›Phoneme‹. Das ist gewöhnlich ein Vokal oder ein Konsonant. In verschienenden Sprachen sind auch die Phoneme verschieden. Nehmen wir Spanisch im Vergleich zu Englisch, weil im Moment San Martin so
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