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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Teufel, vielleicht werfen sie ihn sogar bei einem hübschen Schauprozess den Wölfen vor, nur um zu beweisen, wie brav und unschuldig sie selbst seien! Wegener ist nicht nur gierig, er ist auch nicht dumm. Ihm ist klar, was ihm dann blüht. Also wusste er von Anfang an, dass er den richtigen Zeitpunkt abpassen muss, um den Kontakt zu uns abzubrechen, das Komitee mit allen Mitteln auszulöschen und die Kontrolle über das System wieder an sich zu bringen. Das Schicksal der Lydia , die zusätzliche Verstärkung, von denen Sie berichten, können zusammen genommen nur ein bedeuten: Offenbar waren wir so erfolgreich, dass Wegener uns jetzt fallen lassen muss.«
    »Wenn Sie Recht haben, wäre das eine Katastrophe«, murmelte der Kurier. Besorgten Blickes starrte er auf die im Schoß gefalteten Hände. »Ohne das Nachrichtenmaterial auskommen zu müssen, mit dem er uns bisher versorgt hat, wäre schon schlimm genug; aber darüber hinaus weiß er außerordentlich viel über die Zukunftspläne des Komitees. Wenn er sich dieses Wissen zu Nutze macht …«
    Er verstummte, hob den Kopf und blickte Dunecki fragend an.
    »Er weiß längst nicht so viel wie er denkt.« Duneckis Tonfall überraschte den Boten, und sein Erstaunen nahm zu, als der Commodore ihn grimmig anlächelte. »Was glauben Sie denn?«, fuhr Dunecki fort. »Das Komitee hat schon immer gewusst, dass Wegener uns fallen lässt, sobald er uns nicht mehr braucht. Deshalb haben wir ihn ausschließlich als Nachrichtenquelle benutzt, aber er besitzt keinen Einblick in unsere strategische und operative Planung, und wir haben sorgsam darauf geachtet, im Umgang mit ihm nur falsche Identitäten oder anonyme Kontaktleute einzusetzen. Natürlich weiß er, wer offiziell zum Komitee der Unabhängigkeitsregierung im Prism-System gehört – aber das weiß jeder. Alle anderen Komiteeangehörigen kennt er nicht. Und von unseren Kriegsschiffen kennt er nur die, die er selber ›verloren‹ hat, um sie uns zuzuschanzen, wie etwa die Lydia .«
    Der Kurier nickte bedächtig. Das Komitee für ein Unabhängiges Prism existierte schon seit Jahrzehnten, und er hing ihm fast seit der Gründung an. Im Gegensatz zu Dunecki war er nie ein Mitglied des Inneren Kreises gewesen. Er war sich halbwegs sicher, dass das Komitee ihn für loyal hielt, ansonsten hätte man ihn nicht mit den Aufgaben betraut, die er für die Bewegung erfüllt hatte; aber er war auch Realist. Er hatte gewusst, dass ihm das Komitee seine verschiedenen Aufträge erteilt hatte, weil es bereit war, ihn im Zweifelsfall zu opfern, denn letztendlich war er entbehrlich. Und weil er entbehrlich war – und vielleicht in Feindeshand geriet –, hatten seine Vorgesetzten sich stets genau überlegt, was sie ihm mitteilten; er wusste indessen genau, dass das KUP auch nach den recht elastischen Standards in Silesia erst im Laufe der letzten vier oder fünf Jahre zu einem Faktor geworden war, mit dem man rechnen musste. Wie es der Organisation gelungen war, von einer einflusslosen Randgruppe zu einer Kraft anzuwachsen, die effektiv das halbe Prism-System beherrschte, konnte er jedoch nicht sagen. Fest stand nur, dass Anders Dunecki und sein Bruder Henryk bei dieser Entwicklung eine tragende Rolle gespielt hatten. Und obgleich sich der Kurier für das Endziel des KUP genauso sehr engagierte wie eh und je, verspürte er denselben Ehrgeiz wie jeder andere, der zwanzig Jahre seines Lebens der gewaltsamen Herbeiführung einer neuen politischen Ordnung gewidmet hatte.
    Nun sah er Commodore Dunecki mit bewusst ausdruckslosem Gesicht an und hoffte, der Moment sei gekommen, in dem er endlich mehr erfuhr. Obwohl er ganz gewiss neugierig war, ging es ihm nicht um die Befriedigung der Neugier; wenn der Commodore ihn tiefer einweihte, winkte ihm für seine langjährige Loyalität endlich die Beförderung auf einen höheren und heikleren Posten.
    Dunecki erwiderte den ausdruckslosen Blick des Boten. Er wusste genau, was dem Mann durch den Kopf ging, und es widerstrebte ihm, ihn tiefer ins Vertrauen zu ziehen. Weder misstraute er ihm, noch verübelte er dem Boten die augenscheinliche Hoffnung, vielleicht endlich den undankbaren und gefährlichen Status eines Kuriers hinter sich lassen zu dürfen. Sein Misstrauen war schlicht und ergreifend eine Sache der Gewohnheit. Nachdem er so viele Jahre lang um des Überlebens willen die linke Hand nicht hatte wissen lassen, was die Rechte tat, ging es ihm gegen den Strich, jemanden tiefer ins Vertrauen zu ziehen

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