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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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deprimierend sicher, dass sie für gewisse unangenehme Tatsachen auch dann noch blind gewesen wäre, wenn sie schon im Manticore-System seiner Wache zugeteilt hätte.
    So unauffällig wie möglich warf Del Conte einen Blick über die Schulter, dann schluckte er erneut einen stummen Kraftausdruck herunter. Lieutenant Santino war der wachhabende Offizier auf der Brücke. Er saß im Kommandosessel und erweckte nach außen hin ganz den Eindruck eines kompetenten Raumoffiziers. Die Unterarme hatte er exakt auf die Lehnen des Kommandosessels gelegt, die kantigen Schultern fest gegen die senkrechte Rückenlehne gedrückt. Wie er erhobenen Hauptes dasaß, kam sein männliches Profil voll zur Geltung, doch der Ausdruck seiner Augen zeichnete sich durch einen geradezu bestürzenden Mangel an Intelligenz aus.
    Jemen Del Conte hatte in seiner Laufbahn mehr Offiziere gesehen, als er zählen konnte. Manche davon waren besser gewesen als andere, manche schlechter; keiner aber hatte sich je den charakterlichen Abgründen angenähert, die Elvis Santino so mühelos auslotete. Del Conte wusste, dass Lieutenant Commander Hirake sich dieses Problems bewusst war, doch konnte sie nur sehr wenig unternehmen. Eines aber war Hirake definitiv verwehrt: auf keinen Fall durfte sie die starren Etikette und Tradition der Navy verletzen, indem sie gegenüber einem Unteroffizier zugab – ganz gleich, welches Dienstalter er besaß –, dass sein direkter Vorgesetzter ein lupenreiner Idiot war. Der Senior Chief hoffte sehr, dass der Taktische Offizier und der Skipper diesen Santino an der langen Leine führten, in der Hoffnung, Letzterer würde es irgendwie schaffen, sich daraus einen Strick zu knoten. Selbst wenn das gelang, bedeutete es nur einen schwachen Trost für die armen Seelen, die direkt unter Santino dienten – wie ein gewisser Senior Chief Del Conte.
    Alcott war nach wie vor stumm in die Anzeigen ihrer Instrumente vertieft, und Del Conte wünschte inbrünstig, Santinos Kommandosessel stünde nur einige Meter weiter von ihm weg, als es tatsächlich der Fall war. Durch die geringe Entfernung würde der Lieutenant leider mit recht großer Wahrscheinlichkeit mithören können, was Del Conte zu Alcott sagen würde. Die Ortungstechnikerin durfte sogar von Glück reden, dass Santino noch gar nicht bemerkt hatte, womit sie sich beschäftigte. Zwar täuschte die aufgesetzt aufmerksame Haltung des Lieutenants niemanden auf der Brücke, doch wäre es nur typisch für ihn, wenn er sich aus seinem normalen Zustand tiefer Gedankenverlorenheit in genau dem Moment löste, der für Alcott am ungünstigsten wäre. Bislang aber hing er noch seinen Gedanken nach, und das brachte Del Conte in eine höchst unangenehme Zwangslage.
    Der Senior Chief streckte den Arm aus, nahm auf seiner Konsole einige Einstellungen vor und runzelte die Stirn, als auf seinem eigenen Display ein Duplikat der Darstellung von Alcotts Schirm erschien. Sogleich erkannte er, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte, obwohl er sich nicht sicher war, ob er es ohne die von ihr bereits vorgenommene Signalverstärkung ebenfalls entdeckt hätte. Selbst so wirkte die Impellersignatur eher wie ein Geisterbild, und die Computer teilten offenbar Alcotts Zuversicht nicht, dass das, was sie da sah, auch wirklich existiere. Die Rechner markierten das Icon mit dem rasch blinkenden, bernsteinfarbenen Kreis, der lediglich einen möglichen Ortungskontakt symbolisierte, und das war für gewöhnlich ein schlechtes Zeichen. Alcott jedoch besaß einen geschulten Instinkt, der den Computern abging, und Del Conte war sich sicher, dass sie etwas geortet hatte.
    Dass der Annäherungsvektor des Objekts unbekannt war, stellte nur einen Teil des Problems dar. Was immer da kam, es schloss von achtern her auf, sehr weit oberhalb der War Maiden – sogar so weit, dass das obere Band des Impellerkeils der War Maiden zwischen dem Kontakt und Alcotts Gravitationssensoren lag. Theoretisch kannten die Computer der Operationszentrale die Keilstärke des Schweren Kreuzers genau und konnten anhand dieser Daten den durch den Keil bewirkten Verzerrungseffekt kompensieren. Theoretisch. Im wirklichen Leben aber war jede direkte Beobachtung durch den Keil eine hochgradig unsichere Angelegenheit. Aus diesem Grunde verließen sich Kriegsschiffe umso mehr auf die Sensorbatterien der Hammerköpfe und Breitseiten, wo die Keile den Empfang nicht störten.
    Natürlich waren die Schiffe auch an Bauch und Rücken mit Ortungs-Gruppenantennen

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