Honor Harrington 14. Honors Krieg
die er hören wollte.«
»Ja, da hast du sicher Recht«, stimmte Arnold zu. Zwei oder drei Sekunden lang wackelte er mit dem Stuhl von einer Seite auf die andere, blickte seinen Bruder nachdenklich an und zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht einmal einen Entwurf der Rede zu Gesicht bekommen, aber aufgrund von ein paar Dingen, die sie mir im Laufe der vergangenen Woche gesagt hat, ist mir ziemlich klar, was sie sagen wird. Ich kann nicht behaupten, dass ich davon besonders begeistert wäre.«
»Du glaubst also, sie wird über die Unterhandlungen mit den Mantys sprechen?«
»Ganz genau«, antwortete Arnold. »Ich nehme an, sie wird dem Kongress – und den Wählern – sagen, dass sie mit größerem Nachdruck auf einen echten Friedensvertrag hinarbeiten wird. Und darum ist es absolut unmöglich, dass Theismans Presseverlautbarung ein Zufall gewesen ist.«
»Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest«, gab Jason zu und seufzte. »Sie macht sich deine Position zu Eigen.«
»Erzähl mir doch mal was Neues.« Arnold schnaubte. »Dahinter steckt auf jeden Fall Pritchart. Als politische Taktikerin ist sie um Klassen besser als Theisman. Davon abgesehen war Theisman unser bester Verbündeter, was das Timing der Verlautbarung über die neuen Flottenverbände angeht. Weil ihm so viel an der operativen Sicherheit liegt, konnten wir darauf zählen, dass er den Mund hält, bis wir so weit sind, an die Öffentlichkeit zu gehen. Nein, es war Pritchart. Sie hat ihn überstimmt, und jetzt plant sie, ganz wie du sagst, sich meine Position hinsichtlich der Unterhandlungen anzueignen.«
»Können wir irgendetwas dagegen unternehmen?«, fragte Jason.
»Nichts, was mir spontan einfiele.« Arnolds Stimme klang säuerlich. »Ich frage mich langsam, ob sie nicht vielleicht absichtlich gewartet hat, bis ich mich damit völlig festgelegt habe. Vielleicht hat sie mir gerade genug Leine gelassen, um mich vor allen Insidern von Nouveau Paris selber aufzuknüpfen. Jeder, mit dem wir gesprochen haben, weiß genau, wo ich stehe. Und indem sie mir jetzt öffentlich alles gibt, wonach ich verlangt habe, entzieht sie jedem Einwand, den ich haben könnte, die Grundlage.«
Er kippelte noch weiter mit dem Stuhl zurück und sah zur Decke. Sein Blick schweifte nachdenklich in die Ferne, und Jason beobachtete ihn schweigend. Er wusste, dass es besser war, seinen Bruder nicht zu unterbrechen, wenn er so angestrengt nachdachte, und setzte sich auf einen Stuhl, um abzuwarten.
Es dauerte eine Weile, doch schließlich kehrte Arnold Giancolas Blick in die Gegenwart zurück, und er grinste Jason an. Auch wenn es unfreundlich klingt, Jason war nun einmal nicht gerade das schärfste Messer im Besteckkasten; er war loyal, energisch und begeisterungsfähig, aber selbst an seinem besten Tag hätte ihm niemand vorgeworfen, klüger zu sein als gut für ihn sei. Manchmal ließ er sich von seiner Begeisterung hinreißen und benahm sich daneben, und er hatte eine ganz eigene Art, dumme Fragen zu stellen – sowohl von der Sorte, auf die es keine Antwort gibt, als auch von jener, bei der jeder Idiot die Antwort wissen sollte. Doch gleichzeitig hatte genau diese entnervende Art zu fragen etwas an sich, das in Arnolds Gedanken Funken anschlug. Es war, als bewirke die Notwendigkeit, sich zu überlegen, wie er seinem Bruder etwas am besten erklärte, dass seine Gedanken wie durch Zauberhand Gestalt annahmen.
Jason richtete sich auf, als Arnold ihn angrinste. Er kannte diesen Ausdruck, und sein ermatteter Kampfgeist erwachte von neuem.
»Jase, ich glaube, ich hatte mich völlig verrannt, seit Theisman den Mund aufgemacht hat«, sagte er nachdenklich. »Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie Pritchart versucht, mir den Wind aus den Segeln zu nehmen und mich auszuquetschen. Aber wenn man es sich genau überlegt, kann sie das gar nicht. Nicht, solange ich Außenminister bin. Sie kann versuchen, mir das Verdienst für jeden Erfolg abspenstig zu machen, den unsere Unterhandlungen erbringen. Und sie kann versuchen, der Öffentlichkeit weiszumachen, es wäre ihre Idee, den Mantys gegenüber eine härtere Gangart anzuschlagen. Doch am Ende bin ich es und niemand sonst, der diese Unterhandlungen führt.«
»Also muss sie dir wenigstens einen Teil des Verdienstes für irgendwelche Erfolge zugestehen«, sagte Jason und nickte langsam.
»Ja, genau, das muss sie«, stimmte Arnold ihm zu. »Aber darauf wollte ich eigentlich gar nicht hinaus.« Jason sah ihn erstaunt
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