Honor Harrington 14. Honors Krieg
Alternativsystem.«
18
»Nichts, Ma'am.«
»Überhaupt nichts, Wraith?«, fragte Dame Alice Truman.
»Nein, Ma'am.« Captain Goodrick schüttelte den Kopf. »Wir haben das System ziemlich gründlich durchkämmt. Ich vermute, es besteht eine entfernte Möglichkeit, dass sich hier noch ein oder zwo Schiffe unter Stealth verstecken. So ein Sonnensystem ist schließlich ein ziemlich großer Heuhaufen. Auf keinen Fall aber befindet sich irgendetwas, das man eine Flotte nennen könnte, innerhalb der System-Hypergrenze.«
»Verdammt«, fluchte Truman leise. Sie und ihr Stabschef standen auf der Flaggbrücke von HMS Cockatrice und blickten auf eine astrografische Darstellung des gesamten Sonnensystems. Truman wusste genau, wie dringend Honor die Gegenwart einer havenitischen Flotte entweder bestätigt oder widerlegt haben wollte. Und wie sehr sie gewollt hatte, dass ein etwaiger havenitischer Admiral genau wusste, dass man ihn entdeckt hatte. Leider konnte in einem leeren Sonnensystem keines dieser beiden Missionsziele erreicht werden. Dass sich nun niemand auffinden ließ, bedeutete noch lange nicht, dass niemand hier gewesen war, während die Hecate und die Pirates' Bane ihr kurzes, blutiges Gefecht geführt hatten. Vielmehr war es sehr gut möglich, dass gerade das Ausbleiben des Zerstörers die Wartenden dazu veranlasst hatte, sich zu einer anderen Adresse zu begeben.
Und dass niemand hier war, der Trumans Ankunft bemerken konnte, hinderte sie daran, Honors Botschaft auszurichten.
»Also gut, Wraith«, sagte sie schließlich. »Wir haben das System erfolglos abgesucht; uns bleibt jetzt nichts anderes übrig, als uns nach Sidemore Station zurückzuziehen. Ihre Hoheit muss erfahren, was wir vorgefunden haben – oder eben nicht vorgefunden haben, je nachdem, wie Sie es sehen wollen. Und wenn damals eine Flotte hier gewesen ist, so ist sie jetzt nicht mehr da. Also muss sie woanders sein. Mir ist es lieber, wenn sich hinterher nicht herausstellt, dass die havenitische Zwote Flotte einen Angriff gegen Sidemore führt, während wir hier nach ihr suchen!«
Honor nahm Trumans Bericht mit tiefem Unmut entgegen, der sich allerdings weder gegen Truman noch gegen ihre LAC-Crews richtete, sondern gegen die Nichtgreifbarkeit der republikanischen ›Zweiten Flotte‹.
George Reynolds hatte inzwischen jeden Informationsbrocken systematisch zergliedert, den Captain Bachfischs Leute aus den verstümmelten Dateien der Hecate entnehmen konnten. Aus diesen Brocken ging über jeden Zweifel erhaben vor, dass Thomas Theismans Navy sich außerordentlich gut darauf verstand, die operative Sicherheit aufrechtzuerhalten. Niemandem an Bord der Hecate war es noch gelungen, eine Datenlöschung einzuleiten – nicht nachdem die Pirates' Bane das Schiff durch eine einzige Breitseite kampfunfähig geschossen hatte. Reynolds hatte Honor versichert, dass Lieutenant Ferguson (der ›zivile‹ Elektronikspezialist, der in Grubers Auftrag alles aus den Computern der Hecate hatte herauskitzeln sollen, was sich herauskitzeln ließ), nicht nur eine militärische Laufbahn hinter sich hatte, sondern auch aus irgendeinem Grund mit havenitischen Flottencomputern und deren Software besonders gut vertraut war. Trotz der katastrophalen Schäden, die der Zerstörer erlitten hatte, schien festzustehen, dass Ferguson alles sichern konnte, was in den Computern überdauert hatte. Dadurch standen Honor nun tatsächlich relativ umfangreiche Hintergrundinformationen zur Verfügung.
Dennoch erfuhr man nur sehr, sehr wenig über Organisation und Natur dieser ›Zweiten Flotte‹ – und gar nichts über ihre Absichten in Silesia.
Dieser Mangel an Information machte es umso frustrierender, dass Truman die Haveniten nicht gefunden hatte. Niemand auf Sidemore Station bezweifelte die Existenz der Zweiten Flotte, doch ohne weitere Erkenntnisse konnte Honor sich – vorsichtig ausgedrückt – nur begrenzt auf die wie auch immer gearteten Absichten der Haveniten vorbereiten.
Sie knurrte etwas vor sich hin. Nimitz richtete sich auf und blickte sie missbilligend von seiner Sitzstange am Schott an. Sie spürte, wie er eine demonstrativere Äußerung erwog, doch dann beschied er sich mit einem übertrieben geduldigen Seufzer.
Honor sah kurz von dem Bericht auf und streckte dem Kater die Zunge heraus, dann wandte sie sich wieder nachdenklich der unangenehmen Neuigkeit zu.
Wenigstens hatte es keine weiteren gewalttätigen Zwischenfälle mit den
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