Honor Harrington 14. Honors Krieg
darin die Ansicht Ihres Herrn Bruders wider?«
»Ich habe mit Reginald noch gar nicht darüber gesprochen.« Nur ein ganz leichter scharfer Unterton zeigte sich in Jaqueline Housemans Stimme, doch sie bemühte sich, den älteren Herrn freundlich anzulächeln. Die beiden verabscheuten einander zutiefst, und es war ein offenes Geheimnis, dass Spencer sehr stark Elisabeth III. unterstützt hatte, als die Krone die Nominierung von Ms Houseman für den Kronenfinanzrat abgelehnt hatte. »Andererseits muss ich das auch nicht. Jeder hat eine Wahl, solange er seine Unvoreingenommenheit bewahrt und bereit ist, die bequemen Vorurteile infrage zu stellen, die sich aus dem Denken in den eingefahrenen Bahnen ergeben.«
Spencer nickte. »Dem kann ich nur zustimmen. Tatsächlich habe ich mit Ihrem Herrn Bruder schon mehrmals über diese Behauptung diskutiert. Ich habe mich nur gefragt, ob die Regierung endlich bereit ist, sich offiziell zu diesem Thema zu äußern.«
»Wie gesagt, haben Reginald und ich noch nicht richtig darüber gesprochen«, erwiderte Houseman. »Und sollte die Regierung sich zu einer offenen Stellungnahme entscheiden, so wäre ich kaum die geeignete Sprecherin. Andererseits sollte man bedenken, dass die Harvest Joy noch keine Woche wieder zurück ist. Würden Sie es nicht auch für ein wenig verfrüht halten, wenn die Regierung jetzt schon irgendwelche amtlichen Entscheidungen verkündete?«
»Vielleicht. Ich hielte es allerdings nicht für verfrüht, wenn die Regierung wenigstens einräumen würde, dass solche Entscheidungen getroffen werden müssen«, entgegnete Spencer mit einem schmalen Lächeln, und Houseman fuhr hoch.
»Ich denke nicht –«, begann sie in hitzigem Ton, doch Stephen Stahler, der Moderator, unterbrach sie sanft.
»Ich glaube, wir kommen vom Thema ab«, sagte er freundlich, aber bestimmt. »Wir werden die politischen Aspekte der Situation in der nächsten Sendung beleuchten. Ich glaube, Sie und Mr Spencer sind beide eingeladen, Ms Houseman. Im Moment jedoch gilt unser Augenmerk den wirtschaftlichen Aspekten.«
»Sie haben Recht, Stephen«, sagte Houseman und lächelte natürlicher. »Gewiss hat die Regierungspolitik, da wird mir Mr Spencer gewiss zustimmen, gewaltige Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten.«
»Aber selbstverständlich. Zweifellos«, stimmte Spencer ihr zu.
»Wenn das also so ist, halte ich, ohne das Gespräch vom Thema abbringen zu wollen, den Hinweis für zulässig, dass es allein von uns abhängt, ob wir uns durch den Ort und die … diplomatischen Zusammenhänge des neuen Terminus die Position diktieren lassen, aus der wir ihn betrachten.«
»Ich fürchte, dieser Argumentation kann ich nicht ganz zustimmen«, entgegnete Spencer. »Lassen wir die politische und diplomatische Seite einmal beiseite und schauen uns an, wo Talbott liegt. Von Manticore aus gesehen, ein Drittel der Peripherielänge der Solaren Liga entfernt. Wenn Sie die Verbindungen hinnehmen, die wir durch Phoenix, Matapan und – über Gregor – Asgard haben, dann haben unsere Schiffahrtslinien leichten Zugang zu fast zwei Dritteln der Gesamtperipherie der Liga. Die Transitzeiten zwischen so weit auseinander liegenden Punkten wie zum Beispiel Tasmania und Sondermanns Stern reduzieren sich gewaltig. Hinzu kommt noch der Beowulf-Terminus, der unseren Schiffen direkten, unverzüglichen Zugang ins Herz der Liga schenkt. Dadurch ist dieser Terminus von einem buchstäblich unschätzbarem Wert, ganz gleich, wie groß der Markt im Talbott-Sternhaufen selbst ist. Und diese Realität verschwindet nicht einfach, nur weil wir uns nicht ›die Position diktieren lassen‹ wollen, ›aus der wir ihn betrachten‹, Ms Houseman.«
»Ich glaube, diesem Aspekt Ihrer Analyse muss ich zustimmen«, warf DeMarco ein. »Aber zugleich muss auch sorgsam bedacht werden, welches Potenzial die nachhaltige Belastung unserer Beziehungen zur Liga hat. Schließlich wird es zu einem sehr großen Grad von der Haltung der Ligaregierung abhängen, in welchem Ausmaß wir die astrografischen Möglichkeiten, von denen Sie reden, auch wirklich nutzen können.«
»Wieso?«, entgegnete Spencer. »Die Zentralregierung der Liga ist nicht gerade ein besonders einheitliches Gebilde, Ellen. Und was auch immer sie durch einen Regierungserlass anordnen will, die Wirklichkeit wird sich nach dem potenziellen Nutzen der Verbindung richten. Nicht nur für uns, sondern für alle Schiffer, die Monate Transitzeit einsparen und Märkte
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