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Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wahr?«
    Missgelaunt nickte Chin. Das Holobild auf ihrem Schreibtisch gehörte einem Offizier der Systemsicherheit, dessen Gesicht förmlich herausschrie: Ich bin ein Fanatiker! Dass es das Bild eines jungen Mannes war, milderte diesen Eindruck nicht im Geringsten. Struppiges schwarzes Haar türmte sich über einer breiten, niedrigen Stirn, die wiederum über Augen aufragte, die ebenso dunkel waren wie die Haare. Wie Obsidiansplitter wirkten sie in dem asketisch blassen, hohlwangigen Gesicht mit dem eckigem Kinn, den angespannten Kiefermuskeln und fest zusammengepressten Lippen. Dieses Gesicht konnte sich Chin sehr gut in einem Folterkeller der Inquisition vorstellen, wo sein Besitzer die Streckbank mit dem Sünder noch ein wenig stärker spannt. Oder wenn er die erste Fackel in die Grube mit den Reisigbündeln wirft, über der ein Ketzer an den Pfahl gebunden ist.
    Chin konnte keine Spur der lüsternen Grausamkeit entdecken, die ihr bei dem Vorgänger dieses SyS-Offiziers sofort aufgefallen war, doch was war das für ein Trost? Selbst wenn sie sich nicht irrte, zog sie in der Kaltblütigkeit, die ihr ermöglicht hatte, zehn Jahre lang unter dem havenitischen Triumvirat Pierre-Saint-Just-Ransom zu überleben, obwohl sie ein in Ungnade gefallener Flaggoffizier war, einen unverhohlenen Sadisten als effektiven Chef der Systemsicherheit im La-Martine-Sektor durchaus einem unbeirrten Fanatiker vor. Bei einem Sadisten konnte man wenigstens auf Nachlässigkeit und Trägheit hoffen, dass er zu oft von seinen Lastern abgelenkt wäre, um seiner offiziellen Aufgabe volle Aufmerksamkeit zu widmen. Dieser Mann hingegen …
    »Ist er wirklich so jung, wie er aussieht, Yuri?«, fragte sie leise.
    Die dritte Person in ihrem Büro lehnte an der geschlossenen Tür zum Vorzimmer und nickte. Es war ein leicht korpulenter, mittelgroßer Mann in den mittleren Jahren mit einem runden, freundlichen Gesicht, und er trug eine Uniform der Systemsicherheit.
    »Jawoll. Ist gerade erst vierundzwanzig geworden. Vor drei Jahren hat er die Akademie abgeschlossen. Leider war gleich sein erster großer Einsatz offenbar ein Bombenerfolg, mit dem er Saint-Just auf sich aufmerksam gemacht hat. Und jetzt natürlich …«
    Bürger Commodore Ogilve seufzte. »Nachdem die Systemsicherheit in Nouveau Paris bei McQueens gescheitertem Putsch solche Verluste erlitten hat – was hat sich Esther nur dabei gedacht, zum Teufel? –, wirft Saint-Just jeden jungen Heißsporn in die Breschen, den er auftreiben kann.« Er wischte sich mit einer schmalen Hand das Gesicht. »Wenn wir bloß gewarnt worden wären …«
    »Und was hätte uns eine Warnung genutzt?«, entgegnete Chin. »Natürlich, wir hätten den Sektor an uns bringen können, und dann? Solange Nouveau Paris fest in Saint-Justs Hand ist, sitzt er am längeren Hebel.« Chin lehnte sich müde zurück. »Zum Teufel mit Esther McQueen und ihrem verdammten Ehrgeiz!«
    Sie blickte auf das Display ihres Schreibtischs. Es war ausgeschaltet, doch sie wusste genau, was es im taktischen Modus gezeigt hätte: zwei Superdreadnoughts der Systemsicherheit in einem Orbit unweit ihres Kampfverbandes, der den Planeten La Martine umkreiste.
    Admiral Chins Kampfverband bestand zwar aus weitaus mehr Schiffen – ihr unterstanden vierzehn Schlachtschiffe, ebenso viele Kreuzer und ein halbes Dutzend Zerstörer. Aber was half ihr das? Chin ging davon aus, dass sie die beiden Ungeheuer unter günstigen Umständen durchaus besiegt haben könnte – allerdings nicht ohne erhebliche Verluste. Handverlesene Offiziere und gut ausgebildete Schiffsbesatzungen waren ihr Vorteil, während an Bord der SyS-Superdreadnoughts niemand Gefechtserfahrung besaß, die diesen Namen verdiente. Die Leute verdankten ihre Verwendung an Bord der Superdreadnoughts ihrer politischen Zuverlässigkeit, nicht ihrer Kampferprobtheit.
    Dennoch, die Überlegung war rein akademisch, denn die SyS-Superdreadnoughts hatten ihre Impeller und Seitenschilde aktiviert, Chins Schiffe nicht. Die SyS-Kommandanten hatten früher als Chin von Esther McQueens fehlgeschlagenem Putschversuch in Nouveau Paris erfahren und augenblicklich Klarschiff zum Gefecht gemacht – und diese Gefechtsbereitschaft war seither nicht aufgehoben worden.
    Als Chin klar wurde, was vorging, war es schon zu spät gewesen. Ein Gefecht konnte nur mit einem Massaker ihres Verbandes enden.
    Beinahe wäre es dennoch dazu gekommen. Seit McQueens Putschversuch stand das gesamte Offizierskorps der

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