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Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Die Pinasse der Gauntlet durchschnitt schon im Sinkflug die Atmosphäre Refuges und schwenkte auf den Kurs zur Stadt Zion, der größten Absiedlung des Planeten. Je mehr Abigail nachdachte, desto mehr sah sie sich gezwungen, wenn auch widerwillig zuzugeben, dass Commander Watsons Plädoyer nicht ganz abwegig gewesen war.
    Sie blieb indessen überzeugt, dass der Kommandant sie in seinem Kopf als Produkt einer rückschrittlichen Gesellschaft mit religiösen Scheuklappen eingeordnet hatte. Wegen dieser Sichtweise war es möglich und sogar wahrscheinlich, dass er niemand anderen als sie für die gegenwärtige Mission in Betracht gezogen hatte. So ärgerlich sie seine Sprechweise, seinen Manierismus – und nicht zu vergessen seinen Schneider auch fand, sie musste zugeben, dass er niemals, gleich in welcher Weise, abfällige, hinterhältige Andeutungen gemacht hatte, wie sie für Grigovakis und einige andere ihrer Klassenkameraden auf Saganami Island üblich waren. Außerdem ließ er sich durch eine etwaige Voreingenommenheit ihr gegenüber nicht in der Bewertung ihrer Leistungen beeinflussen. Ganz gewiss aber war er nicht die Sorte Mensch, die den Fehlschlag einer Mission riskiert hätte, indem er mit dem Kommando jemand anders betraute als den, den er dafür am besten geeignet hielt.
    Selbst wenn seine Vorurteile ihn dazu bewegt hatten, sich für sie zu entscheiden, war er kein Offizier, der seine Entscheidungen fällte, ohne sie vorher sorgfältig abzuwägen. Auch in anderer Hinsicht lag Commander Watson richtig: Abigail hatte gar nicht erst überlegt, ob er dadurch, dass er den Kontakt zu den Refugianern durch sie herstellen ließ, vielleicht doch eher sein Vertrauen in ihre Fähigkeiten ausdrückte als seine Vorurteile gegen ihre Herkunft.
    Sie verzog das Gesicht, als sie erkannte, wie sehr Commander Watson sie durchschaut hatte. Ob Captain Oversteegen nun vorzuwerfen war, wessen Abigail ihn verdächtigte, oder nicht, sie hatte ihn jedenfalls durch die Brille ihrer Vorurteile und vorgefassten Meinungen betrachtet. Das war niederschmetternd, und zu allem Überfluss bedeutete es ferner auch, dass sie in ihrer Pflicht gegenüber der Prüfung versagt hatte. Das war das Schlimmste.
    Sie blickte aus dem Fenster, als die Pinasse die unterste Wolkenschicht durchstieß und die unordentlich wirkende Siedlung namens Zion in Sicht kam. Dass sie die Prüfung nicht bestanden hatte, bedeutete nicht unbedingt, dass sie sich geirrt hätte, doch sie beschloss, in Zukunft alle Indizien zu berücksichtigen, bevor sie ihre alten Schlussfolgerungen wieder als zutreffend ansah.
    Damit jedoch musste sie warten, bis sie wieder an Bord der Gauntlet war. Im Augenblick hatte sie über ganz andere Dinge nachzudenken, und aus welchem Grund der Captain sie mit ihrer augenblicklichen Aufgabe auch betraut hatte, sie war nun dafür verantwortlich, sie erfolgreich zu bewältigen.
    »Fünf Minuten bis zur Landung, Ms Hearns«, meldete ihr der Bordmechaniker, und sie nickte.
    »Danke, Chief Palmer«, sagte sie und blickte über die Schulter auf Platoon Sergeant Gutierrez. Gutierrez war ein San Martino. Seit der Annexion des Planeten hatten sich sehr viele San Martinos zum Militär des Sternenkönigreichs gemeldet, doch Gutierrez war dem Royal Manticoran Marinecorps schon viel früher beigetreten. Wie General Tomas Ramirez war Mateo Gutierrez als Kind ins Manticore-System gekommen, nachdem seine Eltern vor der havenitischen Okkupation von San Martin in letzter Sekunde hatten fliehen können; im Falle der Gutierrezes waren sie als blinde Passagiere an Bord eines Frachters aus der Solaren Liga gegangen, der sie mit nichts weiter als den Kleidern, die sie am Leibe trugen, auf dem Planeten Manticore abgesetzt hatte. Wie viele Flüchtlinge vor der Tyrannei waren Sergeant Gutierrez und seine (vielen) Brüder und Schwestern unerschütterliche Patrioten, wild der Sternnation ergeben, die sie aufgenommen und ihnen ein Leben in Freiheit geschenkt hatte.
    Er war beinahe zwei Meter groß und musste um die zweihundert Kilogramm wiegen, alles der harte Knochen und die starken Muskeln, wie man sie bei jemandem erwartete, der unter der hohen Schwerkraft von San Martin geboren worden und aufgewachsen war. Als Abigail im Beiboothangar neben ihm gestanden hatte, war es ihr vorgekommen, als wäre sie wieder fünf Jahre alt, und seine verwitterte, tüchtige Erscheinung hatte diesen Eindruck noch verstärkt.
    Doch auch wenn sie sich neben ihm wie ein Kind fühlte, war seine

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