Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
nicht.«
»Diese Klasse ha'm wir also noch nie geseh'n?« Oversteegen klang eher wie ein Mann, der laut denkt, als wie jemand, der eine Frage stellt, auf die er eine Antwort erwartet, doch Blumenthal sagte dennoch:
»Definitiv nicht, Sir. Ich habe sie mit allem verglichen, was wir in der Datenbank haben. Wer immer diese Leute sind, wir kennen sie nicht. Jedenfalls nicht auf der Grundlage der Emissionen, die wir bislang auffassen konnten, die Ergebnisse der Geisterreiterdrohnen eingeschlossen. Das ist es, was mir Sorgen macht. Wir müssten wenigstens eine ungefähre Ahnung haben, als was wir sie identifizieren, aber die fehlt uns.«
Oversteegen nickte. Die Echtzeit-Langstreckenaufklärungsdrohnen der RMN schenkten ihr einen gewaltigen taktischen Vorteil. Im Augenblick wusste Blumenthal ohne Zweifel mehr über die Unbekannten, als diese über die Gauntlet erfahren hatten. Die Gauntlet hatte davon jedoch nicht viel, bevor sie identifizieren konnte, was sie sah.
»Können Sie eine Drohne zu einer visuellen Identifizierung heranführ'n?«, fragte er, nachdem er die Möglichkeiten durchdacht hatte.
»Ich denke schon, Sir. Aber das dauert ein Weilchen. Wir müssen ihr dazu jedenfalls in den Rachen schauen, und bei der Entfernung könnten selbst Havies die Drohne abschießen, Stealth hin, Stealth her.«
»Versuchen Sie es dennoch«, entschied Oversteegen.
»Weißt du«, sagte Ringstorff, »ich glaube nicht, dass ich in den letzten zehn T-Jahren eine Operation erlebt habe, in der dermaßen der Wurm drin war. Ein Manty. Ausgerechnet ein verdammter Manty !«
Finster blickte er auf den Plot. Die Informationen, die er darstellte, waren mehr als neunzehn Minuten alt, was an der Distanz zwischen dem Depotschiff und dem Kreuzer lag, den sie auf Grundlage der von ihren getarnten Sensorplattformen im inneren System aufgenommenen Ortungsemissionen als ›erewhonisch‹ identifiziert hatten. Sie hatten nur vergessen, dass die Erewhoner nicht die Einzigen waren, die manticoranische Technik benutzten, und der Anruf, den Tyler von dieser HMS Gauntlet erhalten und an das Depotschiff weitergeleitet hatte, ließ keinen Zweifel an der Nationalität des Kreuzers. Während er über die Konsequenzen nachdachte, wurde sein Gesicht immer finsterer, Lithgow hingegen zuckte nur die Achseln.
»Das konntest du unmöglich ahnen, bevor sie Tyler angerufen haben«, sagte er. »Wer hätte damit gerechnet, heutzutage noch einen einzelnen manticoranischen Kreuzer so weit von zu Hause entfernt zu sehen?« Er verzog das Gesicht. »Die stecken doch konstant zurück, seit Saint-Just sie mit diesem Waffenstillstand in die Mausefalle gelockt hat.«
»Nun, ob sie zurückstecken oder nicht, sie sind jedenfalls hier«, knurrte Ringstorff.
»Aber eigentlich ändert sich doch gar nichts, oder?«, fragte Lithgow, und Ringstorff sah ihn an. »Ich meine, die Mantys arbeiten offensichtlich mit den Erewhonern zusammen, sonst wären sie nicht hier. In diesem Fall behalten doch alle Argumente ihre Gültigkeit, die dafür sprechen, sie daran zu hindern, dass sie ihre Ortungsdaten über uns weitergeben, oder nicht?«
»Schon, aber du hast ja Tylers Stimme genauso gut gehört wie ich. Der scheißt sich vor Angst in die Hosen, wenn er nur daran denkt, mit einem Manty die Klingen zu kreuzen!«
»Na und?« Lithgow lachte hämisch auf. »Er ist schon innerhalb ihrer Raketenreichweite, also kann er sich sowieso nicht aussuchen, ob er sie angreifen will. Und was immer die Havies denken, für Übermenschen halte ich die Mantys nicht gerade. Die Hitzköpfe haben neueste solarische Raketen und Eloka, und sie sind zu viert. Und von zwo Schiffen ahnen die Mantys nicht einmal etwas!«
»Das ist mir klar.« Ringstorff atmete tief durch und nickte, aber er machte sich weit größere Sorgen über den möglichen Ausgang des Gefechts als Lithgow. Im Gegensatz zu Ringstorff stammte Lithgow aus der Solaren Liga; Ringstorffs Vorgesetzte hatten ihn angeworben. Er war zum ersten Mal in dem Gebiet der Galaxis, das man in der Liga noch immer den Haven-Sektor nannte, und Ringstorff hatte schon vor einiger Zeit bemerkt, dass Lithgow sich über den gewaltigen Respekt – man konnte es sogar Schrecken nennen – ärgerte, den die manticoranische technische Überlegenheit den Einheimischen einflößte.
Zum Teil ging dies auf die einfache Tatsache zurück, dass Lithgow nicht beobachtet hatte, wie die manticoranische Achte Flotte alle havenitischen Flotten und Kampfverbände
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