Honor Harrington 17. Um jeden Preis
noch immer offene Hintertüren in unseren Sicherheitssystemen haben, Danny. Man kann nicht sagen, wen er vielleicht kannte, der vielleicht diese Information besaß oder in der Lage war, sie ihm aus dem System zu holen.«
»Aber Sie haben noch nicht feststellen können, ob es wirklich jemand geschafft hat, oder, Chef?«
»Nein. Noch nicht. Das ist eine der unterhaltsamen kleinen Handreichungen, die ich auf Sie abwälzen wollte.«
»Wunderbar, vielen herzlichen Dank«, sagte sie und runzelte nachdenklich die Stirn.
»Selbst wenn es mir gelingt, das nachzuweisen«, fuhr sie nach einem Augenblick fort, »beweist allein die Tatsache, dass er Zugang zu dem Schlüssel besaß, noch lange nicht, dass er damit auch tatsächlich etwas angestellt hat.«
»Möglich. Zumindest wäre es ein deutlicher Fingerzeig.
Mir würde es reichen, um mit einer gewissen Seelenruhe meinen hinreichenden Verdacht darzulegen.«
»Wie denn?«
»Weil der einzige Schlüssel, den ich auf dem Original der diplomatischen Note sah, derjenige war, über den wir verfügten«, sagte Usher grimmig. »Es ist zwar nicht unerhört, dass eine Note, selbst auf hoher Ebene, nicht den persönlichen Schlüssel der Außenministerin trägt, aber ungewöhnlich ist es schon. Nehmen wir also an, wir könnten nachweisen, dass Giancola den allgemeinen Schlüssel in Besitz hatte. Und angenommen, wir gehen zurück, untersuchen die gesamte fragliche Korrespondenz und entdecken, dass keines der manticoranischen Originale Descroix' persönlichen Schlüssel getragen hat?«
»Dann haben Sie Ihren hinreichenden Verdacht«, sagte Abrioux leise.
»Bingo.« Usher hob die Kaffeetasse, prostete ihr ironisch zu, nahm einen Schluck und lächelte sie gepresst an.
»Also, Special Senior Inspector Abrioux, wann gedenken Sie Ihre vollkommen ungenehmigte, nirgendwo protokollierte und ganz und gar verdeckte Ermittlung zu beginnen?«
15
»Na, das wird aber auch Zeit«, sagte Commodore Mercedes Brigham tief befriedigt, als der Superdreadnought Imperator im Sichtfenster der Pinasse immer größer wurde. »Ich dachte schon, wir aktivieren diese Flotte nie !«
Brigham saß neben Honor gleich an der Luke, und Honor nickte in stiller Zustimmung für ihre Stabschefin, während sie den massigen Berg aus Panzerstahl betrachtete, der vor den Sternen herzog, übersät von den hell strahlenden Nadelspitzen seiner Ankerlichter. HMS Imperator unterschied sich völlig von Honors letztem Flaggschiff. Sie war nahezu zwei Megatonnen größer und schwer gepanzert, und ihr fehlten die von Luken besetzten Flanken eines LAC-Trägers. Als Superdreadnought der neuen Invictus -Klasse gehörte die Imperator zu dem Dutzend der kampfstärksten Kriegsschiffe, die existierten. Leider war ihre Klasse erheblich kleiner als ursprünglich geplant, weil alle unvollendeten Invicti auf ihren Hellingen im Grendelsbane-System vernichtet worden waren.
Die fünf anderen Schiffe ihres Geschwaders – zwei weitere Invicti und drei ältere, aber beachtliche Lenkwaffen-Superdreadnoughts der Medusa -Klasse – umkreisten zusammen mit dem Flottenflaggschiff San Martin. Gleich hinter der Imperator sah Honor HMS Intransigent , Alistair McKeons Geschwaderflaggschiff, und sie lächelte voller Zuneigung, als sie es entdeckte. Wenn jemand eine Flagge verdient hat, dann Alistair , dachte sie, und sie hätte niemanden nennen können, von dem sie sich den Rücken lieber hätte decken lassen.
Die Pinasse bremste ab und kam relativ zur Imperator zum Stillstand; dann rollte sie auf ihren Kreiseln, während sie von den Traktorstrahlen im Hangar des Superdreadnoughts erfasst wurde. Das Beiboot wurde langsam eingezogen und fast ohne Erschütterung auf dem Andockgerüst abgesetzt. Die Zugangsröhre fuhr aus und verankerte sich an der Schleusenmanschette. Die Nabelschnüre kamen heran und verbanden sich mit den passenden Buchsen auf der Außenhaut der Pinasse, während Honor durch den transparenten Armoplast der Hangargalerie die wartende Seite betrachtete.
Die Bordmechanikerin musterte ihre Anzeigen. »Verbindung dicht«, informierte sie das Cockpit.
»Luke auf«, antwortete der Pilot, und die Lukentür glitt beiseite.
Brigham stieg von ihrem Sitz, trat in den Gang und wartete dort, während Honor sich erhob und Nimitz auf die Schulter setzte. Schließlich ging Honor zur Luke. Von der Tradition in der Royal Manticoran Navy, dass der ranghöchste Offizier zuletzt an Bord kam und sich als Erster ausschiffte, gab es keine
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