Honor Harrington 17. Um jeden Preis
ernst. In Wirklichkeit aber ist er ein sehr gefährlicher Feind mit erheblich mehr Macht, als viele Leute glauben, und zwar gerade deswegen, weil er in dem Ruf steht, genau abzuwägen, welche Geheimnisse er so hämisch an die Öffentlichkeit bringt.«
Ihrem Ton fehlte beinahe jede Leidenschaft, doch sie hätte damit niemanden getäuscht, der das Feuer in ihren grünen Augen sehen konnte.
»Du könntest recht haben«, erwiderte Honor nach einem Moment. »Nein, du hast fast mit Sicherheit recht – in solchen Dingen liegst du meistens richtig, Liebes. Leider weiß ich deshalb trotzdem nicht, was wir in dieser Sache unternehmen sollen. Außer einen Meuchelmörder anzuheuern.«
»Wenn wir diesen Weg gehen wollen, brauchen wir keine Meuchelmörder«, sagte Honor grimmig.
»Aus irgendeinem Grund habe ich den leisen Verdacht, dass es vielleicht nicht der beste Weg wäre, die Situation zu bewältigen, indem wir ihn zu einem Duell fordern und dann zwischen die Augen schießen, so befriedigend es auch wäre«, entgegnete Emily trocken. »Nicht dass wir kein kleines Vermögen machen könnten, indem wir Eintrittskarten zu dem Ereignis verkaufen.«
»Ha! In dem Moment, in dem du ihn herausforderst, emigriert er nach Beowulf!«, knurrte Hamish. »Dort sind Duelle verboten.«
»Vielleicht können wir diese angenehme Fantasie doch aus unseren Überlegungen heraushalten?«, schlug Emily ein wenig gereizt vor, und ihr Ehemann brummte etwas, das sie als Zustimmung deutete.
»Was mich dabei am meisten beunruhigt«, sagte Honor mit düsteren Blick, »ist, wie ausdrücklich er dich und mich miteinander in Verbindung bringt, Emily. Na ja« – sie lächelte fast natürlich –, »und die Tatsache, dass ich eigentlich noch gar nicht wissen wollte, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird.«
»Mir drängt sich die Frage auf«, sagte Emily nachdenklich, »ob er ernsthaft glaubt, dass Hamish auch der Vater deines Kindes ist, Honor, oder er die Verbindung nur hergestellt hat, um seine Leserschaft an seine früheren Behauptungen über euch zu erinnern. Weiß er etwas, oder will er uns dreien nur mit Andeutungen einen Schlag versetzen, weil wir beim letzten Mal den Sieg davongetragen haben?«
»Ich glaube, er weiß entweder Bescheid, oder er hegt einen starken Verdacht«, sagte Honor. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich glaube, er hat nur einen starken Verdacht. Wissen könnte er nur etwas, wenn es ihm irgendwie gelungen wäre, einen Genvergleich zwischen Hamish und dem Kind zu erhalten, und wenn Illescue nicht seine Quelle ist, dann wüsste ich nicht, wie er das zuwege gebracht haben soll.«
»Gutes Argument«, pflichtete Hamish ihr bei. »Und ich neige dazu, dir recht zu geben. Was zum nächsten Punkt führt.« Er verzog unfroh das Gesicht. »Wann immer du auf dem Planeten bist, Honor, verbringst du furchtbar viel Zeit auf White Haven. Man braucht kein Genie zu sein, um das zu bemerken. Und dass man uns vorgeworfen hat, es wäre etwas zwischen uns, hilft uns nicht sehr viel, wo wir wirklich ein Liebesverhältnis haben. Ob Hayes nun offen andeutet, ich sei der Vater, oder nicht, das Gerücht wird schon bald aufkommen, wenn es nicht bereits im Umlauf ist.«
»Ich könnte mich natürlich von White Haven fernhalten«, sagte Honor langsam mit weit unglücklicherer Miene als er.
»Nein, das kannst du nicht«, entgegnete Emily gereizt und schüttelte den Kopf. »Ihr dürft euch auf keinen Fall ohne Aufseher in einer geselligen Situation erwischen lassen!« Beide blickten sie an, und sie schnaubte herablassend. »Wenn du, nachdem Hayes seine kleine Bombe hat platzen lassen, plötzlich deine Freundin Emily nicht mehr besuchst, kann man daraus nur einen Schluss ziehen, und zwar den richtigen – so ziemlich das Letzte, was du dir in dieser bestimmten Situation wünschen könntest, meinst du nicht auch, Honor?«
»Nun, ja, aber …«
»Kein Aber«, unterbrach Emily sie. »Außerdem haben wir letztendlich immer vorgehabt, Hamishs Vaterschaft am Ende bekanntzugeben; deswegen können wir jetzt nicht hingehen und Hayes einen Lügner nennen. Er ist ein Kretin, ein Schleicher, ein hinterlistiger kleiner Wurm, aber wenigstens diesmal ist er eines nicht: ein Lügner. Würden wir heute behaupten, er sage die Unwahrheit, hätten wir nur Probleme, wenn wir uns schließlich erklären. Und selbst wenn wir dazu nicht bereit wären, würdest du in dem Augenblick, in dem du urplötzlich deine Gewohnheiten änderst, zugeben, dass er den Nagel auf den
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