Honor Harrington 17. Um jeden Preis
Wenn das eine praktikable Lösung des Problems wäre, hätte ich mich schon selbst darum gekümmert.«
»Da wäre immer noch Micah«, sagte Miranda betont. Micah LaFollet, ihr jüngster Bruder, war gerade sechsundzwanzig geworden. Jung genug, um die Prolong-Behandlung dritter Generation erhalten zu haben, und von klein an mit zeitgemäßer Nahrung und medizinischer Versorgung aufgewachsen, überragte er seinen ältesten Bruder Andrew um mehr als vierzehn Zentimeter. Trotz dieser beeindruckenden Körpergröße (er war sogar noch fünf Zentimeter größer als Honor) wirkte er für Graysons erheblich jünger, als er war, doch er stand bereits am Ende seiner Ausbildung zum Waffenträger und litt an einem ausgeprägtem Fall von Heldenverehrung, was Honor anging.
»Nein, da wäre nicht noch Micah«, schalt Honor sie. »Er ist noch kein Waffenträger, und er neigt ein bisschen zur Übertreibung. Außerdem stehen tätliche Angriffe im Sternenkönigreich unter Strafe, und im Gegensatz zu Ihrem älteren Bruder genießt er keinerlei diplomatische Immunität.«
»Nun, dann könnte Richard vielleicht etwas unternehmen.« Miranda bemühte sich um einen humorvollen Ton, versuchte vorzugeben, ihr Vorschlag sei nicht ganz ernst gemeint, doch Honor schmeckte die rasende Wut, die in ihr kochte.
»Miranda«, sagte sie und trat ganz in das Büro. »Ich weiß wirklich zu schätzen, wie ärgerlich Sie sind. Wie sehr Sie – und Andrew, Simon, Micah, Spencer und Mac – mich vor dieser Sache beschützen wollen, aber Sie können es nicht. Und während Richard ein sehr guter Anwalt ist, hat Solomon Hayes jahrzehntelang Erfahrung, wie nah er sich an offene Verleumdung heranwagen darf, ohne die Grenze zu überschreiten, ab der er belangt werden kann.«
»Aber, Mylady«, wandte Miranda ein, ohne ihren gespielten Humor weiter aufrechtzuerhalten, »man wird auf Grayson davon hören. Für unsere Siedler wird es keine große Rolle spielen, aber diese Mistkröte Mueller und seine widerlichen Speichellecker werden versuchen, Ihnen damit bei den Konservativen so sehr zu schaden wie möglich.«
»Ich weiß«, seufzte Honor. »Trotzdem kann ich im Augenblick nichts dagegen unternehmen. Ich verlasse die Stadt und entziehe mich den Reportern, indem ich zur Flotte zurückkehre. Aber ich habe Briefe an Benjamin und Austin geschickt, in denen ich sie vor dem Bevorstehenden warne. Mehr kann ich im Augenblick nicht tun.«
Miranda sah sie rebellisch an, und Honor lächelte ihr zu.
»Schließlich bin ich nicht zum ersten Mal eine Zielscheibe der Presse«, betonte sie. »Und bisher habe ich immer überlebt, so wenig ich es manchmal auch genossen habe. Und …«
Sie hielt einen Augenblick inne, dann zuckte sie die Schultern.
»Und«, gestand sie, »die Sache lässt mich längst nicht so kalt, wie Sie anzunehmen scheinen. Vertrauen Sie mir – Mr Hayes wird sie bereuen, seine … Anstrengung.«
»Mylady?« Miranda hob den Kopf, und ihre Stimme klang leicht angespannt. Ihren Unterton begleitete ein Blick, wie ihn ein graysonitisches Kindermädchen einsetzte, wenn kein einziger ihrer Schützlinge auch nur das Geringste darüber zu wissen schien, wie dieser tote Sandfrosch auf wundersame Weise im Luftreiniger des Kinderzimmers materialisieren konnte.
»Nun«, erklärte Honor, »zufällig bin ich gestern Stacey Hauptmann begegnet, und aus irgendeinem Grund kamen wir auf die Presse zu sprechen. Wie es scheint, überlegt Stacey schon seit einiger Zeit, in dieses Gebiet zu expandieren. Sie sagt, sie überlegt, als Erstes den Landing Tattier zu kaufen – nur zum Einstieg, wissen Sie. Um mit den Möglichkeiten zu spielen. Und ich glaube, sie sagte auch etwas davon, dass sie es zu ihrer Aufgabe machen wolle … – wie hat sie es noch ausgedrückt? Ach ja. Sie wolle es zu ihrer Aufgabe machen, ›für saubere Professionalität innerhalb der manticoranischen Presse als Ganzem zu sorgen‹.«
» Mylady «, sagte Miranda in völlig anderem Ton, und ihre grauen Augen funkelten plötzlich. »Ach, ist das gemein !«, fuhr sie mit tiefer Genugtuung fort.
» Ich habe sie nie zu irgendetwas angeregt«, sagte Honor tugendhaft, »und niemand könnte mich oder jemand von meinen Gefolgsleuten beschuldigen, ihm ein Leid getan zu haben. Ich gebe aber zu, ich finde die Aussicht, dass Stacey Hauptmann unseren Mr Hayes persönlich auf dem Kieker hat … überaus befriedigend. Dadurch wird zwar nichts ungeschehen gemacht, was er bereits angerichtet hat, aber ich bin ganz
Weitere Kostenlose Bücher