Honor Harrington 17. Um jeden Preis
augenblicklich aufnahmefähigen Sinnen.
»Sie wollten geweckt werden«, wiederholte die Stimme leise lachend, und Honor riss die Augen auf – diesmal wirklich sehr schnell –, denn sie schmeckte Hamishs Absicht. Doch so schnell sie auch war, sie war nicht schnell genug. Unerbittliche Finger tanzten ihr über die Rippen zu den Achselhöhlen hoch und nutzten auf verabscheuungswürdige Weise ein Geheimnis aus, das sie so viele Jahrzehnte lang gehütet hatte.
» Hamish! «, kreischte sie fast, als er sie gnadenlos kitzelte. Sie presste die Oberarme fest an den Brustkorb und nahm damit seine Hände gefangen, aber seine Finger bewegten sich weiter, und sie wand sich hin und her. Beide wussten sehr genau, dass sie ihm jederzeit beide Arme hätte brechen können, doch er setzte seinen Angriff mit der Furchtlosigkeit eines Mannes vor, der skrupellos das Wissen ausnutzte, dass sie ihn liebte.
Honor warf sich aus dem Bett und wirbelte zu ihm herum. Er stützte sich mit einem Ellbogen auf, räkelte sich sinnlich und grinste sie spitzbübisch an. Die Belustigung im Schlafzimmer stammte nicht nur von ihm; Nimitz und Samantha saßen nebeneinander auf dem Kopfende des Bettes und lachten bliekend.
»Wie ich sehe, bist du wach«, sagte Hamish fröhlich.
»Und du , Earl White Haven, bist ein toter Mann«, entgegnete sie ihm mit einem finsteren Blick.
»Ich habe keine Angst vor dir.« Schniefend hob er die Nase. »Emily wird mich beschützen.«
»Aber nicht, wenn ich ihr sage, warum du sterben musst. Wenn ich es ihr erkläre, hilft sie mir, deine Leiche zu verstecken.«
»Da könntest du recht haben.«
»Darauf kannst du wetten.«
»Na, wahrscheinlich war es trotzdem wert, zu einem solchen Anblick zu erwachen«, sagte er mit funkelnden blauen Augen, und Honor spürte, dass sie tatsächlich errötete, als sie an ihrer eigenen Nacktheit hinunter blickte. Als sie schmeckte, wie sich die Baumkatzen über ihre Reaktion amüsierten, vertiefte sich die Röte nur, und sie drohte ihnen mit der Faust.
»Ich glaube«, sagte sie unheilverkündend, »dass ihr alle eine Abreibung braucht. Besonders du , Mylord Earl. Nicht auszudenken, dass ich dir einmal genügend vertraut habe, um dir anzuvertrauen, dass ich kitzlig bin. Die Schurkerei deines Tuns raubt mir den Atem.«
»Aber natürlich.« Er setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. »Was ohne Zweifel der Grund ist, warum du dein tiefes, finsteres Geheimnis überhaupt offengelegt hast. Du musst gewusst haben, dass jeder brauchbare Taktiker davon Gebrauch machen würde, wenn die Mission auf dem Spiel steht.«
»Eine große Abreibung.« Sie lächelte zuckersüß. »Weißt du, erst neulich habe ich mit Andrew darüber gesprochen, und er sagte, es ist nie zu spät, neue Trainingsmethoden anzunehmen. Du zum Beispiel, Hamish. Mir ist klar, dass du in deinem hohen Alter vielleicht denkst, du wärest schon zu gebrechlich, um neue Kunststücke zu lernen, aber du bist ein Prolong-Empfänger, und erst vor zwo Monaten habe ich dich auf dem Handballfeld gesehen. Ich glaube, du hast gute Aussichten.«
»Aussichten worauf?«, fragte er misstrauisch.
»Na, um mit dem Coup de Vitesse anzufangen, was sonst?« Sie machte unschuldige, große Augen. »Überleg doch nur, wie gut das deinem Selbstbewusstsein täte, ganz zu schweigen, wie heilsam es für deinen ganzen Körper wäre.«
»Junge Dame, du musst den Verstand verloren haben, wenn du glaubst, dass ich mich von dir auf die Matte locken lasse, damit du mich als Punchingball benutzt.« Er schnaubte. »Vielleicht – vielleicht , sage ich – bin ich bereit, mit graysonitischem Fechten anzufangen. Mit Florett und Degen konnte ich schon immer gut umgehen. Zumindest damals, vor vielen, vielen Jahren, an der Akademie. Aber dieses brutale, verschwitzte Handgemenge, das du betreibst, das ist einfach nicht mein Stil.« Er schüttelte den Kopf. »O nein – Selbstverteidigung ist deine Stärke, nicht meine. Wenn wir jemals von jemandem überfallen werden, der an deinen drei Rottweilern vorbeigekommen ist, halte ich gern deinen Mantel, während du mit dem Kerl das Pflaster bohnerst. Teufel, danach kaufe ich dir sogar ein Bonbon und eine Tasse heiße Schokolade.«
Honor lachte, während sie sich vorzustellen versuchte, wie ein Grayson, so aufgeklärt er auch sein mochte, etwas Derartiges einer Frau vorschlug, ganz gleich, wie gut sie in Selbstverteidigung ausgebildet war.
»Nun«, sagte sie nach einem Augenblick, während sie die
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