Honor Harrington 17. Um jeden Preis
ist noch der Kirche der Entketteten Menschheit angehört, beide eher in einer Grauzone, was sie anbetrifft.«
»Sie ist vielleicht keine Tochter der Vaterkirche«, entgegnete Sullivan ruhig und sah Telmachi in die Augen, »aber nach meiner Erfahrung darf ich Ihnen versichern, dass sie ganz gewiss eine Tochter Gottes ist. Ich will offen mit Ihnen sein und zugeben, dass mir nichts größere Freude machte, als wenn sie der Vaterkirche beiträte, aber um die Seele dieser Frau muss ich mir wirklich keine Sorgen machen.«
»Das stimmt mit meinem Eindruck von ihr überein«, sagte Telmachi ernst. »Ich glaube, sie gehört zur Dritten Stellaren, nicht wahr?«
»Richtig. Was mich vor ein gewisses Problem stellt, da die Dritte Stellare Reformierte Missionsgemeinschaft anscheinend keine organisierte Hierarchie besitzt wie Ihre Kirche oder die meine.«
»Die Dritte Stellare ist tatsächlich so, wie sich die Kirche der Entketteten Menschheit ohne eine fest etablierte Hierarchie vielleicht entwickelt hätte«, sagte Telmachi. »Alle drei T-Jahre treffen sich alle Gemeindevertreter zu einer Generalsynode und wählen eine Führerschaft für die Synode und auch ein Koordinationskomitee, das zwischen den Synoden aktiv ist, aber jede Gemeinde – und jedes einzige Gemeindemitglied – ist für die eigene Beziehung zu Gott selbst verantwortlich. Ich stehe mit etlichen ihrer Geistlichen auf gutem Fuß, und einer von ihnen verglich die Generalsynoden mit dem Versuch, Baumkatzen zusammenzutreiben.«
Sullivan lachte über den Vergleich, und Telmachi nickte.
»Sie sind sich über eine Vielzahl von Doktrinen und Kernpunkten einig, aber von diesen zentralen Gebieten einmal abgesehen gibt es Raum für sehr viel Meinungsverschiedenheit.«
»Diesen Eindruck erhielt ich aus meinen Gesprächen mit Lady Harrington und ihren Eltern«, sagte Sullivan.
»Und ich glaube, Sie haben wahrscheinlich recht – der … Individualismus, den die Dritte Stellare ermutigt, hat zahlreiche Entsprechungen in unserer Doktrin. Ich habe schon oft gedacht, dass Lady Harrington wahrscheinlich deshalb so wenig Schwierigkeiten mit der Vaterkirche hat, wenn es natürlich auch unvermeidbare Differenzen gibt.
Das Problem, von dem ich sprach, ist nun, dass ich nicht in der Lage war, einen Geistlichen der Dritten Stellaren zu finden, mit dem ich meine Bedenken besprechen kann. Von der Doktrin dieser Glaubensgemeinschaft habe ich den Eindruck, dass sie extrem … umfassend ist, aber ich muss zugeben, dass ich damit weniger vertraut bin, als mir lieb ist.«
»Wenn Ihre Bedenken sich um das drehen, was ich glaube, Reverend«, antwortete Telmachi, »so brauchen Sie sich meines Erachtens keine Sorgen zu machen. Ich würde Ihnen jedoch sehr gern zwei oder drei ihrer Theologen nennen, mit denen Sie Ihre Gedanken erörtern könnten.«
»Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar«, sagte Sullivan und neigte den Kopf zu einer knappen Gebärde des Dankes. »Aber das bringt mich natürlich auf den Grund, weshalb ich unbedingt Sie sprechen musste.«
»Reverend«, sagte Telmachi mit erneutem Lachen, » Mutter Kirche hat im Laufe der Jahrtausende selbst die eine oder andere Lektion gelernt. Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Probleme geben wird.«
»Aha, hier sind Sie also«, sagte Dr. Allison Harrington streng. »Und was hat Sie auf den Gedanken gebracht, dass ich Ihnen gestatte, in einem Hotel zu wohnen, wenn ich fragen darf?«
»Das Royal Arms Hilton ist kaum ein einfaches ›Hotel‹, Mylady«, entgegnete Jeremiah Sullivan milde, während er an einem ernsten Harringtoner Waffenträger vorbei ins Foyer von Honors Haus an der Jasonbai trat. Er lächelte, beugte sich über ihre Hand und küsste sie nach anerkannter graysonitischer Manier.
» Quatsch! «, versetzte sie. »Ich wette, Sie wollen nur die Handtücher klauen. Oder sie haben es auf einen der süßen Bademäntel abgesehen, die es da gibt.«
Der Waffenträger schien leicht zusammenzuzucken und wartete wahrscheinlich auf den Blitzschlag vom Himmel, doch Sullivan lächelte nur noch breiter, während Allison ihn anfunkelte.
»Tatsächlich, Mylady, ging es mir um die Seife«, sagte er feierlich.
»Hab ich's doch gewusst!«
Sie lachte glucksend und legte den Arm um ihn, während sie ihn ins Haus führte.
»Es ist schön, Sie zu sehen«, sagte sie ernster. »Und während Sie sich im Royal Arms bestimmt ganz wohl fühlen, würden mich Honor und Benjamin unabhängig voneinander skalpieren wollen, wenn ich
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