Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
Ihnen den offiziellen Dank des Kongresses übermittelt. Ich hoffe, das ist für Sie nicht zu hoch gegriffen?«
»Solange es nur nicht das Kreuz ist. Und …« – Giscards Augen funkelten, als Theisman bei der Einschränkung aufstöhnte – »sofern der Dank sich auch auf alle meine Leute erstreckt.«
»Ich glaube, das kann ich einrichten.« Theisman schüttelte den Kopf. »Himmel! Jetzt muss ich Lester davon erzählen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Na, Sie wissen ja, wie lange und hart er an seinem Image als unbeherrschter Cowboy gearbeitet hat, ehe wir Saint-Just loswurden. Was glauben Sie wohl, wie er reagiert, wenn ich ihm eröffne, dass der Kongress ihm das Kreuz für Sansibar geben will? Besonders jetzt, wo Sie für eine Ablehnung den Weg geebnet haben!«
8
»Hoheit«, sagte Dr. Franz Illescue steif, »im Namen des Fortpflanzungszentrums Briarwood spreche ich Ihnen mein aufrichtiges und persönliches Bedauern für unsere unentschuldbare Verletzung Ihrer Privatsphäre aus. Ich habe die Angelegenheit mit unserer Rechtsabteilung besprochen und sie angewiesen, Schadenersatzforderungen, die Sie eventuell wegen unseres Versagens erheben, nicht anzufechten. Darüber hinaus hatte ich die Rechnungsabteilung informiert, dass in Anerkennung des Medienwirbels, den die ungenehmigte Weitergabe dieser Informationen zur Folge hatte, alle noch nicht bezahlten Dienstleistungen der Klinik Ihnen kostenlos erwiesen werden sollen.«
Honor stand in der Eingangshalle von Briarwood vor Illescue und schmeckte sein aufrichtiges Bedauern. Überlagert war es mit mehr als nur einem wenig Groll, sich in dieser Lage zu befinden, und dann auch noch vor ihr. Und er hegte keinen Zweifel – oder fürchtete zumindest –, dass ihre Eltern ihn persönlich verantwortlich machen würden. Trotz allem aber dominierten Gewissensbisse und professionelle Verantwortung seine Gefühle. Allerdings war es unwahrscheinlich, dass ihm viele Leute das geglaubt hätten, wie er da mit steifem Rücken vor ihr stand. Honor jedoch sah keine andere Wahl, als ihn beim Wort zu nehmen.
Das bedauerte sie eher. Nachdem sie den Spießrutenlauf durch die Reporter außerhalb von Briarwood hinter sich hatte – trotz Solomon Hayes' Fall war die Story für eine gewisse besonders abstoßende Unterart von Journalisten nach wie vor sehr einträglich –, hatte sie sich doch so sehr darauf gefreut, Franz Illescue in großen, schmerzhaften, blutigen Stücken die Haut abzuziehen. Jetzt konnte sie das nicht mehr. Nicht wo es für sie so offensichtlich war, dass er seine Entschuldigung ernst meinte.
»Dr. Illescue«, sagte sie schließlich, »ich weiß, dass Sie persönlich nichts mit dem Durchsickern der Information zu tun hatten.«
Er weitete leicht die Augen, und sie schmeckte sein Erstaunen über ihren vernünftigen Ton.
»Außerdem«, fuhr sie fort, »habe ich einige Erfahrung mit großen bürokratischen Organisationen. Ihrer Majestät Navy zum Beispiel. Während ich mir bewusst bin, dass die Kommandantin für alles verantwortlich ist, was an Bord ihres Schiffes vorfällt, weiß ich auch, dass Dinge geschehen, über die sie keine Gewalt hat. Ich bin überzeugt, das Leck war ein Beispiel für einen Verstoß dieser Art.
Ich will nicht behaupten, dass ich nicht zornig wäre oder dass ich nicht stark verüble, was passiert ist. Ich habe jedoch die Gewissheit, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende unternommen haben, um aufzudecken, wie dieses Wissen in die Hände von jemandem wie Solomon Hayes geraten konnte. Ich sehe also keinen Grund, Sie oder Ihre Einrichtung für das rechtswidrige Verhalten einer Einzelperson haftbar zu machen, die ohne Ihre Genehmigung handelte und gegen die Vorschriften Briarwoods die Schweigepflicht verletzte. Ich habe nicht die Absicht, Forderungen nach Schadenersatz oder sonst etwas an Sie oder Briarwood zu richten. Ihr Angebot, mir weitere Dienstleistungen nicht zu berechnen, nehme ich an, und für mein Teil ist die Angelegenheit damit erledigt.«
»Hoheit …«, begann Illescue und verstummte. Er blickte sie einen Moment lang an, dann lockerte sich seine angespannte Miene ein wenig, und er atmete tief durch.
»Das ist außerordentlich großzügig und nachsichtig von Ihnen, Hoheit«, sagte er vollkommen aufrichtig. »Ich werde mich nicht weiter entschuldigen, weil ich offen gesagt nicht glaube, dass man sich für solch einen Verstoß gegen die Schweigepflicht angemessen entschuldigen kann. Ich wäre jedoch geehrt, wenn Sie mir
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