Honor Harrington 5. Im Exil
fügte sie hinzu, und seine entsetzte Miene wich einem strahlenden Lächeln.
»Jawohl, Mylady!« rief er. »Ich will versuchen, Sie niemals im Stich zu lassen, Mylady.«
»Das glaube ich Ihnen, Lieutenant, und ich bin sicher, daß Sie damit Erfolg haben werden.« Noch einmal klopfte sie ihm auf die Schulter, dann verschränkte sie die Arme hinter dem Rücken. Außer Mercedes kannte sie keinen ihrer Flaggspezialisten, aber sie machten einen guten, kompetenten Eindruck. Aus der Art, wie Mercedes sie vorgestellt hatte, konnte Honor darauf schließen, wie die Stabschefin die Leute einschätzte. Alles in allem hatte Hochadmiral Matthews nach Mercedes’ Meinung offenbar gute Arbeit geleistet.
»Ich bin überzeugt, daß wir uns rasch kennenlernen«, sagte Honor nach kurzem Schweigen. »Auf jeden Fall steht uns so viel Arbeit bevor, daß wir uns nun häufiger sehen!« Etliche Stabsangehörige erwiderten ihr Lächeln. Sie nickte. »Ich würde mich gern mit Ihnen allen – besonders aber Ihnen, Commander Paxton – zu einer ersten Besprechung treffen, sobald ich mich ein wenig eingewöhnt habe.« Sie warf einen Blick auf das Zeit- und Datumsdisplay an der Schottwand. »Wenn Sie so freundlich wären, um zehn Uhr in den Flaggbesprechungsraum zu kommen, dann sehen wir uns dort.«
Nicken und zustimmendes Gemurmel antwortete ihr.
»Ich würde mich freuen, Sie ebenfalls dort zu sehen, Captain«, wandte sie sich erheblich formeller an Yu.
»Mit Vergnügen, Mylady.«
»Vielen Dank. So, ich glaube, ich gehe nun besser und fange mit dem Eingewöhnen an.«
»Jawohl, Mylady«, antwortete Yu. Er zögerte. »Darf ich Sie zu Ihrer Kajüte führen?«
Honor schüttelte den Kopf. »Nein, vielen Dank, Captain. Ich habe schon genug von Ihrer Zeit in Anspruch genommen. Captain Brigham wird mir den Weg zeigen; wir haben ohnehin einiges zu besprechen.«
»Wie Sie wünschen, Mylady«, murmelte Yu mit starren, ein wenig getrübt wirkenden Augen.
»Vielen Dank. Wir sehen uns alle um zehn Uhr.« Honor warf über die Schulter einen Blick auf Mercedes. »Captain Brigham?«
»Jawohl, Ma’am. Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
Die Marineinfanteristen nahmen Haltung an und präsentierten das Gewehr, als Honor hinter ihrer Stabschefin an ihnen vorbeischritt. Ihr folgten ihre Waffenträger und James MacGuiness. Honor bedankte sich mit einem Nicken für die erwiesene Höflichkeit. Mercedes führte sie in einen Lift und gab das Ziel ein. Als die Türen sich schlossen, lehnte Honor sich gegen die Wand und stieß keuchend den angestauten Atem aus.
»Gott sei dank ist das überstanden!« hauchte sie. Mercedes lachte auf, Honor schnaubte. »Für Sie war das leichter. Sie kannten die Leute schon alle!«
»Jawohl, Ma’am, das ist wahr. Aber ich bin bloß Captain – Sie sind Admiral. Dadurch haben Sie bei Vorstellungszeremonien einen gewissen Vorteil.«
»Pah!« Honor nahm die Mütze ab und fuhr sich mit der Hand über das geflochtene Haar, und Nimitz lachte bliekend und versuchte, sie am Handgelenk zu packen. Mit der Leichtigkeit einer häufig geübten Bewegung wich sie seinem Griff aus und klopfte ihm sanft auf die Nase, dann deutete sie mit der Mütze nacheinander auf die Personen im Lift.
»Mac kennen Sie ja bereits, Mercedes, aber ich will Ihnen auch meine anderen Beschirmer vorstellen. Das ist Major LaFollet, mein persönlicher Waffenträger und Kopf meiner Leibwache.« Brigham nickte lächelnd, und Honor deutete auf die beiden anderen. »Das ist Armsman Candless, das ist Armsman Howard. Die armen Kerle müssen mir auf Schritt und Tritt folgen. Gentlemen, falls Sie’s irgendwie überhört haben sollten, das hier ist Captain Brigham, meine Stabschefin. Behalten Sie sie im Auge und lassen Sie sich nicht von ihrer ruhigen Fassade täuschen. Sie hat einen boshaften, niederträchtigen Sinn für Humor.«
»Das ist eine ganz fiese Unterstellung, Mylady. Mein Humor ist niemals niederträchtig.«
Als die Waffenträger grinsten, verkündete ein leises Klingeln die Ankunft des Liftes. Mercedes wartete, bis Honor die Kabine als erste verlassen hatte, dann führte sie die Gruppe den Weg entlang. Ein Marineinfanterist, wie er an Bord eines manticoranischen Kriegsschiffs vor der Kajüte Posten gestanden hätte, war nirgendwo zu sehen; statt dessen wachte Simon Mattingly vor der Luke und nahm Haltung an, als seine Gutsherrin sich näherte.
»Mylady. Captain Brigham.«
»Aha, hier muß ich niemanden mehr vorstellen«, beobachtete Honor.
»Nein, Mylady.
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